Heute jährt sich der Überfall Russlands auf die Ukraine. Seit Beginn des Krieges sind dem Angriff Tausende Menschen zum Opfer gefallen, Millionen sind auf der Flucht. Laut der UNESCO wurden bis heute mehr als 3.000 Schulen, Kindergärten und Universitäten durch die Kämpfe beschädigt, über 400 davon völlig zerstört. Zudem zählt die Weltkulturorganisation Schäden an bislang 241 Orten des kulturellen Lebens, darunter an Kirchen und Synagogen, Museen und Bibliotheken. Prof. Dr. Maria Böhmer, die Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission, appelliert: „Nicht nachlassen im Einsatz für Bildung, Kultur und freie Presse“
„Der russische Angriffskrieg hat millionenfaches Leid über die Ukraine gebracht“, sagt Prof. Dr. Maria Böhmer, die Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission. „Seit einem Jahr erleben wir, wie die Zivilbevölkerung immer wieder zum Ziel militärischer Gewalt wird. Auch die Angriffe auf Schulen, Theater und Museen sind erschreckend. Russland führt einen brutalen Krieg gegen die Identität und das Selbstverständnis der ukrainischen Gesellschaft. Wir dürfen nicht nachlassen und müssen uns weiterhin für den Schutz der Kultur, die Aufrechterhaltung der Bildung und die Sicherheit von Journalistinnen und Journalisten einsetzen.“
Gründungsgedanken der UNESCO: Einsatz für Bildung und Kultur des Friedens
Der Überfall hat die größte Fluchtbewegung in Europa seit Ende des Zweiten Weltkriegs ausgelöst. Über eine Million Menschen aus der Ukraine haben bislang zumindest zeitweise Schutz in Deutschland gesucht, etwa ein Drittel davon sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Laut Angaben der Kultusministerkonferenz wurden bisher mehr als 200.000 von ihnen an deutschen Schulen aufgenommen. „Kriege sind immer auch Bildungskrisen. Das Engagement an den Schulen in Deutschland ist groß, aber die Integration der Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine verlangt dem Lehrpersonal viel ab. Die Politik muss handeln und für eine angemessene Ausstattung unseres Bildungssystems sorgen“, erklärt Maria Böhmer. „Auch bei der Deutschen UNESCO-Kommission wollen wir einen Beitrag leisten. Mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes planen wir Aufenthalte für ukrainische Jugendliche an deutschen UNESCO-Projektschulen. Die 15 jeweils dreiwöchigen Begegnungsprojekte sollen zu Erholung und Austausch in Zeiten des Krieges beitragen und europäische Verbundenheit ganz konkret leben. Nicht zuletzt rufen sie den Gründungsgedanken der UNESCO in Erinnerung, den Einsatz für eine Bildung und eine Kultur des Friedens.“ Am 24. Februar 2022 hatten die UNESCO und die Deutsche UNESCO-Kommission den Angriff der Russischen Föderation auf die Ukraine und bekundeten ihre Solidarität verurteilt. Am 26. Februar 2022 folgte eine Erklärung mehrerer UNESCO-Nationalkommisisonen, der sich bis heute 40 Nationalkommissionen angeschlossen haben.
Aufnahme in die Welterbeliste: Altstadt von Odessa als gefährdet eingestuft
Das UNESCO-Welterbekomitee hat Ende Januar 2023 bei einer außerordentlichen Sitzung drei neue Stätten zum Welterbe erklärt und zugleich als gefährdet eingestuft. Im Rahmen eines Notfallmechanismus wurden die Altstadt von Odessa in der Ukraine, die Internationale Messe im libanesischen Tripoli und die Wahrzeichen des antiken Königreichs Saba im Jemen in die Liste des gefährdeten Menschheitserbes aufgenommen. Durch den Eintrag können technische und finanzielle Hilfen in Anspruch genommen werden, um den Schutz und Erhalt der bedrohten Stätten zu gewährleisten. Das Komitee einigte sich darauf, sein nächstes reguläres Treffen vom 10. bis 25. September 2023 in Saudi-Arabiens Hauptstadt Riad abzuhalten. Die Sitzung, auf der unter anderem über weitere Nominierungen für die Welterbeliste entschieden wird, sollte ursprünglich im Juni 2022 in Russland stattfinden. Das Treffen war infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine auf unbestimmte Zeit verschoben worden.