Das Museum Rietberg in Zürich gibt zum ersten Mal einen umfassenden Einblick in seine Sammlungsgeschichte und lädt dazu ein, anhand von Objektbiografien – das heißt den Geschichten der Objekte und der Menschen, die an deren Reise ins Museum beteiligt waren – die Wege der Kunst zu erfahren (bis 25. Juni 2023). Die Provenienzen der Werke stehen dabei im Vordergrund ebensowie laufende Forschungs- und Kooperationsprojekte. Mit dieser intensiven kritischen Reflexion und der daraus beginnenden Umgestaltung der Sammlung kann die Institution Vorbild für andere Museen sein
Mit der Ausstellung „Wege der Kunst“ lädt das Museum Rietberg in Zürich erstmals umfassend der Sammlungen neu zu entdecken ein. Immer ausgehend vom Objekt verfolgt die Ausstellung anhand von mehr als 20 Stationen den „Weg des Werkes“ und thematisiert damit sein vormuseales Leben: Durch welche Hände ist es gegangen, um ins Museum zu gelangen? Woher kommt es? Wie ist es gelesen worden? Was hat es erlebt? Und wie ist es auf ihrem Weg verändert worden?
Geschichten von Transfer und Transformation der Objekte
Kuratorin Esther Tisa Francini entwickelte mit ihrer Assistentin Sarah Csernay das Konzept für die Schau, die die Objekte auf eine ganze neue Art und Weise aktiviert und aus verschiedenen Perspektiven von ihrer Entstehung zur Erwerbung und schließlich bis zu ihrer Präsentation im Museum beleuchtet; umgesetzt wurde es im Team mit den Kolleg:innen. „Ein Museum ist traditionell ein Ort der Überlieferung mit einem hohen Grad an Zufälligkeit“, erklärt Provenienzforscherin Esther Tisa Francini. „Informationen über Herkunftskontexte und Sammlungszusammenhänge gehen häufig verloren. Dies hat dem Kunstmuseum zuweilen zur ästhetischen Legitimation seiner Ausstellungsstücke verholfen, denn die Kunstwerke entfalten ohne Nebengeräusche ihre volle Ausdruckskraft. So erfolgreich Dekontextualisierung und Ästhetisierung der Objekte für das Museum Rietberg, die Dauerausstellung und die kunstgeschichtliche Forschung auch sind, so wichtig sind auch die neuen Narrative zur Sammlungsentstehung und ihren Begleitumständen.“ Denn wenigsten Objekte in den Sammlungen des Museums Rietberg waren ursprünglich für eine Präsentation im Museum bestimmt. Sie dienten religiösem Gebrauch oder waren geschaffen worden zur rituellen Verwendung. Wiederum andere entstanden aus privater Liebhaberei, zu dekorativem Zweck oder dienten dem wissenschaftlichen Studium und repräsentativem Prestige. Der Ausstellungparcours erzählt Geschichten von Transfer und Transformation der Objekte.