14.06.2023

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Forschungsprojekt „Broken Collection“: Die Porzellanscherbensammlung von Schloss Loosdorf

Das Scherbenzimmer von Schloss Loosdorf. Foto: © Institut für Konservierung und Restaurierung, Universität für angewandte Kunst Wien, Christoph Schleßmann
Das Scherbenzimmer von Schloss Loosdorf. Foto: © Institut für Konservierung und Restaurierung, Universität für angewandte Kunst Wien, Christoph Schleßmann

Das PEEK-Forschungsprojekt „Broken Collection“ widmet sich der Geschichte der zerbrochenen Porzellansammlung von Schloss Loosdorf (südlich von Laa an der Thaya im niederösterreichischen Weinviertel ) und dem Spannungsfeld zwischen Erhaltung und Zerstörung. Die erste Ausstellung dazu  – „COMEBACK – for more“ – ist noch bis zum 25. August zu sehen

Im Zweiten Weltkrieg wurde die wertvolle Porzellansammlung von Schloss Loosdorf weitgehend zerstört. Die Scherbensammlung mit Porzellanstücken aus drei Jahrhunderten aus Europa und Asien ist jedoch aktuell Gegenstand der Forschung. 2023 markiert den Start des Forschungsprojekts „Broken Collection“, durchgeführt vom Institut für Konservierung und Restaurierung der Universität für angewandte Kunst Wien unter der Leitung von Prof. Dr. Gabriela Krist. Das Projekt startet mit der Ausstellung „COMEBACK – for more“. Die am 20. Mai eröffnete Schau zeigt die von einer Japan-Tournee zurückgekehrten Porzellane und erlaubt Besuchenden Einblicke in die konservierungswissenschaftliche Forschung und Restaurierung.

Zerbrochene Porzellanteller im Scherbenzimmer. Foto: © Institut für Konservierung und Restaurierung, Universität für angewandte Kunst Wien, Christoph Schleßmann
Meissner Porzellan im Scherbenzimmer © Institut für Konservierung und Restaurierung, Universität für angewandte Kunst Wien, Christoph Schleßmann
Meissner Porzellan im Scherbenzimmer Foto: © Institut für Konservierung und Restaurierung, Universität für angewandte Kunst Wien, Christoph Schleßmann
Vase im Scherbenzimmer. Produziert in Arita (Japan), 19. Jahrhundert © Institut für Konservierung und Restaurierung, Universität für angewandte Kunst Wien, Christoph Schleßmann
Vase im Scherbenzimmer. Produziert in Arita (Japan), 19. Jahrhundert. Foto: © Institut für Konservierung und Restaurierung, Universität für angewandte Kunst Wien, Christoph Schleßmann
Zerbrochener Teller mit Blütendekor. Produziert in Jingdezhen (China), Ende des 17. bis Anfang 18. Jahrhundert © Photograph by: Takao Oya, Supported by: „Exhibition Old-Imari“ 2020-2021
Zerbrochener Teller mit Blütendekor. Produziert in Jingdezhen (China), Ende des 17. bis Anfang 18. Jahrhundert. Foto: © Takao Oya, Supported by: „Exhibition Old-Imari“ 2020-2021
Scherben einer Schale Foto: © Takao Oya, Supported by: „Exhibition Old-Imari“ 2020-2021
Scherben einer Schale Foto: © Takao Oya, Supported by: „Exhibition Old-Imari“ 2020-2021
Machiko Hoshina, Leiterin Organisation ROIP – Reviving Old Imari Project, Japan, Univ.-Ass.in Dr.in Johanna Runkel, Projektkoordinatorin FWF-PEEK-Projekt Broken Collection, Institut für Konservierung und Restaurierung der Universität für angewandte Kunst Wien, Gabriel Piatti, Schloss Loosdorf, Mag.a Marlies Gailhofer, Restauratorin und Projektmitarbeiterin, Institut für Konservierung und Restaurierung der Universität für angewandte Kunst Wien. Foto: © Institut für Konservierung und Restaurierung, Universität für angewandte Kunst Wien, Christoph Schleßmann

Das PEEK-Forschungsprojekt „Broken Collection

Das PEEK-Forschungsprojekt „Broken Collection“ widmet sich der Geschichte der zerbrochenen Porzellansammlung von Schloss Loosdorf und dem Spannungsfeld zwischen Erhaltung und Zerstörung. Wedgwood, Meissen, Wiener Porzellanmanufaktur, Augarten, Royal Copenhagen, japanische Imari Porzellane und Stücke aus China: Die ca. 1760 gegründete Sammlung der Familie Piatti in Schloss Loosdorf ist ein geographischer und zeitlicher Querschnitt durch die Geschichte des Porzellans. Im Zuge des Zweiten Weltkriegs zerstört, sind die Objekte überwiegend nur mehr in Scherben vorhanden.

Univ.-Ass.in Dr.in Johanna Runkel, Machiko Hoshina, Mag.a Marlies Gailhofer, Restauratorin und Projektmitarbeiterin, Institut für Konservierung und Restaurierung der Universität für angewandte Kunst Wien. Foto: © Institut für Konservierung und Restaurierung, Universität für angewandte Kunst Wien, Christoph Schleßmann

Die Resultate der Arbeit der Organisation ROIP

Die im März nach Loosdorf zurückgekehrten Objekte zeigen in ihrem teils fragmentarischen, teils restaurierten Zustand die Resultate der Arbeit der Organisation ROIP – Reviving old Imari Project at Loosdorf Castle, die von Verena Piatti, Machiko Hochina und Professor Masaaki Arakawa, Gakushuin University, ins Leben gerufen wurde. Hier wurde wertvolle Grundlagenarbeit geleistet, um die Scherben zu ordnen und zu datieren und auch zu restaurieren. Von 2020 bis 2022 konnte so eine Sonderausstellung im Okura Museum of Art in Tokyo mit dem Titel „The Tragedy of Loosdorf Castle“ und weitere Ausstellungen stattfinden, in denen ausgewählte Objekte der Sammlung erstmals international zu sehen waren.


Projektziel: Die Grenzen und Möglichkeiten der Konservierung und der Kunstgeschichte zu erkunden

Das Forschungsprojekt wird durch den Wissenschaftsfonds im Rahmen des PEEK-Programms gefördert (Programm zur Entwicklung und Erschließung der Künste). „Fragmentierte Sammlungen wie diese auf Schloss Loosdorf sind eine große Herausforderung für die Forschung, Erhaltung und Präsentation. Mit dem PEEK-Projekt haben wir jetzt die Möglichkeit, Erkenntnisse durch transdisziplinäre Forschung und Kooperation zu gewinnen, die uns helfen, solchen Herausforderungen besser begegnen zu können, “ erklärt Prof. Dr. Gabriela Krist. Ziel des Projekts ist es, die Grenzen und Möglichkeiten der Konservierung und der Kunstgeschichte zu erkunden.


Mehr über die Biographie der Objekte erfahren

Ausgehend von der Frage, wie die Geschichte der zerbrochenen Sammlung erzählt und in ihrem Zustand erlebbar gemacht werden kann, eröffnet sich ein Spannungsfeld zwischen Zerbrochenem und Vollständigem, Erhaltung und Zerstörung. Universitätsassistentin Johanna Runkel: „Wann ist etwas „kaputt“, wann ist es „heil“? Was macht Gegenstände wertvoll? Verstellen Brüche und fehlende Stücke den Blick auf die Dinge oder ermöglichen sie neue Wahrnehmungen? Diesen Fragen wird sich das Projektteam in den kommenden Jahren widmen.“ Einerseits wird das Forschungsprojekt eine Wissensgrundlage legen. Die Geschichte–- die „Biographie“ – der Objekte wird nachvollzogen, etwa in Hinblick auf die Interaktion zwischen Mensch und Gegenstand, von der Herstellung, über das Sammeln bis hin zur Bewahrung und Zerstörung.


Ausstellung 2026: Restaurierte historischen Objekte, Scherben und zeitgenössische Kunstobjekte im Dialog

Das Projektteam will unter anderem klären und erforschen, welche Scherbenkonvolute vollständig vorliegen und wieder zusammengesetzt werden können. Andererseits hat das Projekt einen praktischen, experimentellen Zugang. In jährlichen Workshops in Zusammenarbeit mit dem Keramikstudio der Universität für angewandte Kunst kommen das Projektteam und internationale Projektpartner:innen aus Kunst, Konservierung-Restaurierung und Kunstgeschichte in Schloss Loosdorf und an der Angewandten in Wien zusammen und bearbeiten gemeinsam mit den Scherben verknüpfte Themenkreise. Resultat des Projekts wird neben den gewonnenen Erkenntnissen im Jahr 2026 eine Ausstellung in Schloss Loosdorf sein, in die restaurierten historischen Objekte, Scherben und zeitgenössische Kunstobjekte im Dialog stehen. Diese erste, ab 20. Mai 2023 zugängliche Ausstellung mit dem Titel „COMEBACK – for more“ erzählt wie die Objekte den weiten Weg aus Japan in komplexen Transportboxen auf sich genommen haben und gibt einen Einblick in das vor kurzem gestartete Forschungsprojekt.

 

Ausstellungseröffnung COMEBACK – for more

Ort: Schloss Loosdorf (Bezirk Mistelbach), 20. Mai bis 25. August 2023

Nähere Details zu den Besuchsmöglichkeiten unter www.piatti.at 

 

 

 

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