08.10.2015

Museum

„Frühe Fotografien“ im Münchner Stadtmuseum

Joseph Albert Hase Igel

Joseph Alberts Fotografie Hase und Igel. Foto: Stadtmuseum München

 

Im vergangenen Jahr konnte die Sammlung Fotografie im Münchner Stadtmuseum ihre Bestände durch eine Vielzahl hochkarätiger Werke erweitern. Der Ankauf von 8400 kostbaren Originalen aus der Zeit von 1840 bis 1890, wurde von der Landeshauptstadt München, der Kulturstiftung der Länder, der Ernst-von-Siemens-Kulturstiftung, der Hypo-Kulturstiftung und der Wüstenrot Stiftung finanziert.

Das einzigartige Konvolut, darunter auch zahlreiche Unikate, wurde von dem Sammler Dietmar Siegert zusammengetragen und umfasst thematisch Aufnahmen aus Deutschland im 19. Jahrhundert. Eine erste Auswahl davon (220 Fotos) wurde bereits 2013 im Münchner Stadtmuseum der Öffentlichkeit gezeigt. Die Ausstellung „Zwischen Biedermeier und Gründerzeit“ mit der gleichnamigen Publikation im Verlag Schirmer-Mosel repräsentiert einen Querschnitt der umfangreichen Sammlung.


Joseph Albert Hase Igel
Fotografie von Joseph Albert aus der Sammlung Dietmar Siegert. Foto: Münchner Stadtmuseum

Joseph Albert Hase Igel
Fotografie von C. A. Steinheil und Söhne aus der Sammlung Dietmar Siegert. Foto: Münchner Stadtmuseum

 

Vertreten sind alle technischen Verfahren des frühen Mediums der Fotografie: Daguerreotypien, Salzpapier-, Albumin- und frühe Barytpapier-Abzüge, sowie Ferrotypien und Stereobilder. Es handelt sich sowohl um Einzelblätter in allen üblichen Formaten, als auch um Alben und Mappenwerke. Bei den Motiven reicht die Palette von Landschaftsaufnahmen über Naturstudien zu Architektur-, Städte- und Reisefotografie. Porträts und Genrebilder runden das Bild der deutschen Gesellschaft jener Zeit ab. Zu den Fotografinnen und Fotografen der Sammlung gehören viele international beachtete Künstler und Ateliers wie Joseph Albert, Bertha Wehnert-Beckmann, Georg Maria Eckert, Ludwig Belitski, Georg Koppmann, Franz Hanfstaengl, Charles Marville, Felix Alexander Oppenheim und zahlreiche weitere namhafte Lichtbildner.

Momentan wird an der systematischen Inventarisierung und wissenschaftlichen Erschließung gearbeitet, sowie an der Digitalisierung sämtlicher Objekte. Hierzu hat das Stadtmuseum Mittel für eine Kunsthistorikerin und eine Fotografin bereitgestellt. Nach der Zustandserfassung der Sammlung wurde von der Foto-Restaurierungsabteilung ein Konzept für die Konservierung erstellt. Der Erhaltungszustand der Sammlung kann als sehr gut eingestuft werden. Als erstes wurden die Versiegelungen und die Deckgläser der Daguerreotypien überprüft und bei Bedarf erneuert. Undichte Verklebungen können zur Korrosion der Daguerreotypie führen, weil Substanzen aus der Umgebungsluft mit möglichen Schadstoffen eindringen können.

 

Im bestehenden Depot ist die Sammlung als eigenes Konvolut in Planschränken untergebracht. Im Einzelnen richtet sich die Aufbewahrung der Abzüge nach der Benutzung (Präsentation), der Originalmontage und nach dem Format (in Alben, Carte de Visite). Die Abzüge, die ausgestellt waren, liegen unter Passepartout und Zwischenlageblatt. Albuminabzüge mit Originalkarton werden durch opake Hüllen aus Fotoarchivpapier geschützt. Fragile Abzüge ohne Kaschierung werden zusätzlich mit Museumskarton hinterlegt und in individuelle Hüllen aus Papier gepackt.   Die Alben wiederum sind in maßgefertigten Archivboxen verwahrt, welche in Metallschränken lagern. Allgemein werden Materialien aus Papier verwendet, da dieses atmungsaktiv ist. Konservatorische Maßnahmen an den Abzügen beschränken sich auf Oberflächenreinigung und Stabilisierung von mechanischen Schäden wie Knicken und Rissen.

 

Literaturhinweis:
Pohlmann, Ulrich und Dietmar Siegert (Hrsg.): Zwischen Biedermeier und Gründerzeit. Deutschland in frühen Photographien 1840-1890 aus der Sammlung Siegert, Ausst.-Kat. Stadtmuseum München, München (Schirmer-Mosel Verlag) 2012, 366 Seiten, 291 Farbtafeln, 49,80 Euro.

Weitere Artikel zum Thema Fotorestaurierung lesen Sie in der RESTAURO 7/2015.

Das aktuelle Ausstellungsprogramm im Münchner Stadtmuseum

Hier lesen Sie die Ausstellungskritik zu „Ab nach München!“ im Münchner Stadtmuseum.

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