14.01.2019

Kunststück

Malte Anton Graff der Ehefrau eines Kammerherrn falsche Perlenohrringe?

Restauriert, erforscht und ausgestellt: das Porträt der Henriette von Carlowitz. Noch bis 10. März 2019 ist das von Restauratorin Kerstin Krainer untersuchte und bearbeitete Gemälde noch in der Alten Nationalgalerie in Berlin zu sehen. Ein hervorragendes Beispiel dafür, dass für eine umfassende kunsthistorische Darstellung technologische Aspekte eine ganz ­entscheidende Rolle spielen

Restauratorin Kerstin Krainer betrachtet das von ihr restaurierte und untersuchte Porträt der Henriette von Carlowitz. Foto: Uta Baier
Zustand während der Oberflächenreinigung. Foto: Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie, Schenkung Christoph Müller/Kerstin Krainer

Porträt der Henriette von Carlowitz in der Alten Nationalgalerie

 

Henriette von Carlowitz war bisher noch nie in einem Museum. Seit Mitte Oktober 2018 jedoch wohnt die ehemalige Herrin des sächsischen Schlosses Röhrsdorf dauerhaft in der Alten Nationalgalerie in Berlin. Erst in einer Sonderausstellung, danach im Saal ihres Schöpfers Anton Graff (1736–1813).

Bis zu seiner Versteigerung 2014 war das Porträt der Henriette von Carlowitz ausschließlich in Privatbesitz – bis etwa 1930/31 auf Schloss Röhrsdorf, das heute als Hotel für Musikbands gebucht werden kann. Danach wurde es verkauft und tauchte erst nach zwei großen Graff-Ausstellungen wieder im Kunsthandel auf. Denn Anfang 2013 zeigte das Museum Oskar Reinhart in Winterthur eine große Anton-Graff-Ausstellung, die anschließend 2013/14 in der Alten Nationalgalerie in Berlin zu sehen war. Die Ausstellungen würdigten den 1736 in der Schweiz geborenen und als sächsischen Hofmaler in Dresden lebenden Künstler anlässlich seines 200. Todestages als bedeutendsten Porträtisten der deutschen Aufklärung. Wie kein Zweiter habe er das Bild von Aristokratie und Bürgertum, von Dichtern und Denkern und ihren emanzipierten Frauen an der Schwelle zur Moderne geprägt, hieß es damals in den Ausstellungsankündigungen. Nach den erfolgreichen Würdigungen in den beiden Museen wurde das Porträt zur Auktion bei Bassenge in Berlin eingeliefert und von Christoph Müller ersteigert, einem in Berlin lebenden Sammler und Mäzen. Müller schenkte es anschließend der Alten Nationalgalerie.

Aufwendige Restaurierung

Doch um es ausstellen zu können, musste es restauriert werden. „Das Bild war zwar auf den ersten Blick sehr schön und gut erhalten. Man sah allerdings auch sofort, dass viel zu machen sein würde“, sagt Nationalgalerie-Restauratorin Kerstin Krainer, die sich in den vergangenen zwei Jahren ausführlich mit dem Bild beschäftigt hat. Das Ergebnis ist nicht nur ein strahlendes Porträt der 21-jährigen Henriette von Carlowitz, sondern auch eine Ausstellung, in der die Restauratorin die Geschichte des Bildes und die Geschichte seiner Restaurierung erzählt.

Diese Restaurierung war durchaus anspruchsvoll, auch wenn die Schäden für Graff-Gemälde typisch waren. Seine Bilder neigen zu aufstehenden Malschichten mit Runzelbildung. „Die Runzelbildung war hier nicht das Problem, sondern dachförmig aufgestellte Malschichten“, sagt Kerstin Krainer. Wahrscheinlich hat diese Form der Schäden mit dem Klima auf Schloss Röhrsdorf zu tun. Die aufgestellten Malschichten konnte Kerstin Krainer allerdings nicht niederlegen, indem sie die Leinwand wie üblich dehnte, denn die Leinwand ist dubliert. Deshalb hat sie die aufstehenden Malschichten hinterfüllt und das stark verschmutzte Gemälde danach gereinigt – mit großem Effekt und neuen Einsichten.

Denn nun wurden weitere Beschädigungen allzu deutlich: Der Firnis war von milchigen Schleiern durchzogen, es gab alte, verfärbte Retuschen und viele kleine Ausbrüche an den Craquellé-Spitzen. Insgesamt fünf Überarbeitungen konnte sie feststellen. „Je älter sie waren, desto großzügiger sind sie aufgebracht worden“, sagt Krainer.

Den vollständigen Artikel lesen Sie in unserer RESTAURO-Ausgabe 8/2018.

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