Dabei strebte das oberitalienische Museum den maximal möglichen Perfektionsgrad an, um die Nachbildung dem Original so ähnlich wie möglich zu machen. Den Zuschlag bekam die kleine Firma „Toscolano 1381“ aus der Provinz Brescia, da diese die alte Tradition des handgeschöpften Papiermachens wieder aufleben lässt. Filippo Cantoni begründete mit Hilfe der Fondazione TIM (Rom) das junge Unternehmen in Toscolano Maderno.
Seit Jahrhunderten ist diese Region am Gardasee – was hier hierzulande kaum jemand weiß – für hochwertige Papierherstellung bekannt. Im 15. und 16. Jahrhundert belieferte man von dort aus wichtige Handelsstädte wie Venedig mit der damals wertvollen Ware. Die Realisierung der Leonardo-Replik war allerdings eine Herausforderung, wie Papiermachermeister Marco Castellini (Foto) erzählt. Dank der Zusammenarbeit mit dem Museo Leonardiano in Vinci und der Opificio delle Pietre Dure (OPF, Florenz) konnten sich die Papiermachermeister aus Toscolano Moderno einen Überblick über die Zeichnung verschaffen, das Format analysieren, die Papiersorte beurteilen und das Blatt mit Hilfe nicht-invasiver Techniken untersuchen.
Da sich die Originalzeichnung aus Hanf und Leinen zusammensetzt, wurden die beiden Rohstoffe zerkleinert und anschließend über einen Monat in Branntkalk gelagert. Bei der Blattgröße entschied man sich für ein Schöpfsieb, das vor zwei Jahrhunderten verwendet wurde. Mit Eisengallustinte wurde die abgebildete Landschaft auf das Papier gedruckt, ein Projekt der Accademia di Belle Arti in Venedig. Das Ergebnis macht die Brescianer Papiermachermeister stolz: „Wir sind weltweit die Ersten, die Hanf- und Branntkalkpapier nach der Papierkunst des 15. Jahrhunderts wieder hergestellt haben.“