26.01.2024

Kunststück

Wiederentdeckung eines Klimt Gemäldes

Auktionssaal im Kinsky mit dem Gemälde Klimts. Foto: © Auktionshaus im Kinsky GmbH, Wien
Auktionssaal im Kinsky mit dem Gemälde Klimts. Foto: © Auktionshaus im Kinsky GmbH, Wien

Im April wird in Wien ein Gemälde von Klimt versteigert. Das Werk galt rund 100 Jahre als verschollen und ist jetzt wieder aufgetaucht. Was über die Provenienz bekannt ist, und was nicht.


Gemälde soll auf Reisen gehen

Das Auktionshaus „Im Kinsky“ in Wien gab am 25. Januar 2024 in einer Pressekonferenz bekannt, dass es im April ein als verschollen geglaubtes Gemälde des Künstlers Gustav Klimt versteigern wird. Das Auktionshaus plant, in Kooperation mit der LGT Bank am 24. April 2024 eine Sonderauktion, bei der das Werk zur Versteigerung kommen soll. Man sei besonders stolz darauf, dass es gelungen ist, dieses bedeutende Kunstwerk für die Versteigerung in Wien zu gewinnen, denn ein solch besonderes Gemälde wurde seit Jahrzehnten nicht in Mitteleuropa angeboten. Das „Im Kinsky“ möchte im Zug der Sonderauktion noch weitere bedeutsame Kunstwerke anbieten und befindet sich dazu noch in der Akquisephase. Das Gemälde soll im Vorfeld für 14 Tage in Wien in den Räumen des Auktionshauses präsentiert werden. Zudem wird das Werk auch international präsentiert, als Destinationen wurden Deutschland, Großbritannien, Hongkong und die Schweiz genannt.

Gustav Klimt, Fräulein Lieser, 1917. Credit: © Auktionshaus im Kinsky GmbH, Wien
Gustav Klimt, Fräulein Lieser, 1917. Credit: © Auktionshaus im Kinsky GmbH, Wien

Neuerkenntnisse zum Modell?

Das Portrait, das von 1917 stammte und laut Werkverzeichnis unvollendet ist, gehört zu Klimts letzten Gemälden, die er vor seinem Tod 1918 anfertigte. Gustav Klimt, der im Wien der Jahrhundertwende eine Schlüsselrolle einnahm, präsentiert wie kein anderer Künstler die österreichische Moderne. Das Gemälde befand sich seit den 1960er-Jahren in österreichischem Privatbesitz. Bei der Portraitierten handelt es sich nach Recherchen des Auktionshauses möglicherweise um Helene Lieser (1898–1962) oder Annie Lieser (1901–1972), die Töchter der Kunstmäzenin Henriette Amalie Lieser-Landau (1875–1943). In den Werkverzeichnissen wird die Dargestellte als „Fräulein Lieser“ tituliert, in den jüngeren Werkverzeichnissen wurde sie als Margarethe Constance Lieser, der Tochter des Großindustriellen Adolf Lieser (1859–1919) identifiziert.

Auktion im Kinsky, Raumansicht. Foto: © Auktionshaus im Kinsky GmbH, Wien
Auktion im Kinsky, Raumansicht. Foto: © Auktionshaus im Kinsky GmbH, Wien

1926 in Wien ausgestellt

Das Gemälde befand sich beim Tod Klimts am 6. Februar 1918 offenbar noch unvollendet in dessen Hietzinger Atelier. Nach dem Tod des Künstlers wurde das Portrait an die Familie der Auftraggeberin oder des Auftraggebers übergeben. Im Zusammenhang mit der Klimt-Ausstellung in der Neuen Galerie, Wien, die von Otto Kallir-Nierenstein betrieben wurden, sollte es 1925 ausgestellt werden. Im Rahmen dessen wurde eine Fotografie in Schwarz-Weiß angefertigt. Die dazugehörige Inventarkarte vermerkt folgenden Besitzhinweis: „1925 in Besitz von Frau Lieser, IV, Argentinierstrasse 20“. Letztendlich fand die Ausstellung dann im darauffolgenden Jahr statt. Wie es danach mit dem Bild weiterging, ist ungeklärt.


Bemerkenswerte Provenienz mit Lücken

Erst ab den 1960er-Jahren ist die Provenienz des Gemäldes wieder nachvollziehbar. Es wurde von einem Rechtsvorgänger des Einbringers in den 1960er Jahren erworben und in drei Erbgängen an den Einlieferer vererbt. Dieser habe sich an Dr. Ernst Ploil (Geschäftsführer Auktionshaus „Im Kinsky“) gewandt, mit dem Wissen, dass das Portrait eine durchaus eine Provenienzproblematik aufweist. Auf dem Gemälde sind jedoch keine Hinweise auf NS-verfolgungsbedingten Entzug zu finden, so das Auktionshaus. Dennoch sei man von dem Worst Case-Szenario ausgegangen, das heißt, dass man von einer Besitzerin oder einem Besitzer ausgegangen sei, der im Krieg ermordet wurde. Daraufhin habe man Verhandlungen mit den Rechtsnachfolgern der Familie Lieser aufgenommen und auch Verträge ausgehandelt. Das Auktionshaus hat sich nach eigenen Angaben mit den Einlieferern sowie den Rechtsnachfolgern von Adolf und Henriette Lieser im Zuge seiner Nachforschungen zur Provenienz in der Zeit von 1933–1945 im Sinne der „Washington Principles“ verständigt.

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