08.11.2022

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„Neues Licht aus Pompeji“ – Antike Lichtkunst in München

Dr. Christian Gliwitzky, stellvertretender Direktor der Münchner Glyptothek und der Staatlichen Antikensammlungen in München, gemeinsam mit Prof. Dr. Ruth Bielfeldt (LMU München) bei der Pressekonferenz / Ausstellung "Neues Licht in Pompeji / Staatliche Antikensammlungen
Dr. Christian Gliwitzky, stellvertretender Direktor der Münchner Glyptothek und der Staatlichen Antikensammlungen in München, gemeinsam mit Prof. Dr. Ruth Bielfeldt (LMU München) bei der Pressekonferenz / Ausstellung "Neues Licht in Pompeji / Staatliche Antikensammlungen

Prof. Dr. Ruth Bielfeldt, Klassische Archäologin an der LMU München, erforscht Technik, Ästhetik und Atmosphäre des römischen Kunstlichts am Beispiel Pompejis. Heute eröffnete dazu eine Ausstellung „Neues Licht aus Pompeji“ in den Staatlichen Antikensammlungen in München. Die Sonderschau entstand als Kooperationsprojekt der LMU mit den Staatlichen Antikensammlungen

Wie in der Antike gesehen wurde und welche Seherfahrungen Menschen der römischen Gesellschaft machten, erforscht ein LMU-Projekt unter der Leitung von Ruth Bielfeldt, Professorin für Klassische Archäologie der LMU. Im Rahmen des Projekts „Neues Licht aus Pompeji“ wurden originale Bronzelampen aus Pompeji untersucht. „In keiner anderen Stadt der Antike können wir so variantenreich gestaltete Beleuchtungsgeräte greifen wie im tragisch verschütteten Pompeji. Antike Lampen modulierten Licht“, erklärt Ruth Bielfeldt.

Erforschung von Materialien und Entwicklung von 3D-Simulationen

 

Mithilfe archäologischer und naturwissenschaftlicher Methoden hat das Team die Lichteffekte verschiedener Materialien erforscht und digital in 3D-Simulationen visualisiert, um die Wechselwirkung von Licht, Raum und menschlichem Auge zu beschreiben. Parallel dazu hat das Team, zu dem auch Studierende zählen, Texte der Literatur ausgewertet, die Licht und antike Lichtkultur thematisieren.

Fotomontage: Brennende Bilychnis mit Silen (Ausschnitt). Foto: © Johannes Eber
Fotomontage: Brennende Bilychnis mit Silen (Ausschnitt). Foto: © Johannes Eber
Bilychnis mit Silen. Replik der Werkstatt Chiurazzi, Lichtexperiment 2022, Institut für Klassische Archäologie München. Foto: © Johannes Eber
Blick in eine Ausstellungsvitrine;: Öllampen mit originalen Dochten. Ausstellung "Neues Licht in Pompeji / Staatliche Antikensammlungen
Blick in eine Ausstellungsvitrine;: Öllampen mit originalen Dochten. Foto: RESTAURO /Ausstellung "Neues Licht in Pompeji / Staatliche Antikensammlungen
Reproduktion einer antiken Bronzelampe. 3D-Scan von Manuel Hunziker (Neapel), Modell Felix Lehner (St. Gallen), Bearbeitung des Rohgusses von Restaurator Olaf Herzog (München). Foto: RESTAURO /Ausstellung "Neues Licht in Pompeji / Staatliche Antikensammlungen

Sehen wie in der Antike

 

„Antike Lampen sind Schlüsselobjekte, um antike Gesellschaften zu verstehen“, erklärt Ruth Bielfeldt, die mit dem Ansatz einer „Archäologie der Sinne“ antiken Sinneseindrücken auf der Spur ist und das Thema „Antike Lichtkultur“ mit ihrem Team völlig neu erschließt. In römischen Häusern gab es im ersten Jahrhundert nach Christus unterschiedlichste Lichtinstrumente aus Terrakotta und Bronze – von hohen Kandelabern bis zu handlichen Tischlampen in verschiedenen Formen –, die mit Öl brannten. Sie kamen nicht nur nach Einbruch der Dunkelheit zum Einsatz. Wer versucht, sich in die damalige Zeit hineinzuversetzen, erfährt den „Bruch zu unserem heutigen Umgang mit Licht“, erläutert Ruth Bielfeldt. „Zeit und Zeitempfinden waren ganz anders strukturiert; das Leben im römischen Haus arbeitete anders mit Tag und Nacht.“

Bronzene Fußlampe mit Silbertauschierungen aus der Casa della Fortuna in Pompeji, 1. Jh. n. Chr., H 5 cm, Neapel Museo Archeologico Nazionale. Foto: © Johannes Eber
Bronzene Fußlampe mit Silbertauschierungen aus der Casa della Fortuna in Pompeji, 1. Jh. n. Chr., H 5 cm, Neapel Museo Archeologico Nazionale. Foto: © Johannes Eber
Bronzener Lampenständer in Form eines Akanthusbaums mit zwei Schneckenlampen und einer Lunulalampe, aus Herculaneum und Pompeji, H 57 cm, Neapel Museo Archeologico Nazionale. Foto: © Ruth Bielfeldt
Bronzener Lampenständer in Form eines Akanthusbaums mit zwei Schneckenlampen und einer Lunulalampe, aus Herculaneum und Pompeji, H 57 cm, Neapel Museo Archeologico Nazionale. Foto: © Ruth Bielfeldt

„Neues Licht aus Pompeji“ präsentiert Forschungsergebnisse

 

Die neuen Erkenntnisse zur Lichtkunst erweitern nun unsere Perspektive auf vielfältige Aspekte des sozialen Lebens, allen voran das römische Gastmahl: „Die Festkultur und ihre zentralen Rituale können wir durch das Licht besser verstehen. Das Licht der Cena machte soziale Hierarchien sinnlich erfahrbar, konnte sie aber auch unterlaufen.“ Seit heute  präsentiert die in Kooperation mit den Staatlichen Antikensammlungen realisierte Sonderausstellung die Ergebnisse des Forschungsprojekts „Neues Licht aus Pompeji“ und 180 hochkarätige, zum Großteil noch nie gezeigte Bronzeoriginale aus den Museen von Neapel und Pompeji. 3D-Simulationen sowie das „Virtuelle Triklinium“, ein wissenschaftlich erarbeitetes Virtual-Reality-Szenario eines pompejanischen Gelageraums, zeigen antikes Licht für heutige Augen.

Lampen wurden in Serie hergestellt. Das Exemplar oben zeigt die typische Patina des 18. Jh. Die mittlere Lampe zeigt eine Behandlung in einem elektrisch-chemischen Verfahren, die untere reinigt Restaurator Hagen Schaaf konservativ mechanisch – die grüne Patina ist bewahrt. Foto: RESTAURO /Ausstellung "Neues Licht in Pompeji / Staatliche Antikensammlungen
Lampen wurden in Serie hergestellt. Das Exemplar oben zeigt die typische Patina des 18. Jh. Die mittlere Lampe zeigt eine Behandlung in einem elektrisch-chemischen Verfahren, die untere reinigt Restaurator Hagen Schaaf konservativ mechanisch – die grüne Patina ist bewahrt. Foto: RESTAURO /Ausstellung "Neues Licht in Pompeji / Staatliche Antikensammlungen

Informationen:

Ausstellung: Neues Licht aus Pompeji in den Staatlichen Antikensammlungen vom 9. November 2022 an.

Neues Licht aus Pompeji: Kurzbeschreibung des Forschungsprojekts:

Katalog zur Ausstellung:

Ruth Bielfeldt, Johannes Eber, Susanne Bosche, Amelie Lutz und Florian Knauß: Neues Licht aus Pompeji. 2022 Nünnerich-Asmus Verlag & Media, Oppenheim am Rhein

Kontakt:

Prof. Dr. Ruth Bielfeldt, Lehrstuhlinhaberin für Klassische Archäologie und Sprecherin des Münchner Zentrums für Antike Welten, Telefon: +49 (0) 89 / 289 27688, E-Mail: bielfeldt@lmu.de

Erfahren Sie mehr in der kommenden Ausgabe der RESTAURO 8/2022.

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