06.07.2022

Kulturerbe

Die Restaurierung des Ansitz Romani in Tramin

der aus mehreren Komplexen besteht. Foto: Wikimedia Commons /Isiderion
der aus mehreren Komplexen besteht. Foto: Wikimedia Commons /Isiderion

Das Mittelgebäude des denkmalgeschützten „Romani“-Komplexes in Tramin stand mehr als zwanzig Jahre leer. Jetzt saniert und restauriert es der Südtiroler Architekt Zeno Bampi, Experte auf dem Gebiet „Bauen im Bestand“, behutsam und in enger
Zusammenarbeit mit Landesdenkmalamt. Ein Blick in die Geschichte des historischen Ansitzes

der aus mehreren Komplexen besteht. Foto: Wikimedia Commons /Isiderion
Ansicht des Dorfes Tramin von Süden. Umgeben von Weinbergen liegt hier der denkmalgeschützte Ansitz Romani, der aus mehreren Komplexen besteht. Foto: Wikimedia Commons /Isiderion
Blick aus dem Dachgeschoss des Ansitzes Romani. Foto: RESTAURO

Das unregelmäßige Bruchsteinwerk in den Kellerräumen spricht für einen spätmittelalterlichen Baubestand der Gotik

Tramin an der Weinstraße ist eine Gemeinde mit rund 3500 Einwohnern im Südtiroler Unterland. Bekannt ist das Weindorf für Weine der Rebsorte Gewürztraminer und den traditionellen „Egetmann-Umzug“, der jeweils in ungeraden Jahren am Faschingsdienstag mit mehr als 30 Festwägen fröhlich durch die Gassen zieht. Wegen seines historischen Dorfkerns, des Weinbaus, der Nähe zum Kalterer See und der wöchentlichen Weinfeste im Sommer und Herbst ist das Dorf ein beliebter Ferienort. Knapp über der Talsohle, inmitten von Weinbergen liegt hier der mächtige Ansitz Romani. „Bei dem Edelsitz (Bauparzelle 211) handelt es sich um das Hauptgebäude der sogenannten ,Romani-Häuser’ (oder des ,Romani’-Komplexes), zu denen im Nordosten das Haus Andreas-Hofer-Straße 19 (Bauparzelle 212) und im Südwesten das Gebäude Andreas-Hofer-Straße 23 (Bauparzelle 210) gehören,“ berichtet Bauforscher Martin Laimer, Gründungsmitglied und Präsident des Arbeitskreises für Hausforschung Südtirol. Alle drei Bauten stehen unter Denkmalschutz. „Der Ansitz Romani selbst besteht aus einem L-förmigen Wohngebäude an der Straße und einem rückwärtig liegenden, versetzt angeordneten Wirtschaftsgebäude mit vorgelagertem Hofraum, der von einer Umfassungsmauer umgeben wird,“ erklärt der Experte weiter.

 Derzeit wird der historische Ansitz mit viel Sorgfalt unter der Ägide von Architekt Zeno Bampi (Neumarkt bei Bozen), ein Experte auf dem Gebiet „Bauen im Bestand“, in enger Zusammenarbeit mit dem Landesdenkmalamt und unter Berücksichtigung des Ensembleschutzes modernisiert und restauriert, nachdem er mehr als zwanzig Jahre leer stand. „Der anlässlich der Begehung im Mai 2021 einsehbare Baubestand lässt in den Kellerräumen durchwegs unregelmäßiges Bruchsteinwerk erkennen, das für einen spätmittelalterlichen Baubestand der Gotik des 15. Jahrhunderts spricht. Dabei ist anfänglich von mindestens zwei separaten und voneinander getrennten Baukörpern auszugehen.“

Was bedeuten die schwalbenschwanzförmigen Einkerbungen an den Balkenenden?

Der gotische Baubestand zeigte sich anlässlich der laufenden Arbeiten in Form wiederverwendeter Deckenbalken, die eindeutig gotische Stilmerkmale aufweisen, beispielsweise Profilierungen oder Abfassungen mit plastischen Zierkerben.  Teils fanden sich an den Balkenenden aber auch schwalbenschwanzförmige Einkerbungen, wie sie im ausgehenden 14. und 15. Jahrhundert nicht selten vorkommen. Sie weisen darauf hin, dass das Bauholz mit Fuhrwerken vom Berg ins Tal gebracht wurde. Damit reicht der Baubestand nicht an den mittelalterlichen Kernbau des südlich angrenzenden Baukörpers der Bauparzelle 210 (Andreas-Hofer-Straße 23) heran.

Großer Umbau in der Renaissance

Deren Keimzelle liegt an der Nordwestecke und geht der baugeschichtlichen Untersuchung von 2008/09 zufolge auf die Romanik des frühen 14. Jahrhunderts zurück.“ In der Renaissance des späteren 16. oder frühen 17. Jahrhunderts kam es zu einem groß angelegten Umbau, der das Erscheinungsbild des Ansitzes bis heute bestimmt, weiß Bauforscher Martin Laimer. „Aus dem Barock zeichnen sich kleinere Eingriffe ab, beispielweise die Errichtung von Stützmauern (Barbacani) im Außenbereich, die wohl wie bei der südlich angrenzenden Bauparzelle 210 um 1785 angestellt wurden.“

Die späteren Besitzer: Die Familie Romani

Über die Besitzer des Ansitzes vor dem 19. Jahrhundert ist kaum etwas bekannt. 1827 erwarb ihn Joseph Romani. Der Jurist aus dem Trentino versorgte dann in Tramin im Nebenerwerb die umliegenden Gemeinden mit Rotwein aber auch mit Mais, Weizen, Stroh oder Heu. Er war es auch, der die Terrazzoböden in den Obergeschossen legen ließ. Einer trägt die Jahreszahl „1850“. Sein Sohn Anton ist 1888 als „Gutbesitzer und Weinhändler in Tramin“ verzeichnet und übte diverse öffentliche Ämter in der Gegend aus: Feuerwehrhauptmann, Stellvertretender Obmann der Landwirtschaftlichen Bezirksgenossenschaft Neumarkt, Verwaltungsrat des Elektrizitätswerkes Auer und Erster Gemeinderat in Tramin. 1906 verstarb Anton Romani mit 79 Jahren. Dessen Sohn Josef war wiederum als Jurist tätig, eröffnete eine Kanzlei in Tramin und heiratete 1923 die Brixener Malerin Edith Lutz. Diese begründete den Südtiroler Künstlerbund und den ersten Heimatpflegeverein von Tramin. Lieblingsmotive ihrer großformatigen Landschaftsbilder waren das Schwarzhorn und das Weißhorn, jene zwei markanten Berge, die sie von ihrem Atelier im Ansitz auf der gegenüberliegenden Talseite sah. Ihre umfangreiche Exlibris-Sammlung vermachten die Erben 2009 dem Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck.

Ein nachhaltiges Konzept mit innovativer Lehmdämmung für den Ansitz Romani

Unter Bewahrung der baulichen Besonderheiten des historischen Gebäudes hat nun Zeno Bampi ein nachhaltiges Konzept mit innovativer Lehmdämmung erstellt, das den Bestand nutzt. Die Vergangenheit des Gebäudes soll erhalten werden. Böden sowie freigelegte Schichten erzählen dann von der Geschichte des 500 Jahren alten Ansitzes, der in Zukunft ein gastliches Haus von Freunden für Freunde werden soll (Ansitz Schneckart).

Das Südtirol-Special von RESTAURO finden Sie hier.

Tipp: Boris Frohberg die Restaurierungsarbeiten der bemalten Räume des Ansitzes Zimmerlehen bei Völs am Schlern in Südtirol entdeckt. Lesen Sie mehr hier.

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