24.04.2023

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Vanessa Kaspar im Porträt

Diplom-Restauratorin Vanessa Kaspar MA, Leiterin der Restaurierungsabteilung der ethnografischen Sammlungen in Leipzig, Dresden und Herrnhut, Staatliche Kunstsammlungen Dresden. Foto: privat
Diplom-Restauratorin Vanessa Kaspar MA, Leiterin der Restaurierungsabteilung der ethnografischen Sammlungen in Leipzig, Dresden und Herrnhut, Staatliche Kunstsammlungen Dresden. Foto: privat

Was bewegt Vanessa Kaspar? Darüber sprach RESTAURO mit Diplom-Restauratorin Vanessa Kaspar MA, Leiterin der Restaurierungsabteilung der ethnografischen Sammlungen in Leipzig, Dresden und Herrnhut, Staatliche Kunstsammlungen Dresden. Ein Porträt

Die eigene Arbeit erklären, über neue Erkenntnisse informieren, selbst etwas Neues lernen: Für Vanessa Kaspar ist die Arbeit als leitende Restauratorin der ethnologischen Sammlungen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden vor allem vielfältig und sehr öffentlich. „Meine Lust, die eigene Arbeit zu erklären kommt auch daher, dass ich merke, dass selbst die Kolleg:innen in den Museen oft nicht wissen, wie wissenschaftlich wir Restaurator:innen tätig sind, welchen Erfahrungsschatz wir mitbringen und was für die Zusammenarbeit daraus resultieren kann“, sagt Vanessa Kaspar. 

Im sogenannten Care-Room „kümmern“ sich Museumsmitarbeiter:innen um die Objekte vor Publikum

 

Seit Dezember 2021 leitet sie die Restaurierungsabteilung der ethnografischen Sammlungen in Leipzig, Dresden und Herrnhut. Sie ist die Nachfolgerin von Angelica Hoffmeister-zur Nedden, die die Grundlage für eine sichtbare Restaurierungsabteilung legte. Vanessa Kaspar hat die Idee zu den Leipziger „Spurenlese“-Ausstellungen von ihr geerbt und will sie weiterführen. In diesen bisher vier Ausstellungen und Publikationen präsentierten die Leipziger Restauratorinnen, was sie über ein Objekt erfahren, wenn sie es untersuchen und restaurieren. Momentan allerdings ist keine Restaurierungsausstellung geplant, denn die Dauerausstellung in Leipzig wird neu konzipiert und vieles umgestaltet. Es gefällt Vanessa Kaspar sehr, dass im Zuge der Neueinrichtung des GRASSI Museums für Völkerkunde bereits ein so genannter „Care-Room“ eingerichtet wurde, in dem das „Kümmern“ der Museumsmitarbeiter:innen um die Objekte vor Publikum geschieht.

Für Vanessa Kaspar ist ein intensiver Austausch mit den Herkunftsgesellschaften etwas Positives und eine Aufgabe, die eigene Arbeit immer wieder zu überprüfen

 

Als sie nach achtjähriger freier Tätigkeit als Holzrestauratorin 2016 ans ethnologische Museum kam, standen die Sammlungen noch nicht so in der Kritik und im Fokus wie heute. Für Vanessa Kaspar ist ein intensiver Austausch mit den Herkunftsgesellschaften jedoch etwas Positives und eine Aufgabe, die eigene Arbeit immer wieder zu überprüfen. Als Einschränkung empfindet sie die neue Rücksichtnahme nicht. „Wir arbeiten zurückhaltend, doch wir können auf unsere Expertise vertrauen und arbeiten natürlich an den Objekten.“ Auch wenn Abstimmungen viel Zeit kosten, sieht sie das Positive, denn „ich erfahre durch die Nachfragen viele neue Dinge, zum Beispiel über den rituellen Gebrauch eines Objektes. Mehr zu wissen bereichert meine Arbeit.“

Mehr Öffentlichkeitsarbeit für die Restaurierung

 

Die Arbeit als Chefin von fünf Restaurator:innen, wechselnden Praktikant:innen und Studierenden ist mit viel Organisation verbunden. Doch die Aufgaben seien vielfältig, die Möglichkeiten, nach außen mit Ausstellungen und Publikationen zu wirken, groß. Außerdem wird in den sächsischen ethnologischen Sammlungen umstrukturiert. Dass es noch mehr Öffentlichkeitsarbeit für die Restaurierung geben wird, ist für Vanessa Kaspar schon jetzt klar. Die Wünsche und Hoffnungen, die am Anfang einer Berufswahl stehen, haben sich für Vanessa Kaspar erfüllt, wie sie ohne Zögern sagt. Am Anfang stand der Wunsch, etwas mit Holz zu machen. Sie studierte Holzrestaurierung in Hildesheim, kam während dieser Zeit mit ethnographischen Objekten in Kontakt, verlor diese Objekte auch während ihrer achtjährigen freiberuflichen Tätigkeit nicht aus den Augen und ist nun glücklich, dass sie mit diesen Objekten täglich zu tun hat. Ob sie selbst Zeit haben wird zu restaurieren, weiß sie momentan noch nicht. Aber ihren Mitarbeiter:innen will sie es unbedingt ermöglichen. „Das ist der Anspruch und das Ziel, denn aus dieser Arbeit entstehen dann auch wieder neue Spurenlese-Ausstellungen.“

Vita Vanessa Kaspar

2002 – 2008 Diplom- und Masterstudiengang Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst, Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen, Fachrichtung Konservierung und Restaurierung von Möbeln und Holzobjekten

2009 – 2016 Freiberuflich tätig als Restauratorin in Ateliergemeinschaft in Leipzig

2016 – 2021 Restauratorin für Holzobjekte und organische Materialien am GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig

Seit Dezember 2021 Leiterin der Restaurierungsabteilung der drei Standorte der Staatlichen Ethnographischen Sammlungen Sachsen/ Staatliche Kunstsammlungen Dresden

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