03.11.2021

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Das Piet Mondrian Conservation Project

von Uta Baier
© Mondrian / Holtzman Trust c/o HCR International Warrenton
© Mondrian / Holtzman Trust c/o HCR International Warrenton

Für das Publikum immer offen – das Restaurierungsatelier der Fondation Beyeler (Riehen bei Basel) zeigt seine Arbeit an Mondrian im Netz 

Eine Einführung in das Projekt zeigt dieses Video:

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Eine öffentliche Restaurierungswerkstatt ist für Markus Gross nichts Neues. Der Leiter der Abteilung Restaurierung bei der Fondation Beyeler in Riehen bei Basel arbeitet immer hinter einer Glaswand. „Wenn man hier arbeitet, weiß man, dass man öffentlich arbeitet“, sagt Gross. 2009, für eine Matisse-Restaurierung, wurde sogar ein zweites Atelier aufgebaut, um direkten Einblick in die Arbeit des Teams zu gewähren. Allerdings gehe es nicht um eine Restaurier-Show, sondern darum zu zeigen, dass und wie der Restaurator und die Restauratorin bewahre, sagt Markus Gross.Für das aktuelle „Piet Mondrian Conservation Project“ musste das Team, bestehend aus Markus Gross, Restauratorin Friedericke Steckling und Assistenzrestauratorin Cathja Hürlimann, nicht umziehen – die Untersuchungen laufen im angestammten Atelier, doch wegen des Sponsorings von „La Prairie“ ist die Arbeit noch etwas öffentlicher geworden. La Prairie, eine Schweizer Firma für Schönheitspflegeprodukte, hat Filme mit den verschiedenen Abteilungen des Museums gedreht, um das Projekt auch auf seiner eigenen Internetseite vorzustellen. „Auf der Kommunikationsebene hilft uns La Prairie, die Geschichte von Mondrian zu erzählen und die Bedeutung der Konservierung moderner Gemälde auf innovative und spannende Weise hervorzuheben. Dadurch kann ein neues und globales Publikum angesprochen werden, das wir sonst über unsere eigenen Vermittlungs- und Kommunikationswege nicht erreichen würden“, beschreibt Beyeler-Sprecherin Sandra Pfeiffer die Vorteile der Partnerschaft. 

Für La Prairie bedeutet die Zusammenarbeit mit der Fondation Beyeler „ein neues Kapitel unseres Engagements für Kunst und Kultur“, wie Greg Prodromides, Chief Marketing Officer bei La Prairie, gegenüber RESTAURO sagt. Er sieht eine geradezu natürliche Verbindung zwischen dem Konzern und dem Museum: „Es fühlte sich sehr natürlich an, da beide Häuser viele gemeinsame Werte teilen: Kühnheit, Perfektion, Swissness, Ästhetik und das Streben nach zeitloser Schönheit.“ 

Über die Filme hinaus präsentiert das Beyeler-Team die gesamte wissenschaftliche Untersuchung der sieben Gemälde Piet Mondrians in Beyeler-Besitz auf der Internetseite. Diese Präsentation ist Teil des Projekts und wurde lange geplant – lange bevor es pandemiebedingt notwendig und modern wurde, die eigene Museumsarbeit im Internet zu zeigen. „Wir sind sehr glücklich, dass alle Werke für unsere Untersuchungen drei Jahre lang für Ausstellungen gesperrt sind. Prinzipiell sind die Mondrian-Werke in einem guten Zustand, doch sie wurden noch nie umfassend erforscht“, sagt Markus Gross. Das gilt auch für andere Werke der Fondation Beyeler, die erst 1997 als Museum eröffnete. Das Mondrian-Projekt dauert von 2019 bis Ende 2021. 2022 werden alle Bilder in einer Ausstellung in der Fondation Beyeler gezeigt.

Die Untersuchungen von vier der sieben Piet Mondrian-Gemälde in Beyeler-Besitz sind bereits auf der Internetpräsenz zu erkunden. Sukzessive kommen die neuen Ergebnisse hinzu, doch es ist bereits jetzt zu sehen, wie publikumsfreundlich und umfassend der Überblick über restauratorische Untersuchungen und Überlegungen ist. Anhand vieler guter Detailbilder mit verständlichen Erklärungen  dokumentiert das Team seine Arbeit. Für das Fachpublikum selbstverständliche Begriffe wie der Querschliff werden einzeln erklärt. Natürlich präsentiert das Projekt Grundlagenforschung, doch Markus Gross ist auch schon von Kolleg:innen kontaktiert worden, die sich für die Forschungsergebnisse interessieren. 

Lesen Sie weiter in der RESTAURO 6/2021: Schwerpunkt Museen und Digitalisierung. 

2017 zeigte die Fondation Beyeler einen reichen Fundus des impressionistischen Künstlers Claude Monet (1840–1926). Monate zuvor hatten die Restaurator:innen der Stiftung auf einem der Seerosen-Gemälde einen Acrylharz-Firnis entdeckt, dessen Entfernung Zeit und präzises Wissen abverlangt. Erfahren Sie mehr hier

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