25.01.2018

Museum

Der Meister von Meßkirch

Hg von Elsbeth Wiemann

Forschungsstand, Thesendiskussionen und viele Fußnoten

Prächtig leserunfreundlich: Der Katalog zur Großen Landesausstellung über den wunderbaren Meister von Meßkirch vergibt die Chance, den interessierten Laien zu begeistern.

 

Die Balance zwischen wissenschaftlichem Anspruch und interessanter sprachlicher und inhaltlicher Aufbereitung eines kunstwissenschaftlichen Themas ist nicht immer leicht zu finden. Vor allem, wenn es um einen namenlosen Künstler, um die Versuche, ihn einer bekannten Künstlerpersönlichkeit zuzuordnen, um Zu- und Abschreibungen und um materialtechnische Untersuchungen geht. Doch eine Balance zwischen intelligenter Unterhaltung und seriöser Faktenvorstellung ist möglich.

Der Katalog zur Baden-Württembergischen Großen Landesausstellung „Der Meister von Meßkirch“ möchte diese bewährte Mischung aber offensichtlich nicht. Die prächtige Publikation, die mit 420 Abbildungen optisch perfekt in Zeit und Werk des Künstlers einführt, bietet Beschreibungen des Forschungsstandes zum namenlosen Meister, Thesendiskussionen und viele Fußnoten. Das ist schön, wichtig und richtig, wenn dieser Katalog eine rein wissenschaftliche Publikation wäre. Er begleitet aber die erste große Ausstellung über den grandiosen Meister von Meßkirch, der die Pracht katholischer Bildprogramme zur Zeit von Luther und Cranach noch einmal mit viel Gold und exquisiter Malerei zelebrierte und doch bisher keinen Namen, keine Biografie, kein Grab bekommen hat. Das macht ihn – über die Malerei hinaus – interessant und wird sicher zum Erfolg der Ausstellung beitragen. Doch von der Begeisterung und Faszination der Wissenschaftler für diesen Künstler ist im Katalog wenig zu lesen.

Die Restauratorinnen kommen kaum zu Wort

Das ist weniger eine Frage der Themensetzungen als vielmehr eine von Sprache und Haltung zum Leser. Wer, wie Herausgeberin und Kuratorin Elsbeth Wiemann, einen Forschungsstand diskutiert, will ganz offensichtlich nicht mit dem Ausstellungsbesucher kommunizieren. Die Restauratorinnen Lydia Schmidt und Eva Tasch bekommen gar nicht die Gelegenheit zur Diskussion. Ihre Ausführungen sind kurz, sehr kurz, zu kurz. Sie können lediglich ihre interessanten Untersuchungsergebnisse benennen, haben aber nicht die Chance, ihre Arbeit zu erklären und ihr umfangreiches Wissen weiterzugeben.

Vor zehn, fünfzehn Jahren wäre so ein Katalog Standard gewesen. Doch seitdem haben Museen viel über ihre Besucher und deren Interessen gelernt. Das schlägt sich in neuem Ausstellungsdesigns, modifizierten Vermittlungsprogrammen und gut lesbaren Katalogen wider. Schade, dass sich Stuttgart für mehr Elfenbeinturm und weniger wissenschaftlichen Plauderton entschieden hat.

Buchdaten: „Der Meister von Meßkirch – Katholische Pracht in der Reformationszeit“, Hg von Elsbeth Wiemann, Hirmer Verlag, 408 S., 420 Abb., 45 Euro; ISBN 978-3-7774-2918-2

Mehr über den Meister von Meßkirch lesen Sie in unserer aktuellen Ausgabe der RESTAURO.

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