Seit 1. Juni ist Kathrin Lange Chefrestauratorin bei der Stiftung Preussische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Die 1967 geborene Skulpturenrestauratorin ist gelernte Steinbildhauerin und diplomierte Restauratorin. Seit 1991 arbeitet sie bei der Stiftung in Potsdam. Unsere Berliner Korrespondentin Uta Baier hat mit ihr über die neue Position, die Schönheit von Potsdam und die Besonderheiten der Restaurierung in Potsdam und Umgebung gesprochen.
Warum wurden Sie Steinbildhauerin?
Das ist ein toller Beruf! Ich komme aus Röbel an der Müritz und konnte dort einem Steinbildhauer der Denkmalpflege bei seiner Arbeit zusehen. Da ich in Richtung Handwerk und Kunst wollte, war das nach der Schule genau das Richtige. Im Anschluss entschied ich mich für das Studium. Die Kombination zwischen Handwerk und Restaurierung, das Wissen um den Herstellungs- Verwitterungs- und Erhaltungsprozess finde ich perfekt.
Das ist nicht mehr der übliche Ausbildungsweg für Restauratoren.
Was ich sehr bedauere, denn wenn ich nicht weiß, wie ich eine Skulptur fertige, wenn ich nicht weiß, wie ich eine fehlende Gewandfalte, einen fehlenden Finger in Naturstein wiederherstellen kann, dann bleiben mir weniger Möglichkeiten bei der Auswahl der Restaurierungsmöglichkeiten. Das finde ich dann schade.
Sie sind seit 26 Jahren bei der Stiftung Preussische Schlösser und Gärten in Potsdam. Haben Sie nie daran gedacht, wegzugehen?
Wenn ich nicht in Potsdam wäre, hätte ich immer versucht herzukommen. Die Arbeitsbedingungen in einem Kompetenzzentrum, wie es die Potsdamer Restaurierung ist, muss man erst mal anderswo finden. Ich genieße den Kontakt mit Kollegen auf der ganzen Welt, sehe aber im Vergleich, dass wir hier in Potsdam in einer sehr guten Situation sind.
Seit Anfang Juni sind Sie in der Position, diese Situation als Chefrestauratorin aktiv zu gestalten. Was werden Sie verändern?
Verändern finde ich wirklich ein schwieriges Wort. Es geht mir um das Entwickeln dessen, was da ist. Wir sind eine anerkannte Abteilung, wir haben phantastische Fachbereiche mit hoher Kompetenz. Diese gilt es weiter zu entwickeln. Das ist mein Ziel.
Und was wollen Sie weiter entwickeln?
Die Abteilung Restaurierung ist mit annähernd 60 Mitarbeitern eine sehr große Abteilung – auch bundesweit und international betrachtet. Die Fachbereiche sind Grafik/Papier und Gemälde, Textil, Glas/Keramik, Holz und Metall, Architektur/Wandfassung, und Skulptur. Es gibt den Bereich der Präventiven Konservierung, ein Fotolabor und ein eigenes naturwissenschaftliches Labor. Es geht darum, dieses Kompetenzzentrum auszubauen und als solches innerhalb und außerhalb der Stiftung präsent zu sein und wahrgenommen zu werden. Darüber hinaus werden wir uns intensiv mit den Themen der Öffentlichkeitsarbeit, der Nachwuchsförderung aber auch des Kulturgüterschutzes beschäftigen.
Welche Aufgaben beschäftigen Sie aktuell besonders?
Im kommenden Jahr ziehen wir in das neue Zentraldepot – mit 40.000 Objekten. Darüber hinaus beginnen die Planungen zum Sonderinvestitionsprogramm II. Mit diesem Geld – 400 Millionen Euro – werden tolle Projekte begonnen und umgesetzt werden können.
Welche zum Beispiel?
Die Restaurierung des Pfaueninselschlösschens, der Römischen Bäder, die Dachsanierung des Neuen Palais’ mit allen Attikaskulpturen. Das sind riesige Projekte, für die es mich sehr reizt, eine Gesamtrestaurierungsstrategie zusammen mit den anderen Abteilungen der Stiftung zu entwickeln.
Sie werden aber höchstwahrscheinlich nicht mehr selbst Hand anlegen.
In der Tat habe ich die Position der Chefrestauratorin mit einem lachenden und einem weinenden Auge angetreten. Aber es war mir natürlich immer klar, dass ich in dieser Position nicht mehr selbst restaurieren werde. Dafür werde ich mehr gestalten können. Hoffe ich.
Sie haben sich erst als Chefrestauratorin beworben, als Sie in ihrem Fachbereich, der Skulpturenrestaurierung, neue Mitarbeiter eingestellt hatten. Wird der Generationenwechsel auch in anderen Fachbereichen Thema sein?
Die Nachwuchsförderung wird ein großes Thema werden, weil viele Mitarbeiter in den nächsten Jahren in Rente gehen werden. Da müssen wir in Zukunft in die Ausbildung des Restaurators investieren. Die Zusammenarbeit mit Praktikanten und Volontären war in den vergangenen Jahren auch aus finanziellen Gründen stark zurückgefahren, das wird sich hoffentlich ändern lassen. Mit der Fachhochschule Potsdam gibt es bereits Kooperationen. Vergleichbares müssen wir in der nächsten Zeit in allen Bereichen ausbauen und fest integrieren.
Haben Sie eigentlich einen Lieblingsort innerhalb der Stiftung?
Das ist wirklich schwer zu sagen. Es gibt so viele, zauberhafte, traumhafte Orte. Allein der Park Sanssouci bietet viele verschiedene Orte, die ich je nach Stimmung besonders liebe: Der Marlygarten, Charlottenhof oder bald wieder die Neptungrotte – man kann hier nicht nur einen Lieblingsort haben. Es geht darum, in welcher mentalen Situation bin ich, was brauche ich und dann finde ich Weite, Enge, Historie, Einsamkeit oder Gesellschaft – das ist alles da.
Alles über die Stiftung Preussische Schlösser und Gärten: www.spsg.de