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Nichts bleibt, wie es einmal war

von Uta Baier
19.09.2019
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Nach dem Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln musste ein Restaurierungszentrum entstehen. Die Katastrophe brachte viele Neuerungen für die Archivarbeit und auch für die Papierrestaurierung

Die Trockenreinigung ist der erste Arbeitsschritt an den Archivalien. Denn der Betonstaub ist selbst in geschlossene Bücher eingedrungen . Foto: Historisches Archiv der Stadt Köln
Die Trockenreinigung ist der erste Arbeitsschritt an den Archivalien. Denn der Betonstaub ist selbst in geschlossene Bücher eingedrungen . Foto: Historisches Archiv der Stadt Köln

Die Welt der Papierrestauratorin Nadine Thiel dreht sich um das Dokumentationssystem RDM, um Barcodes, Scanner, Weichpartikelstrahlverfahren und neuerdings auch um das, was der Demonstrator kann. Natürlich ist diese Aufzählung unvollständig, denn Nadine Thiel ist Sachgebietsleiterin Bestandserhaltung am Historischen Archiv der Stadt Köln und hat noch viele andere Aufgaben, die wenig mit praktischer Papierrestaurierung aber viel mit der Organisation von Konservierung und Restaurierung zu tun haben. Zum Beispiel mit zwei Millionen Schnipseln, offiziell Kölner Fragmente, inoffiziell auch „Köln Flocken“ genannt, von denen bisher 110.000 gesäubert, geglättet und gescannt sind. Mit diesen Schnipselscans füttern die Mitarbeiter einen Puzzler. Der wurde vom Fraunhofer Institut für die geschredderten Stasiunterlagen entwickelt und soll nun auch die Kölner Fragmente zusammensetzen helfen. Das ist ungleich schwieriger, denn in Köln muss aufgrund verschiedener Papier- und Tintenarten mehr modifiziert werden. Wie das geht, kann am nagelneuen Demonstrator vorgeführt werden. Dazu hat sich das Archiv ein Programm schreiben lassen, mit dem es das Prinzip des Puzzlens erklären kann. Denn das Interesse am Archiv und dem Prozess seines Wiedererstehens ist riesig. Noch immer, zehn Jahre nach dem Einsturz und der Bergung des Materials, kommen wöchentlich Besuchergruppen an den Kölner Stadtrand gefahren. 

Dort gibt es tausende Quadratmeter Platz für die Schätze des Kölner Stadtarchivs, von denen manche eineinhalb Jahre im Grundwasser lagen, dann geborgen, gefroren, gefriergetrocknet wurden und jetzt erstmals seit dem Einsturz des Archivs vor zehn Jahren in lichten, weiten, pragmatisch eingerichteten Hallen bearbeitet werden. 30 Restauratoren und 35 Restaurierungshelfer arbeiten derzeit vor Ort, dazu kommen drei Restauratoren und elf Helfer in einer Außenstelle. Bis alles bearbeitet ist, werden Jahre vergehen. Nach Schätzungen der Fachleute noch 30 bis 50 Jahre. 

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Man kann viel über die Auswirkungen einer Katastrophe wie diesem Archiveinsturz philosophieren. Fest steht, dass Katastrophen neue innovative Lösungen, neue wissenschaftliche Erkenntnisse, neue Maschinen, Computerprogramme, Arbeitsweisen hervorbringen. So ist es auch in Köln. Vieles musste neu organisiert, modifiziert, erforscht werden, vieles wird sich in Zukunft ändern, manches vielleicht nicht. Bereits grundlegend geändert hat sich die Archivverwaltung. Kölner Archivalien heißen beispielsweise momentan Bergungseinheiten, denn für eine archivtypische Ordnung des Materials war während der Bergung keine Zeit. So kam das Bergungsgut in Kisten und jede Kiste ist eine solche Bergungseinheit. 250.000 von ihnen sind – zehn Jahre nach dem Einsturz – bearbeitet. Insgesamt wurden 1,6 Millionen Einheiten geborgen. 

Das extra und gemeinsam mit den Restauratoren und Archivaren entwickelte RDM dient der elektronischen Dokumentation aller Merkmale, Veränderungen, Bearbeitungen des Materials. Anfangs ging es dabei vorrangig um eine gerichtsfeste Dokumentation der Schäden und der Maßnahmen. Mittlerweile ist klar, dass das RDM-System alle Informationen über alle Archivalien für die nächsten 30 bis 50 Jahre aufnehmen wird – die Neuzugänge eingeschlossen. Was Außenstehenden vielleicht „nur“ wie ein Computersystem erscheint, ist die Zukunft und wird sowohl die 47 Versionen der noch existierenden Laufzettel ersetzen, als auch überhaupt die Grundlage der Archivarbeit sein, sagen Restauratorin Nadine Thiel und Archivar Andreas Berger. 

Papierrestauratorin Lena Deutmann ist begeistert von den Auswertungsmöglichkeiten des Systems, das sie gemeinsam mit einer Softwarefirma für die Archivzwecke weiterentwickelt. Auch wenn es in diesem Computerprogramm viele Häkchen zu machen, Zustände, Schäden und weitere Maßnahmen zu verzeichnen gibt – Lena Deutmann versteht ihr Programm als perfekte Arbeitsunterstützung. Denn mit seiner Hilfe können beispielsweise problemlos Chargen aller Objekte mit starkem Tintenfraß oder aller Objekte mit Holzeinband gebildet werden, um Ausschreibungen vorzubereiten. Lena Deutmann ist durch die Arbeit Spezialistin für das Computersystem geworden. Häufig hält sie gemeinsam mit den Mitarbeitern der Softwarefirma Vorträge. 

Wie Lena Deutmann haben auch alle anderen Restauratoren viele neue Aufgaben, kümmern sich um den für 2020 geplanten Umzug in den Neubau des Stadtarchivs und sind Qualitätskontrolleure, die die Arbeit der Restaurierungshelfer begutachten. Denn einen neuen Beruf haben die Kölner Archivmitarbeiter ganz nebenbei auch noch eingeführt. Restaurierungshelfer sind keine Ein-Euro-Mitarbeiter sondern fest angestellte Helfer, die in einem rotierenden System reinigen, glätten, scannen. Eine besondere Qualifikation, etwa eine Buchbinderlehre, müssen sie nicht unbedingt haben. Vielmehr werden „handwerkliches Geschick, Konzentrationsfähigkeit, Ausdauer und Geduld geschätzt“, sagt Nadine Thiel. 

Lesen Sie weiter in der aktuellen Ausgabe 6/2019, dem zweiten Teil unserer Serie zu Restaurierungszentren,  www.restauro.de/shop

Bildnisminiaturen wurden je nach Verwendung unterschiedlich gefasst, etwa als Schmuck von Tabakdosen (oben links), als Anhängemedaillons (oben Mitte und oben rechts), oder als Wandschmuck (unten Mitte). Foto: privat
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