Im Januar verkündete das Wiener Auktionshaus „Im Kinsky“ die Wiederentdeckung des Gemäldes „Fräulein Lieser“ von Gustav Klimt. Zugleich kündigte es auch an, dass das Auktionshaus das Werk am 24. April versteigern wird. Geschätzt auf 30 bis 50 Millionen konnte es nun zum Hammerpreis von 30 Millionen (ohne Aufgeld) zugeschlagen werden.
Werke Klimts, Mosers und Schiele im Angebot
Das Gemälde galt fast 100 Jahre als verschollen und gehört zum Spätwerk des Jahrhundertwendekünstlers Gustav Klimt. Es entstand 1917 und befand sich bei Klimts Tod 1918 noch unvollendet in seinem Atelier. Mit dem Hammerpreis von 30 Millionen konnte ein neuer Auktionsrekord für Österreich aufgestellt werden. Auktionator Michael Kovacek führte in raschem Tempo in voll besetztem Saal durch die insgesamt 19 Lose, wobei das Prunkstück am Ende stand. Er begann mit 28 Millionen aber lediglich drei Gebote wurden abgegeben. Ein Saalbieter konnte sich über den Zuschlag bei 30 Millionen und somit zum unteren Schätzpreis freuen. Zum Zuschlagspreis ist noch ein Aufgeld zu entrichten, das der Käufer aus Hongkong für eines der letzten Werke Gustav Klimts ausgeben muss. Das Auktionshaus zeigte sich glücklich über das Ergebnis, aber auch wenig überrascht, denn das Ergebnis entspreche den „internationalen Standards“. Es handelt sich jedoch nicht um das teuerste Gemälde des österreichischen Jugendstilmalers, dessen Werke auf der ganzen Welt in den Museen zu bewundern sind. Dennoch ist es ein Beleg dafür, dass kontinentaleuropäische Auktionshäuser durchaus mit den großen Namen wie Christies und Sotheby’s mithalten können. Neben dem Gemälde „Fräulein Lieser“ wurden auch Zeichnungen und Entwürfe von Gustav Klimt, Koloman Moser und Egon Schiele angeboten. Es wurden jedoch nicht alle Lose verkauft.
Öffentliche Ausstellung
Das Gemälde mit den Maßen 140 x 80 cm befand sich jahrelang unentdeckt in österreichischen Privatbesitz. Es ist unklar, wer zu sehen ist – der Titel verrät lediglich, dass es sich um ein Fräulein Lieser handelt. Es kommen insgesamt drei junge Frauen, die Klimt Modell gestanden haben könnten in Frage. Helene (1898–1962) oder Annie Lieser (1901–1972), Töchter der jüdischen Kunstmäzenin Henriette Lieser-Landau aber auch ihre Nichte Margarethe Constance Lieser (1899–1965), Tochter von Adolf Lieser kommen in Betracht. Das Werk weist Lücken in der Provenienz auf. Das letzte Mal öffentlich zu sehen war das Gemälde wahrscheinlich 1925 bei einer Ausstellung in Wien. Danach ist das Schicksal des Gemäldes bis in die 1960er Jahre hinein unbekannt. Die Provenienz für die Zeit der NS-Herrschaft ist somit auch ungeklärt. Bekannt ist lediglich, dass Henriette Lieser 1943 in Auschwitz ermordet wurde. Der Einlieferer, der das Werk von einer entfernten Verwandten erbte und das Auktionshaus haben sich daher nach ihren Angaben mit den Erbengemeinschaften nach den Vorgaben der Washington Principles, also im Sinne einer fairen und gerechten Lösung geeinigt. Das Auktionshaus gab zudem bekannt, dass es die Hintergründe und die Provenienz des Gemäldes gründlich untersucht hat, insbesondere weil es „eine nicht alltägliche Dimension in Punkto Qualität, internationaler Bedeutung und Wert (für das Wiener Auktionshaus) darstellt“. Bis zum 3. Mai können Interessierte das Gemälde Klimts noch in den Räumen des Auktionshauses „Im Kinsky“ bewundern.