15.06.2023

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Für die Textilfunde von Palmhout

Spezial-Vitrine für die seltenen Textilfunde aus dem Schiffswrack von Palmhout (17. Jahrhundert). Foto: © BELGA PHOTO HAND OUT MEYVAERT / MUSEUMS + HERITAGE SHOW
Spezial-Vitrine für die seltenen Textilfunde aus dem Schiffswrack von Palmhout (17. Jahrhundert). Foto: © BELGA PHOTO HAND OUT MEYVAERT / MUSEUMS + HERITAGE SHOW

Genter Vitrinen-Firma wurde 2023 bei den Museums + Heritage Awards in London als Innovator des Jahres gekürt, und zwar für die Entwicklung einer Spezial-Vitrine für die seltenen Textilfunde aus dem Schiffswrack von Palmhout (17. Jahrhundert)

Die sogenannten „Besloten Hofjes“ stellen zweifellos die Höhepunkte der Sammlung des Stadtmuseums in Mechelen dar. Diese von Nonnen gefertigten Altar-Retabel aus dem 16. Jahrhundert befinden sich im Stadtpalast Hof van Busleyden, Nach einer längeren Restaurierungsphase erfolgte im Juni 2018 die Wiedereröffnung des Museums Hof van Busleyden. Der prächtige Renaissancepalast in Mechelen widmet sich der Vergangenheit der ehemaligen Hauptstadt der burgundischen Niederlande. Allerdings waren die historischen Räume bisher klimatechnisch nicht optimal zur Aufbewahrung der Altäre geeignet. Daher wurde die Firma Meyvaert mit der Spezialanfertigung von 107 hängenden, eingelassenen und frei stehenden Vitrinen betraut. Außerdem wurde eine ausfahrbare Vitrine angefertigt. Alle Vitrinen sind mit Temperatur- und Luftfeuchtigkeitssensoren sowie Vibrations-Isolatoren uns Wärmedämmung ausgestattet. 


Innovator des Jahres bei den Museums + Heritage Awards in London

Meyvaert, ein Unternehmen, das sich auf maßgeschneiderte Vitrinen spezialisiert hat, wurde im Mai 2023 bei den Museums + Heritage Awards in London als Innovator des Jahres ausgezeichnet. Das Genter Unternehmen erhielt den internationalen Preis für die Konstruktion einer sauerstofffreien Vitrine, in der seltene Textilfunde aus dem Schiffswrack von Palmhout aus dem 17. Jahrhundert ausgestellt werden. Zahlreiche Artefakte, darunter ein intaktes Kleid aus Seidendamast, wurden aus dem Wrack geborgen, als es 2009 von niederländischen Tauchern entdeckt wurde. Diese Stücke werden im Kaap Skil Museum in den Niederlanden in Meyvaerts innovativen Schaukästen ausgestellt. Nachforschungen der Universität Amsterdam und der niederländischen Behörde für Kulturerbe ergaben, dass diese Textilien sehr spezielle klimatische Bedingungen benötigen, aber es bisher keine geeigneten Vitrinen für derart strenge Vorgaben gab.


Optimale konservatorische Bedingungen für die Textilfunde von Palmhout

Meyvaert entwickelte daraufhin eine Lösung für die Unterbringung der zerbrechlichen Materialien, die in einer sauerstofffreien und klimatisierten Umgebung aufbewahrt werden müssen. „Es war ein langer, komplizierter Weg, aber wir waren immer zuversichtlich, dass wir alle Probleme überwinden würden“, erklärt Corina Hordijk, künstlerische Leiterin der Stiftung Texels Museum, zu der Kaap Skil gehört. „Ich weiß, wie viel Mühe es gekostet hat, dieses Ergebnis zu erzielen. Im Namen des Museums Kaap Skil gratuliere ich Meyvaert zu diesem verdienten Preis.“ Zu den kostbaren Gewändern aus dem frühen 17. Jahrhundert zählen ein Kleid aus Seiden-Damast und ein Hochzeitskleid aus Seide und Silberfäden. Beide Kleider sowie andere, bei den 2014 erfolgten Tauchgängen geborgene Artefakte aus dem Wrack sind nun im Kaap Skil Museum auf Texel ausgestellt. Da eines der im Wrack gefundenen Bücher das Wappen von König Charles I. zeigt, wird angenommen, dass der Besitzer der wertvollen Ladung ein Mitglied des britischen Adels, möglicherweise aus dem Hause Stuart war. Die Kleider könnten etwa – wie vermutet wird – für Jean Kerr, Countess of Roxburghe und Hofdame von Königin Henrietta Maria, angefertigt worden sein. Durch die Vitrinen von Meyvaert finden die außergewöhnlich gut erhaltenen Kleider optimale konservatorische Bedingungen. Das Unternehmen wurde 1826 im belgischen Ghent als Familienbetrieb gegründet und war zunächst auf die Produktion von Spiegeln beschränkt, bevor es sich dann in den 1980er Jahren schwerpunktmäßig der Herstellung von Museums-vitrinen zuwandte.

 

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