22.05.2024

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Jubiläumsauktion bei Ketterer

Das Gemälde „Spanische Tänzerin“ von Alexej von Jawlensky aus dem Jahr 1909 ist das absolute Spitzenlos der diesjährigen Frühjahrauktion im Hause Ketterer.
Das Gemälde „Spanische Tänzerin“ von Alexej von Jawlensky aus dem Jahr 1909 ist das absolute Spitzenlos der diesjährigen Frühjahrauktion im Hause Ketterer.

Das Auktionshaus Ketterer in München punktet bei seiner diesjährigen Frühjahrsauktion mit vielen Highlights. Neben Glanzlichtern des Expressionismus, offeriert das Haus bei der Auktion zum 70-jährigen Jubiläum zudem viele Werken der Pop-Art. Zu den Highlights gehört ein Gemälde von Ernst Ludwig Kirchner, dessen Verbleib lange Zeit unbekannt war. Auch ein Schlüsselwerk von Alexej von Jawlensky kommt zum Aufruf.

Das Toplos der 70. Auktion von Ketterer Kunst in München ist zweifelsohne das Werk „Spanische Tänzerin“ des späteren Blauen Reiter-Mitbegründers Alexej von Jawlensky aus dem Jahr 1909. Bei der Dargestellten handelt es sich um Jawlenskys Geliebte Helene Nesnakomoff, die auch Mutter seines Sohns Andreas ist. Er lebte mit ihr und Marianne von Werefkin bereits seit einigen Jahren in einer Ménage-à-trois, als er das Porträt von Helene schuf. In einem roten Kleid mit einem bunten Fächer in der Hand, steht sie die Augen geschlossen und den Kopf gesenkt vor einem blauen Hintergrund. Unverzüglich fühlt man sich an Jawlenskys berühmtes Porträt des Tänzers Alexander Sacharoff erinnert. Entstanden ist es bei einer gemeinsamen Sommerfrische mit Marianne von Werefkin, Gabriele Münter und Wassily Kandinsky bei der auch Helene Nesnakomoff mit anwesend war. Jawlensky entwickelte in dieser Zeit, inspiriert von seinen Frankreichreisen wo er Werke von Matisse, Gauguin, van Gogh, Cézanne und Picasso sah, seine expressionistische Farbmalerei. Diese Entwicklung sollte auch für den Blauen Reiter wegweisend werden. Die Rückseite des Gemäldes wartet mit einer glücklichen Überraschung auf. Skizzenhaft ist dort eine Murnauer Landschaft zu sehen, die womöglich von Jawlensky en plein air geschaffen wurde. Eine ganz ähnliche Darstellung der Landschaft des Blauen Lands befindet sich heute in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus. Das Werk, das sich in der bedeutenden Sammlung Josef Gottschalk befunden hat, ist mit 7–12 Millionen Euro durchaus selbstbewusst, aber auch marktüblich taxiert.

Der Verbleib des Gemäldes „Tanz im Varieté“ von Ernst Ludwig Kirchners aus dem Jahr 1911 war lange Zeit unbekannt. Jetzt ist es wieder aufgetaucht und wird vom Auktionshaus Ketterer bei seiner Jubiläumsauktion versteigert.
Der Verbleib des Gemäldes „Tanz im Varieté“ von Ernst Ludwig Kirchners aus dem Jahr 1911 war lange Zeit unbekannt. Jetzt ist es wieder aufgetaucht und wird vom Auktionshaus Ketterer bei seiner Jubiläumsauktion versteigert.

Zerstörung und Rettung

Achtzig Jahre lang erfreute sich eine Sammlerfamilie in Baden-Württemberg an dem Gemälde „Tanz im Varieté (Steptanz)“ von Ernst Ludwig Kirchner. Das 120 mal 145 Zentimeter große und damit für Kirchner außergewöhnlich große Werk entstand 1911 und war den Expertinnen und Experten in Farbe unbekannt. Es gab lediglich ein altes Schwarzweißfoto im Werkverzeichnis von Donald E. Gordon von 1968. Zu sehen ist ein tanzendes Paar. Sie hellhäutig, er dunkelhäutig tanzen den damals beliebten Cakewalk, ein Tanz dessen Wurzeln bis in die Sklavenzeit zurückreicht. Im Jahr 1944 gelangt es in den Besitz der heutigen Sammlerfamilie. Der Erwerb eines Werks eines entarteten Künstlers ist 1944 mit Schwierigkeiten verbunden. Um das großformatige Werk vor den Bomben des Zweiten Weltkriegs und den nationalsozialistischen Behörden zu schützen, wird es auf einem Bauernhof versteckt. Als 1945 französische Truppen das Dorf einnehmen und die Kiste mit dem Gemälde gewaltsam öffnen, wird der Schmuckrahmen beschädigt. Aber nicht nur das, auf das tanzende Paar wird ein Schuss abgegeben und mit einem Bajonett eingestochen. Tröstlich lediglich, dass die Soldaten, das beschädigte Werk zurücklassen. Nach dem Krieg wird es fachmännisch restauriert, sodass die Schäden in erster Linie nur noch auf der Rückseite zu erkennen sind. Die Arbeit, die beim Evening Sale am 7. Juni zum Aufruf kommt, wird auf 2–3 Millionen Euro geschätzt.

James Rosenquist gilt als bedeutender Vertreter der Pop-Art. Im Auftrag des Playboys malte er 1966 ein Playmate. © VG Bild-Kunst
James Rosenquist gilt als bedeutender Vertreter der Pop-Art. Im Auftrag des Playboys malte er 1966 ein Playmate. © VG Bild-Kunst

Stereotype Sehgewohnheiten?

Die Pop-Art ist besonders eindrucksvoll durch James Rosenquists 244 mal 535 cm große Arbeit vertreten. Zu sehen ist ein entblößter, weiblicher Torso, der von einer Gurke und einem Erdbeerkuchen flankiert wird. Rosenquist schuf diese Arbeit 1966 im Rahmen der Aktion „Playmate as Fine Art“, die das Männermagazin Playboy ausrief. Was zunächst als sexuelle Anspielung verstanden werden kann, wird durch eine Aussage des Künstlers relativiert. Er sagte über die Arbeit, dass er ein schwangeres Playmate mitsamt Schwangerschaftsgelüsten dargestellt habe. Die Arbeit ist zwar nach Angaben des Auktionshauses nicht unbedingt als Kritik am Frauenbild des Playboys anzusehen, aber es bricht stereotype Sehgewohnheiten auf. Ketterer ruft die Arbeit eines der wichtigsten Vertreter der Pop-Art für 1–1,5 Millionen Euro auf. Zudem teilte es mit, dass es sich bei dem Werk um das zweitgrößte Gemälde handelt, das jemals auf dem Auktionsmarkt aufgerufen wurde.

Die Auktionen finden am 7. und 8. Juni in München statt.

Besichtigt werden können die Werke an folgenden Terminen: 22. bis 30. Mai in Berlin sowie ab dem 1. bis 7 Juni in München.

Fotos: Ketterer Kunst

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