26.04.2024

Ausstellungen

Rebecca Horn im Haus der Kunst

Ausstellungsansicht Haus der Kunst München, 2024 Foto: Markus Tretter © VG Bild-Kunst, Bonn 2024
Ausstellungsansicht Haus der Kunst München, 2024 Foto: Markus Tretter © VG Bild-Kunst, Bonn 2024

Das Haus der Kunst in München widmet der Künstlerin Rebecca Horn eine große Retrospektive. Die Ausstellung bietet eine Übersicht über das sechs Jahrzehnte umfassende Lebenswerk der renommierten Künstlerin.


Früher Ruhm

Rebecca Horn, geboren 1944 in Michelstadt im Odenwald studierte in den 1960er Jahren an der Hochschule für bildenden Künste in Hamburg. 1971 brachte sie ein Stipendium nach London um an der St. Martin’s School of Art zu studieren. Ein Jahr später ging sie nach New York, wo sie bis 1981 lebte. Während dieser Zeit pendelte sie zwischen New York und Berlin. Neben ihrer künstlerischen Tätigkeit lehrte sie auch am California Art Institute, an der University of San Diego sowie an der Universität der Künste in Berlin, wo sie bis 2010 eine Professur innehatte.
Die Künstlerin kann auf eine beeindruckende Karriere zurückblicken und nahm bereits mit 28 Jahren an der Documenta 5 teil.

Ausstellungsansicht Haus der Kunst München, 2024 Foto: Markus Tretter © VG Bild-Kunst, Bonn 2024
Rebecca Horn: Einhorn, 1970–72.

Transformationen

Den Mittelpunkt und gleichzeitig der Auftakt der Ausstellung bildet neu digitalisiertes Filmmaterial des Frühwerks von Rebecca Horn. In Performances I (1972) und II (1973) erforscht Rebecca Horn die Beherrschbarkeit und Erweiterung des Körpers, mittels tragbarer Konstruktionen aus Baumwolle und Metall werden fremde Empfindungen hervorgerufen. Die umgebenden Räume bewegen sich von dem Hauptraum „wie Extensionen weg“, wie die Kuratorin der Ausstellung Jana Baumann erzählt und nimmt darauf Bezug, dass die Künstlerin ihre frühen Performances als „Körperextensionen“ bezeichnet. Die Kopf-Extension (1972) und das Einhorn (1970–72), die Rebecca Horn bei der Documenta 5 in Kassel gezeigt hat, sind ebenfalls in der Ausstellung zu sehen.
In ihrem Frühwerk widmet sie sich ebenfalls der Kraft der Transformation, indem sie sich unterschiedlichen Identitäten annähert und diese auch auslebt. Es entstehen Arbeiten, die eine Doppelnatur von Mensch und Tier aufweisen, dafür spielt sie mit Masken, Bandagen und Tierfedern die bei ihren Aktionen Anwendung finden und bietet so verschiedene Assoziationsmöglichkeiten. Bei ihren Arbeiten entzieht sie sich auch häufig gesellschaftlichen Ordnungsgefügen und geschlechtlichen Kategorien. Dies findet in der Ausstellung auch besondere Berücksichtigung. Das Medium des Films bildet für sie ein wichtiges Medium. Tanz, im speziellen das Ballett ist ein wiederkehrendes Motiv in ihren frühen Arbeiten.

Rebecca Horn: Turm der Namenlosen, 1994.
Rebecca Horn: Turm der Namenlosen, 1994.

Im Zentrum: Der Mensch

In ihrem Schaffen widmet sie sich auch der Thematik des Krieges und knüpft an Aussage Adornos an, dass nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, barbarisch sei (1951). Die ortsspezifischen Arbeiten Konzert für Buchenwald. Part 1 Straßenbahndepot (1999) und Konzert für Buchenwald. Part 2 Schloß Ettersburg (1999) dienen dem würdevollen Gedenken der Opfer des Holocaust. Aber auch den Opfern von Kriegsgeschehen neuerer Zeit widmet sie sich. So nimmt der Turm der Namenlosen von 1994 Bezug auf die Betroffen der postjugoslawischen Kriege. Die Arbeit Inferno bei der sich Krankenhausbetten in bis zu 14 Meter Höhe stapeln, durch die ein elektrischer Lichtblitz geleitet wird. Die Arbeit stellt den Wahnsinn vom Leid visuell dar. Es ist eine für die 1990er Jahre typische immersive Rauminstallation von Rebecca Horn.
Ebenfalls Teil ihres Werks ist der Zusammenbruch vieler Ökosysteme. Die Arbeit Circle for Broken Landscape (1997) macht die Folgen deutlich, die das Handeln des Menschen auf seine Umwelt hat. Es verweist auf die Unterwerfung und Ausbeutung der Natur und auch das Verhältnis von Mensch und Tier. Zugleich wird auch der Drang der Menschen verdeutlich alles beherrschen zu wollen. Zudem sind auch späte Arbeiten von Rebecca Horn in der Ausstellung zu entdecken. So ist mit Hauchkörper von 2017 auch ihre letzte größere Werkgruppe zu sehen.

Rebecca Horn: Inferno, 1993.
Rebecca Horn: Inferno, 1993.

Leihgaben der Künstlerin

Das Werk der Künstlerin umfasst viele Arbeiten, die schwer zu überblicken sind, doch ist es den Kuratorinnen Jana Baumann und Radia Soukni gelungen. Wie ein roter Faden zieht sich ein Thema, nämlich das des Menschen und seines Verhältnisses zu Natur, Kultur, Technologie sowie dem Menschlichen und Nichtmenschlichen durch das Werk der Künstlerin, den die Kuratorinnen auch aufgenommen haben. Viele Arbeiten, die in der Ausstellung zu sehen sind, stammten von der Künstlerin oder wurden von großen Institutionen wie der Tate ausgeliehen.
Die Ausstellung eröffnet am 26. April und läuft bis 13. Oktober.

 

 

Fotos: Ausstellungsansichten im
Haus der Kunst München
Foto: Markus Tretter
© VG Bild-Kunst, Bonn 2024

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