22.01.2018

Projekte

Kulturerbe verpflichtet

von Heike Schlasse

Vor zehn Jahren wurde die Deutsch-Polnische Stiftung für Kulturpflege und Denkmalschutz gegründet. Im Sinne eines grenzüberschreitenden Dialogs erhält und erforscht sie das gemeinsame kulturelle Erbe und bezieht lokale Akteure ein. Eine umfassende Publikation stellt jetzt die erfolgreiche Arbeit der Stiftung vor und zieht Bilanz. Der Ausblick ist positiv: Das gemeinsame kulturelle Erbe als verbindende Brücke in Zeiten politischer Unsicherheit.

Die evangelische Friedenskirche in Schweidnitz von 1657 gilt als größte Fachwerkkirche in Europa und gehört seit 2001 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Foto: © Parafia Ewangelicko-Augsburska pw. św. Trójcy
Kulturerbe verpflichtet. Zehn Jahre Deutsch-Polnische Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz (2007–2017). Bilanz und Zukunft. Herausgegeben für die Deutsch-Polnische Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz von Guido Hinterkeuser, Klaus-Henning von Krosigk und Peter Schabe, Lukas Verlag, Berlin, 2017, ISBN 978-3-86732-293-5, zum Preis für 30 EUR (print) bzw. 24 EUR (e-book). Foto: © Lukas Verlag

Auch für Restauratoren interessant

Um es vorwegzunehmen: Der vorliegende Aufsatzband ist ein Opus Magnum, dessen Lektüre so anspruchsvoll wie erhellend ist. Der Leser erhält einen detailreichen Einblick in die Arbeit der Deutsch-Polnischen Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz (DPS) und in die grenzüberschreitende Entwicklung der Denkmalpflege ab der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts. Darüber hinaus wird er auf eine spannende Reise mitgenommen, die ihn an entlegene Orte mit fast vergessenen Namen führt.

Die Kirchen und Kapellen, die Herrenhäuser und Gärten von Schweidnitz (Świdnica), Steinort (Sztynort), Paradies (Gościkowo Paradyż) und Lomnitz (Łomnica) und viele andere Denkmalstätten sind Teil eines gemeinsamen Erbes. Seine Bewahrung kann alte Wunden heilen, den verständnisvollen Dialog zwischen Deutschland und Polen befördern und gleichsam die gesamteuropäische Verständigung vorantreiben.

Aufschlussreiche Forschungs- und Restaurierungsberichte steuern zum Beispiel Jäger (TU Dresden) über Sofortmaßnahmen zur Rettung von Schloss Steinort, Schaaf (Universität Toruń) über die Dachstuhl- und Fensterrestaurierung der Erlöserkirche im niederschlesischen Bad Warmbrunn sowie ein Autorenkollektiv um Drachenberg (Corpus Vitrearum Medii Aevi) zur Erhaltung historischer Glasmalereien in Niederschlesien bzw. Kujawien bei. Die historischen und gartendenkmalpflegerischen Anmerkungen von Krosigks (ICOMOS-IFLA, Vorstand DPS) über die Schlösser und Parkanlagen in Lomnitz (Łomnica) sowie deren auf privater Initiative beruhende Rettung erzeugen spontane Gefühle der Reiselust in die reizvolle Landschaft des Hirschberger Tals.

Ein echtes Schwergewicht

Mit dem Band „Kulturerbe verpflichtet. Zehn Jahre Deutsch-Polnische Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz – Bilanz und Zukunft“ erweitert der Lukas Verlag aus Berlin sein beeindruckendes kunst-, kultur- und zeitgeschichtliches Programm. Die 22 Beiträge deutscher und polnischer Wissenschaftler sind in deutscher Sprache mit jeweils einer Kurzzusammenfassung auf Polnisch abgedruckt. Der vorliegende Band ist mit über 400 Seiten, fast 300 farbigen Abbildungen, umfangreichen Literaturverzeichnissen und einem ausführlichen Anhang ein Schwergewicht. Die Publikation „Kulturerbe verpflichtet“ belegt, wie die gemeinsame Bewahrung ehemals deutscher Bau- und Gartendenkmäler in Polen lokale Identifikations- und bilaterale Verständigungsprozesse in Gang setzen kann. Allen, denen die deutsch-polnische Zusammenarbeit und Verständigung am Herzen liegt, sei dieses vielschichtige Werk empfohlen.

Die ganze Buchrezension lesen Sie in unserer aktuellen RESTAURO-Ausgabe 1/2018

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