09.09.2022

Tilly Laaser – ein Porträt

Tilly Laaser, seit 2021 Professorin für die Konservierung und Restaurierung von Gemälden an der Technischen Hochschule Köln. Foto: privat
Tilly Laaser, seit 2021 Professorin für die Konservierung und Restaurierung von Gemälden an der Technischen Hochschule Köln. Foto: privat

Was bewegt Tilly Laser? RESTAURO sprach mit der Professorin für die Konservierung und Restaurierung von Gemälden an der Technischen Hochschule Köln über das „Ankommen in der Lehre“, systematische Grundlagenforschung in der Gemälderestaurierung und interdisziplinäre, wissenschaftliche Zusammenarbeit. Ein Porträt

Das Schönste an ihrem neuen Arbeitsplatz in Köln ist für Tilly Laaser der „Kontakt zu den Studierenden“, wie sie sagt. Die promovierte Gemälderestauratorin ist seit dem Wintersemester 2021/22 Professorin für die Konservierung und Restaurierung von Gemälden an der TH Köln und bezeichnet ihre neue Arbeit als „Ankommen in der Lehre“. Dass sie mit ihrer Begeisterung Studentinnen und Studenten anstecken kann, glaubt man ihr sofort. Denn das Zweitschönste in Köln, wenn es denn eine Rangfolge geben sollte, ist für Tilly Laaser die Möglichkeit, bei Veränderungen in der Lehre dabei sein zu können. „An der Technischen Hochschule Köln wurde zeitgleich mit meinem Kommen eine neue Prüfungsordnung eingeführt. Im neuen Curriculum gibt es mehr Freiheiten, die Unterrichtsmodule zu gestalten, Praxis und Theorie miteinander zu verzahnen und auch fächerübergreifend zu arbeiten“, sagt Tilly Laaser, die außerdem großen Wert auf eine systematische Grundlagenforschung in der Gemälderestaurierung legt. Sie wolle aber ebenfalls mehr interdisziplinäre Formate mit Studierenden anderer Fächer in Köln etablieren. Zum Beispiel mit Kunsthistorikern und mit den Naturwissenschaften. Laaser betont: „Wir als Restaurator:innen sind Naturwissenschaftler-, Geisteswissenschaftler- und Praktiker:innen. Diese drei Säulen sind Bestandteil der wissenschaftlichen restauratorischen Beschäftigung mit Objekten.“ Je früher der direkte Kontakt mit anderen Disziplinen herstellt werde, desto einfacher und normaler werde es für junge Restaurator:innen im Berufsleben, mit anderen Disziplinen zusammen zu arbeiten.

Restaurator:innen sollten aufgrund ihrer langen Ausbildungszeit eine angemessene Bezahlung einfordern, so Tilly Laaser

 

Für Tilly Laaser ist eine interdisziplinäre, wissenschaftliche Zusammenarbeit völlig normal. Geradezu beleidigend erscheint es ihr daher, dass Restauratoren und Restauratorinnen an Museen schlechter bezahlt werden als andere Wissenschaftler. Deshalb möchte sie ihren Studierenden vermitteln, dass ihnen eine dem Studium und der langen Ausbildungszeit angemessene Bezahlung zusteht und dass sie diese im Interesse des gesamten Berufstandes auch einfordern müssen.

„Restaurierung muss man als Wissenschaft begreifen, auch wenn man praktisch handelt“

 

Sie sei „sehr, sehr glücklich“ über ihre Entscheidung, Restauratorin und nicht Ärztin geworden zu sein. Nicht nur, weil sie kein Blut sehen könne, sondern auch, weil in der Restaurierung gerade eine spannende Zeit angebrochen sei. Während einerseits Studiengänge geschlossen werden, sei das Fach andererseits in der Wissenschaftlichkeit angekommen, viele Studierende promovierten und gingen als Wissenschaftler:innen an die verschiedenen Häuser, gestalteten selbst Ausstellungen und würden immer mehr öffentlich wahrgenommen. „Die Herausforderung unserer Zeit ist es, die Restaurierung mit ihren unterschiedlichen wissenschaftlichen Anteilen und der notwendigen Praxis als Wissenschaft vollständig zu etablieren“, sagt Tilly Laaser. Wichtig sei ihr, mit dem Gerücht aufzuräumen, „dass die Restaurierung ein erlernbares Handwerk ist. Man muss sie als Wissenschaft begreifen, auch wenn man praktisch handelt.“ Und da gebe es durchaus Parallelen zur Medizin.

2021 konnte die TH Köln interessante Persönlichkeiten für Lehre und Forschung gewinnen. In kurzen Videos stellen die neuberufenen Professorinnen und Professoren sich vor und geben Einblicke in ihre Forschungsschwerpunkte. Hier sehen Sie ein Video über Tilly Laaser.

 

Tipp: Alle zwei Jahre treffen sich in Köln auf der Exponatec  internationale Spezialisten aus den Bereichen Konservierung und Restaurierung, Transport und Logistik, Technik und Sicherheit oder Multimedia und Informationsmanagement, um sich über zukunftsgerichtete Trends auszutauschen. Erfahren Sie mehr hier.

 

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