Mit dieser Öl-Attacke nehmen die Aktivisten Bezug auf den Sponsor, den österreichischen Öl- und Gaskonzern OMV, der gestern anlässlich des Leopolditags einen Tag der offenen Tür mit freiem Eintritt unterstützte. „Leute, die noch immer nach neuem Öl und Gas suchen und bohren, haben Blut an ihren Händen – das lässt sich mit Sponsoring nicht abwaschen“, erklären die Aktivisten auf Twitter. „Wir kennen das Problem seit 50 Jahren, wir müssen endlich handeln, der Planet wird sonst kaputt“, riefen die beiden Männer bei ihrer Aktion. „Stoppt die fossile Zerstörung. Wir rasen in eine Klimahölle.“
Notfallplan für den Ernstfall
Trotz verschärfter Kontrollen – so müssen im Leopold Museum etwa Taschen abgegeben werden –, hätten die Klimaaktivisten die Flüssigkeit in einer Wärmflasche unter ihrer Kleidung ins Museum geschleust. Für den Ernstfall wurde allerdings schon geprobt, wie Hans-Peter Wipplinger in einem gestrigen Interview mit der Wiener Tageszeitung „Standard“ ausführt: „Wir haben die Saalaufsichten seit geraumer Zeit verstärkt, und glücklicherweise ist ein Aufseher drei Meter entfernt gestanden und sofort eingeschritten. Es ist dann alles nach unserem Notfallplan abgelaufen: Wir haben als Erstes den Saal evakuiert, dann die Polizei und die Sanitäter gerufen, dann die Restaurierung. Danach wurde ich informiert. Wir haben den Notfallplan einige Male durchgespielt, um Erstschäden zu vermeiden.“ Auf jeder Etage gäbe es außerdem einen Notfallkoffer. „Das angegriffene Gemälde selbst konnten wir nicht verglasen, weil es ein alter, originaler, von Klimt eingesetzter Josef-Hoffmann-Rahmen ist, der noch Farbspuren von Klimt aufweist,“ erläutert Hans-Peter Wipplinger. „Deshalb haben wir dieses hunderte Kilogramm schwere Glas, fast Panzerglas, installiert. Das war ein gutes Investment.“
Ein offener Brief an die Klimaaktivist:innen der „Last generation“
Der Österreichische Museumsbund hat sich nun mit einem offenen Brief an die Mitglieder der „Last“ generation“ gewandt: Die Museen stehen als Gesprächs- und Kooperationspartner für Anliegen des Klimaschutzes zur Verfügung und bemühen sich, „einen öffentlichkeitswirksamen Beitrag zum Diskurs um durch menschliche Eingriffe hervorgerufene Veränderung unseres Planeten und unserer Lebensgrundlagen sowie deren negative Auswirkungen auf das Klima, die Natur und deren Vielfalt zu leisten“. Gleichzeitig appellierte der Österreichisches Museumsbund an die Klimaaktivist:innen bei ihren Aktionen alles zu unterlassen, „was den Erhalt des Natur- und Kulturerbes und auch die Rolle der Museen als Bildungs- und Lernort gefährdet“. Besucher:innen sollen auch künftig Museen „ohne größere Zugangsbeschränkungen und ohne Generalverdacht besuchen können“.
Auch ICOM verurteilt die Aktion wegen Gefahr von Beschädigungen
Das Österreichische Nationalkomitee des internationalen Museumsrats, ICOM-Österreich, verurteilte die Aktion wegen Beschädigungsgefahr ebenfalls „aufs Schärfste“: „Museen sind Orte des Dialogs, an denen gesellschaftspolitische Themen verhandelt werden. Derzeit entsteht allerdings der Eindruck, dass die Protestaktionen den Resonanzraum Museen in erster Linie dazu nutzen, ein Maximum an Aufmerksamkeit zu generieren“. Museen würden grundsätzlich die Anliegen der Klimabewegung unterstützen. Auch ICOM bitte um Gespräche, „um das Gemeinsame vor das Trennende zu stellen“.
Klimaaktivisten attackierten gestern ein Gemälde von Gustav Klimt im Wiener Leopold Museum mit Öl. Den Anschlag der auch in Deutschland aktiven Gruppierung „Letzte Generation“ sehen Sie im Video: