12.10.2023

Denkmalpflege Kulturerbe Nachhaltigkeit

Online-Serie: Zukunft Baukultur – Statement Christian Hanus

Univ.-Prof. Dipl. Arch. ETH Dr. Christian Hanus, Leiter Department für Bauen und Umwelt, Universität für Weiterbildung Krems. Foto: Universität für Weiterbildung Krems
Univ.-Prof. Dipl. Arch. ETH Dr. Christian Hanus, Leiter Department für Bauen und Umwelt, Universität für Weiterbildung Krems. Foto: Universität für Weiterbildung Krems

Welchen Beitrag können die Denkmalpflege und die Restaurierungswissenschaften angesichts der sich verschärfenden Klimalage, der Ressourcenknappheit und der Energiekrise leisten? Dazu haben wir Expert:innen aus unterschiedlichen Disziplinen um Statements gebeten. Lesen Sie hier das Statement von Univ.-Prof. Dipl. Arch. ETH Dr. Christian Hanus, Leiter Department für Bauen und Umwelt, Universität für Weiterbildung Krems

Multiple Krisen zwingen aktuell zum Umdenken. Da sind Pandemie, Überschwemmungen, Waldbrände, Krieg. Wie wollen wir in Zukunft leben und bauen? Viele neue Herausforderungen kommen auf uns zu, die komplexe Betrachtungen und Lösungen erfordern. Und gerade hier ist das Wissen und Können des vielfältigen und interdisziplinären Berufsfeldes der Denkmalpflege gefragt. Welchen Beitrag können die Denkmalpflege und die Restaurierungswissenschaften angesichts der sich verschärfenden Klimalage, der Ressourcenknappheit und der Energiekrise leisten? Dazu haben wir Expert:innen aus unterschiedlichen Disziplinen befragt. Die Antworten lesen Sie in künftig in unserer neuen Online-Serie Zukunft Baukultur. Lesen Sie hier das Statement von Univ.-Prof. Dipl. Arch. ETH Dr. Christian Hanus, Leiter Department für Bauen und Umwelt, Universität für Weiterbildung Krems


Denkmalgeschützte Wohnbauten sind gegenüber vergleichbaren Neubauten oftmals überlegen

Vermögen historische Bauwerke einen Schlüssel in der Lösung gegenwärtiger Herausforderungen in Bezug auf Klimawandelfolgen, Ressourcenknappheit und steigender Energiekosten einen Lösungsansatz bieten? Auf den ersten Blick mag diese Fragenstellung ob der Tatsache, dass selbst sanierte Denkmäler oftmals einen doppelt, dreifach oder noch höheren Heizwärmebedarf nach Energieausweis aufweisen als vergleichbare Neubauten, durchaus Kopfschütteln provozieren. Eine umfassende Berücksichtigung ökonomischer und ökologischer Einflussgrößen über zyklische Zeiträume lässt aber erkennen, dass denkmalgeschützte Wohnbauten gegenüber vergleichbaren Neubauten oftmals überlegen sind! Bei dieser Betrachtung gilt es zu bedenken, dass für die Errichtung eines Neubaus (in Massivbauweise) eine Quantität an Primärenergie aufgewendet werden muss, mit welcher sich der Heizwärmebedarf eines sanierten Altbaus sich über ein, zwei oder auch mehr Generationen decken lässt. In analoger Weise sind auch die anfallenden finanziellen Aufwendungen und CO2-Emissionen zu bilanzieren. Zudem fällt bei Altbauten aufgrund ihres in der Regel geringeren Fensteranteils und der höheren Gebäudemasse kaum ein Kühlbedarf an.


Historisch Bauten bergen sie eine wertvolle Inspirationsquelle für die planerische Anwendung bei Neubauten

Historische Altbauten sind zumeist an die klimatischen Bedingungen ihres Standortes sehr ausgeklügelt angepasst und gehen geschickt mit der thermischen Bewirtschaftung ihrer Speichermassen, mit vorherrschenden Mikroklimata oder mit der Anordnung von Pufferräumen um. Zugleich wird auch sehr geschickt und effizient mit dem Einsatz der damals kostenintensiven Baumaterialien umgegangen. Die historischen Bauten bergen bauphysikalische Tugenden, die heute mühevoll durch Simulationen beschrieben und quantifiziert werden können. In dieser Weise bergen sie eine wertvolle Inspirationsquelle auch für die planerische Anwendung bei Neubauten. Ein kürzlich erschienener Bericht der Europäischen Union veranschaulicht derartige Beispiele in ganz Europa.

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