17.08.2016

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Übermaltes Porträt von Edgar Degas rekonstruiert

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Unter Kunstwissenschaftlern war schon seit Längerem bekannt, dass sich unter dem sichtbaren Werk „Porträt einer Frau“ von Edgar Degas (1834–1917) ein weiteres Bild befindet. Nun konnte diese erstmals digital rekonstruiert werden.

Porträt einer Frau, Edgar Degas (1834–1917), um 1876–1880, H. 46,3 cm, B. 38,2 cm, Öl auf Leinwand, National Gallery of Victoria, Melbourne, Felton Bequest, 1937, Foto: picture-alliance/AP Photo

Es war für David Thurrowgoo, David Patterson and Daryl Howard, Forscher am National Museum Gallery of Victoria in Melbourne, sicher etwas Besonderes, das übermalte Frauenbild auf dem Bildschirm zu sehen – nach acht Jahren intensiver Beschäftigung mit non-invasiven Techniken. Mit der Infrarot-Reflektographie gab es bereits erste Datierungsanhalte, dass das darunterliegende Gemälde schon um 1860 entstanden sein könnte. Daraufhin wurde 2008 ein Forschungsprojekt mit dem Brookhaven National Laboratory und der Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation ins Leben gerufen.

Zeitgleich entwickelte sich die Synchrotron-Technik weiter, sodass nun Kunstwerke zerstörungsfrei untersucht werden können und erste Ergebnisse auf die Zusammensetzung der Malmaterialien schließen ließen. Die Forscher glichen diese mit den Quellen zu Degas’ Materialien ab und rekonstruierten so die Farbigkeit des darunter liegenden Werks.

Im sichtbaren Licht und im Streiflicht war bereits früh ein weiteres Werk erkennbar, das um 180 ° gedreht hinter dem heute sichtbaren Porträt liegt. Nun konnte es durch Röntgenfluroszens-Analyse und modernste Computertechnik visualisiert werden. Foto: picture-alliance/AP Photo

Warum Degas das Bild übermalte, ist bisher nicht geklärt. „Die Ergebnisse sind jedoch wegweisend für die Degas-Forschung. Sie ermöglichen uns Einblicke in seine Herstellungsprozesse und die verwendeten Materialien“, fasst der Leiter der Forschungsabteilung, David Thurrowgoo, zusammen. Immer wieder ist Degas’ Vorgehensweise Anlass für umfangreiche Forschungen, so in Dresden, wo das Pastell „Zwei Tänzerinnen“ näher untersucht wurden.

Die Ergebnisse wurden in der aktuellen Ausgabe der „Scientific Reports“ veröffentlicht. Wir sind mit den Autoren aktuell für einen deutschen Beitrag im Gespräch.

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