06.05.2016

Museum

Banksy an allen Wänden

 

Die Kunst der Straße wird immer öfter in Ausstellungsräume geholt – vor allem wenn es um die Street Art-Legende Banksy geht. Nun hat die Münchner Galerie Kronsbein eine Banksy-Schau eröffnet.

„Maybe, it means art is a bit of a joke.“ – „Es bedeutet möglicherweise, dass Kunst dem Witz ziemlich nahe kommt.“ Dieses Statement durchzog 2010 das künstlerische Medienevent des Jahres: die Premiere von „Exit through the gift shop“, eine Filmproduktion, hinter der sich das Phantom der Street Art-Szene – Banksy – verbirgt. Der Film gibt sich vordergründig als Dokumentation der bis heute noch nicht enttarnten Künstleridentität aus, doch spürt stattdessen dem Kosmos der Graffitikunst nach: ihrem Humor, ihrem Recht, ihrer politische Kraft, ihrer Vergänglichkeit, ihrem Erhalt und ihrer Ausstellbarkeit.

 

Banksy, ein Kurator?

Von der Straße ins Museum brachte Banksy seine Werke bislang nur unter satirischem Beigeschmack. Unter großem Aufsehen schmuggelte er eine Kopie der Mona Lisa mit appliziertem Smilie in den Louvre, eine eingeschmuggelte Höhlenmalerei, auf der neben Büffeln auch ein Einkaufswagen zu sehen ist, wurde im British Museum entdeckt. Im Jahr 2009 kuratierte er eine eigene Ausstellung an dem Ort, wo seine Sprayerkarriere begann: Bristol. Bei diesem antikommerziellen Schlagabtausch mit der Institution Museum unter dem ironischen Titel „Banksy vs. Bristol Museum“ ist das Wort „kuratiert“ eigentlich schon zu hoch gegriffen.

Graffitimotive an Galeriewänden

Nun ist Banksy auch in München zu sehen. Die Galerie Kronsbein nahe der Maximilianstraße stellt dessen Werke bewusst ernsthaft aus: als Prints in Siebdrucktechnik, signiert und unsigniert. Hier stellt sich sofort die Frage nach der Authentizität. Darauf hat Galerist Dirk G. Kronsbein, aus dessen Privatsammlung sich die Banksy-Schau speist, eine Antwort parat. „Zu jedem Werk gehört das COA, das Certificate of Authentification.“ Dieses Zertifikat wird von Banksys Team ausgestellt. Seine Gestaltung ist wiederum selbst eine politische Satire nach der Art Banksys  – eine zerrissene Pfund-Hälfte mit Dianas Konterfei, in diesem Sinne eine Fälschung, bürgt für die Echtheit der Siebdrucke.

„Wir haben natürlich auch Originale“, erklärt Kronsbein, der die Galerie seit 2009 mit seiner Tochter zusammen führt. Dazu zählt etwa der gesprayte „Flower Bomber“ auf einer Holzpalette und auch ein für Banksy typisches Stencil, das ein Straßenschild humorvoll reflektiert – mit einer fliegenden Kuh. Aus einem konservatorischen Blickwinkel gibt es zwei mögliche Sichtweisen auf die Ausstellungspraxis solcher Originale, von denen ihm übrigen die meisten bereits unter Denkmalschutz stehen.

 

Einerseits sind die Motive im Stadtraum dem stetigem Verfall und Abrieb durch Umwelteinflüsse ausgeliefert, eine Verwahrung im Depot oder aber an Museums- bzw. Galeriewänden bietet in dieser Hinsicht Schutz. Andererseits soll ihre politisch-humoristische Botschaft die Passanten im öffentlichen Raum zufällig im Vorübergehen erreichen – die Vergänglichkeit des Materials ist dabei gewissermaßen einkalkuliert.

Auf die Frage hin, ob Kronsbein auch Originale „auf Stein“, also aus dem Gemäuer herausgeschnitten, besitzt, antwortet er: „Ich würde niemals im Desinteresse von Banksy handeln. Das passt auch gar nicht zu meinem Gedankengut. Ich bin sehr dafür, dass diese Werke erhalten und für die Öffentlichkeit zugänglich bleiben.“

Im Interview mit dem Graffiti-Künstler Zase erfahren Sie mehr zum Kunstwert des Graffiti sowie dessen Erhaltungsstrategien. Ein weiteres spannendes Street Art-Projekt ist derzeit in Rom zu sehen.

Lesen Sie dazu auch den Fachbeitrag in der RESTAURO 01/2016, der Restaurierungsarbeiten am Miami Marine Stadium zum Anlass nimmt, um sich mit dem konservatorischen Konflikt zwischen Graffiti-Kunst und historischer Bausubstanz auseinanderzusetzen.

Banksys Motiv „Man with dog“ ist hier in Serie zu sehen – gedruckt auf verschiedene Farbgründe. Foto: RESTAURO
In der Ausstellung „Banksy - King of Urban Art @ Munich“ werden auch Originale gezeigt, wie hier aus dem Straßenraum. Foto: RESTAURO
Die Galerie Kronsbein ist vis-à-vis der Münchner Maximiliansstraße gelegen. Foto: RESTAURO
Das politisch-kritische Potenzial von Banksys Werken kommt auf den Siebdrucken etwas zahm daher. Foto: RESTAURO
Das Echtheitszertifikat wird von Banksys Büro ausgehändigt und jeweils mit der Hälfte einer 10-Pfund-Note, die Dianas Konterfei ziert, übergeben. Foto: RESTAURO
Einige Stücke stehen noch verpackt und deutlich sichtbar im Galerieraum. Ist das ein Hinweis auf Banksys demokratische Arbeitsweise oder die Austauschbarkeit der Stücke? Foto: RESTAURO
Das Ausstellungskonzept durchfließt die Galerieräume mit Couch, Schreibtisch, Regal, Klavier und Blumendekor. Foto: RESTAURO
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