24.11.2022

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Arbeitswelt der Restaurator:innen in Innsbruck

Arbeitswelt der Restaurator:innen: Einblicke in die Arbeit der Konservierung und Restaurierung im SFZ Hall. Foto: © Johannes Plattner
Arbeitswelt der Restaurator:innen: Einblicke in die Arbeit der Konservierung und Restaurierung im SFZ Hall. Foto: © Johannes Plattner

Ab morgen ermöglicht das Innsbrucker Ferdinandeum mit der Ausstellung „Im Detail“ (bis 25. Juni 2023) erstmals ein Blick in die Arbeitswelt der Restaurator:innen. Fallbeispiele erläutern die vielfältigen Tätigkeiten um die Erforschung, Erhaltung und Präsentation von Kunstwerken. Initiiert und kuratiert hat die Schau Diplom-Restauratorin Laura Resenberg, leitende Restauratorin der Tiroler Landesmuseen, in Kooperation mit dem Institut für Konservierung und Restaurierung der Universität für angewandte Kunst Wien. Auf nach Innsbruck!

Kostbare Gemälde, alte Bücher, zeitgenössische Kunst und volkskundliche Gebrauchsgegenstände: Egal welchem dieser Exponate Sie im Museum begegnen, die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass es bereits durch die Hände einer Restauratorin oder eines Restaurators gegangen ist. In den wenigsten Fällen jedoch, um sie tatsächlich zu restaurieren. Denn die Tätigkeit von Restaurator:innen im Museumsbereich ist heute weitaus vielfältiger. Sie überprüfen den Zustand der Leihgaben für Ausstellungen, definieren die Vorgaben für Verpackung und Transport, sorgen für Rahmung, sichere Hängung und ästhetische Präsentation der Exponate. Hinzu kommt die laufende Arbeit an der eigenen Sammlung: das Erforschen und Konservieren. Je nach Beschaffenheit, ob Stein, Papier, Metall oder Textil, sind unterschiedliche Fachkenntnisse gefragt: Wie lange darf eine Zeichnung im Licht hängen? Wie wird eine fragile Holzskulptur verpackt? Oder wie können edle Trachten vor Mottenbefall bewahrt werden? Mit der Ausstellung „Im Detail“ ermöglicht das Innsbrucker Ferdinandeum ab morgen erstmals ein Blick in die Arbeitswelt der Restaurator:innen (bis 25. Juni 2023). Die Schau hat Diplom-Restauratorin Laura Resenberg, leitende Restauratorin der Tiroler Landesmuseen, initiiert und kuratiert in Kooperation mit dem Institut für Konservierung und Restaurierung der Universität für angewandte Kunst Wien unter Leitung von Univ.-Prof. Dr. Mag. Gabriela Krist.

Einblick in die Arbeitswelt der Restaurator:innen: Einblicke in die Arbeit der Konservierung und Restaurierung im SFZ Hall. Foto: © Johannes Plattner
Foto: © Johannes Plattner
Foto: © Johannes Plattner
Eine Notfallbox hilft im Katastrophen- oder Schadensfall dabei, dass die Restaurator: innen schnell reagieren können. Foto: © Wolfgang Lackner
Teile der Kunstgewerbe-Sammlung in von Restaurator*innen maßgefertigter Schubladeneinlage für die dauerhafte, fachgerechte Lagerung im Sammlungs- und Forschungszentrum. Foto: © TLM

Wie sieht die Arbeitswelt der Restaurator:innen wirklich aus?

 

Die Ausstellung „Im Detail“ zeigt die faszinierende Welt der Restaurierung und Konservierung. Der Rundgang präsentiert zahlreiche und vielseitige Projekte, die Restaurator:innen in den letzten Jahren bearbeitet haben. Dem Team kann man übrigen live bei der Arbeit über die Schulter und erfahren, wie Restaurator:innen wirklich arbeiten.

Restaurierung in den Tiroler Landesmuseen

 

In den Tiroler Landesmuseen arbeiten Restaurierungsexpert:innen für Gemälde, Objekte, Papier und Buch, Textilien und Volkskunst. Die Restaurierungsateliers befinden sich im Sammlungs- und Forschungszentrum in Hall. In den klimatisierten Museumsdepots werden mehrere Millionen Objekte, und damit ein Großteil des Sammlungsbestandes, aufbewahrt. Die Restaurator:innen bemühen sich um die sichere Einlagerung, führen kunsttechnologische Forschungen sowie Konservierungsmaßnahmen durch. Für Ausstellungen begleiten sie die Herstellung der Verpackungen und den Transport der Werke. Damit sorgen sie dafür, dass wertvolle Zeitzeugnisse möglichst lange erhalten bleiben.

Während den Vorbereitungen der Schau sprach RESTAURO mit Kuratorin Laura Resenberg. Den Beitrag lesen Sie in der RESTAURO 8/2022 (Titelthema Art Handling), Mitte Dezember erscheint.

Eine der beiden Studierenden der Universität für angewandte Kunst Wien, die in der Ausstellung vor Ort Textilien und Gemälde restaurieren. Foto: © Wolfgang Lackner
Eine der beiden Studierenden der Universität für angewandte Kunst Wien, die in der Ausstellung vor Ort Textilien und Gemälde restaurieren. Foto: © Wolfgang Lackner
Per Touchscreen können die Besucher*innen ausgewählte Objekte, wie hier im Ausstellungsbereich zur Gemälderestaurierung im Detail betrachten. Foto: © Wolfgang Lackner
Per Touchscreen können die Besucher:innen ausgewählte Objekte, wie hier im Ausstellungsbereich zur Gemälderestaurierung im Detail betrachten. Foto: © Wolfgang Lackner
Ein Ausstellungsbereich stellt die verschiedenen Fachbereiche der Konservierung und Restaurierung vor. Foto: © Wolfgang Lackner
Ein Ausstellungsbereich stellt die verschiedenen Fachbereiche der Konservierung und Restaurierung vor. Foto: © Wolfgang Lackner
Blick in die Ausstellung „Im Detail. Die Welt der Konservierung und Restaurierung“. Foto: © Wolfgang Lackner
Blick in die Ausstellung „Im Detail. Die Welt der Konservierung und Restaurierung“. Foto: © Wolfgang Lackner
Schädlinge wie Silberfischchen können zur Gefahr für viele Objekte werden, wie dieses Beispiel demonstrieren. Foto: © Wolfgang Lackner

Die Schau „Im Detail“ baut auf der langjährigen Zusammenarbeit der Tiroler Landesmuseen mit der Wiener Angewandten unter Leitung von Univ.-Prof. Dr. Mag. Gabriela Krist. Die Kooperation mit dem Institut für Konservierung und Restaurierung reicht bereits bis in die 1980er Jahre zurück. Beide Institutionen arbeiteten an der von Ausstellung „Im Detail“ zusammen. Die Restaurierung der Wiener Angewandten steuerte viele der Ausstellungstexte und damit Informationen über den Gegenstand Restaurierung-Konservierung sowie die erforderliche Ausbildung bei. Zwei ihrer Studierenden werden mitten in der Ausstellung an Objekten arbeiten und Besuchenden bei dieser Schaurestaurierung die konservatorische und restauratorische Arbeit am Objekt anschaulich machen. „Kunstwerke allein können nicht erzählen, was ihnen widerfahren ist. Dazu braucht es den Menschen. Wir wollen zeigen, was Restaurierung leistet und sie entgegen manchem Klischee als wissenschaftlich arbeitendes Betätigungsfeld präsentieren“, erklärt Laura Resenberg zur Idee der Ausstellung, die damit auch die Leidenschaft der Restaurierenden vermitteln möchte: „Als Restauratorin arbeitet man sehr nahe an den Kunstwerken. Da entsteht immer eine Bindung und Liebe zu den Objekten. Prägend für den Beruf ist die Leidenschaft, mit der Restaurator:innen bei der Sache sind.“

Durch Objekte, die Schaurestaurierung, Videos und Führungen sowie informative Texte zum Tätigkeitsbereich, Berufswelt und langjährigem Studium soll den Besucher:innen die Welt der Restaurierung zugänglich gemacht werden. :„Restaurieren und Konservieren sind anspruchsvolle und wichtige Tätigkeiten für den Erhalt des kulturellen Erbes, erläutert Gabriela Krist. „Sie basieren auf wissenschaftlicher Vorgehensweise, naturwissenschaftlicher Forschung und kunsthistorischer Kenntnis. Ich freue mich, dass die Ausstellung ,Im Detail‘ Menschen Einblick in dieses wichtigeBetätigungsfeld ermöglicht“.

Win-Win-Situation

 

Die Zusammenarbeit zwischen Universität und Museum sehen Resenberg und Krist als Win-Win- Situation. Die Tiroler Landesmuseen profitieren von der wissenschaftlichen Arbeitsweise, von der Forschung am Institut in Wien, von neuen Methoden der Restaurierung und Konservierung, die an der Angewandten entwickelt werden, umgekehrt bekommen Studierende der Angewandten durch die Partnerschaft die Möglichkeit, an originalen Kunstwerken zu arbeiten und die Praxis der Restaurierung im Museumsbetrieb kennenzulernen. „Neben der Theorievermittlung legt das Studium an der Angewandten viel Wert auf die praktische Arbeit am Objekt, “ betont Gabriela Krist. „Die Zusammenarbeit mit den Tiroler Landesmuseen bietet den Studierenden, das im Studium Erlernte an Kunstwerken aus der Sammlung unter fachkundiger Aufsicht anzuwenden und einzuüben, vor allem aber auch den Museumsalltag kennenzulernen.“

Einblicke in das SFZ in Hall in Tirol. Forschung, Aufbewahrung und Restaurierung von Kulturgütern sehen Sie im Video (1.9.2020). Laura Resenberg, Diplom-Restauratorin, leitende Restauratorin der Tiroler Landesmuseen, führt unter anderem durch das SFZ.

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