In Bayern kann man Architektur- und Kunst in zahlreichen historischen Gasthöfen geniessen, wie hier im Augustiner-Bräu in München. Foto: Michael Volk (Hrsg.): Einkehr in Denkmälern – Gasthäuser in Oberbayern Ausflugsführer zu ursprünglichen Gasthäusern in Oberbayern (2017) / Michael Forstner, BLfD
In Bayern kann man Architektur- und Kunst in zahlreichen historischen Gasthöfen geniessen, wie hier im Augustiner-Bräu in München. Foto: Michael Volk (Hrsg.): Einkehr in Denkmälern – Gasthäuser in Oberbayern Ausflugsführer zu ursprünglichen Gasthäusern in Oberbayern (2017) / Michael Forstner, BLfD

In Bayern gibt es viele historische Gasthöfe, deren Geschichte spür- und erlebbar geblieben ist. Diese Häuser zeichnen sich durch die Originalität ihrer Gaststuben aus. Sie sind lebendige Vertreter einer in Jahrhunderten gewachsenen Wirtshauskultur – ein Handbuch zu historischen Gasthäusern in Oberbayern gibt Ausflugstipps in bayerische Umland für alle Münchner:innen, die aktuell dem Trubel des Oktoberfestes entfliehen wollen

Münchner:innen, die jetzt dem Trubel des Oktoberfestes entfliehen wollen, sei vor allem am Wochenende ein Ausflug ins bayerische Umland empfohlen. Denn dort – Bayern scheint in diesem Punkt sehr reich gesegnet zu sein – gibt es viele historische Gasthöfe, deren oft reiche, von menschlichen Schicksalen bestimmte Geschichte spür- und erlebbar geblieben ist. Diese Häuser zeichnen sich durch die Originalität ihrer Gaststuben aus. Sie sind lebendige Vertreter einer in Jahrhunderten gewachsenen Wirtshauskultur. Manche sind sogar über ein halbes Jahrtausend alt.


Handbuch zu historischen Gasthäusern in Oberbayern

In der Reihe „Genuss mit Geschichte“ ist im Münchener Volk-Verlag ein mit reichem Bildmaterial ausgestattetes Handbuch zu den historisch interessantesten Gasthäusern in Oberbayern erschienen. Die kenntnisreichen Texte und das opulente Bildmaterial laden zur Einkehr in Oberbayerns besterhaltene denkmalgeschützte Gaststätten ein. Erläuternde Texte zu deren Vergangenheit, zu den historischen Räumlichkeiten und zu außergewöhnlichen Details werden ergänzt durch kompakte Informationen zu den jeweiligen Spezialitäten der Gasthäuser, der Lage und den jeweiligen Öffnungszeiten. Die angefügten Angaben zur genauen Anfahrt, zur Baugeschichte, zu Details der historischen Einrichtung  und zu den heutigen Eigentümern machen das Buch zu einem praktischen Reiseführer, der auch Informationen zur lokalen, volkstümlichen oder bäuerlichen Ikonographie bietet, wie sie zum Beispiel auf Wandgemälden oder an Kachelöfen anzutreffen ist.

Phantasievoll und kunsthandwerklich auf hohem Niveau - das bayerische Gasthaus am Ende des
19. Jahrhunderts: Blick in den Muschelsaal im Augustiner-Bräu in München. Foto: Michael Forstner (BLfD)
Foto: Michael Forstner (BLfD)

Zur Prinzregentenzeit erreichte die bayerische Wirtshauskultur ihren Höhepunkt

In der Einführung berichtet Karl Gattinger von ersten Gasthäusern, die bereits in der Römerzeit entlang der Römerstraßen im heutigen Oberbayern existiert haben. Die Existenz gewerblicher Gasthöfe in der Region wird erstmals im 13. Jahrhundert schriftlich belegt. Zur Prinzregentenzeit erreichte die bayerische Wirtshauskultur ihren Höhepunkt. Restaurants, Bierpaläste, Weinlokale sowie einfache Gasthäuser florierten. Mit der Inbetriebnahme der Bahnlinie München – Augsburg im Jahre 1840 waren viele ländliche Orte des geselligen Beisammenseins nun auch für Tagesausflügler erreichbar. Besonders die bayerischen Klosterorte wurden nun als Ausflugsziele entdeckt.

Wirtshaus-Interieur der 1920er Jahre: das Gasthof zur Post in Pöcking. Foto: Michael Forstner (BLfD)

Gasthausboom im Königreich Bayern

Gattinger spricht von einem „regelrechten Gasthausboom im Königreich Bayern, vor allem in der Prinzregentenzeit.“ Behandelt werden u.a. der Brauereigasthof „Zum Daniel“ in Ingolstadt, das „Nürnberger Bratwurst-Glöckl am Dom“ in München, das Bergrestaurant Predigtstuhl in Bad Reichenhall und der Weinhof Schwaighofer in Bad Tölz. Ein besonderes Highlight ist die Beschreibung des Gasthofs „Der Alte Wirt“ in Seeon im heutigen Naturschutzgebiet Seeoner Seen. Hier läuft der Autor in seiner Begeisterung für das geschichtsträchtige Haus zur Höchstform auf: „Man sollte sich die Zeit nehmen, kurz im Halbdunkel des Eingangs zu verharren.“ Ein Gasthof existiert an diesem Ort seit dem frühen Mittelalter. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurde der jetzige Bau als Poststation des reichen Klosters Seeon errichtet. Das prächtige Haus, das gleichsam als „Aushängeschild des Klosters“ diente, hat seine aus dem 17. Jahrhundert stammende Gestalt weitestgehend bewahrt. Sogar der Eiskeller hat sich erhalten. Sehenswert ist vor allem der Festsaal mit seinem alten Gewölbe, das von einer einzigen Säule aus Rotmarmor getragen wird. Geschichtsträchtig ist auch die Gastronomie im Künstlerhaus am Lenbachplatz in München. Es diente einst als Vereinshaus Münchner Künstler und ist heute ein Treffpunkt für Münchener Vereine und Gesellschaften. Prunkstück der Restauranträume im Erdgeschoss ist das Venezianische Zimmer aus der Zeit des Malerfürsten Franz von Lenbach (1836–1904).

Michael Volk (Hrsg.): Einkehr in Denkmälern – Gasthäuser in Oberbayern. Ausflugsführer zu ursprünglichen Gasthäusern in Oberbayern. ISBN: 978-3-86222-186-8, € 19,90

Gasthausgewölbe des Spätmittelalters im Pfaubräu in Trostberg. Foto: Michael Forstner (BLfD)
Der ehemalige Danielbräu, ein zweigeschossiges Eckhaus mit beeindruckendem getrepptem Giebel geht zurück auf das 15. Jahrhundert. Foto: Christian Weiss
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