24.05.2023

Beruf Branchen-News Porträts Projekte

Was macht Welterbemanagerin Alexandra Lotz?

von Inge Pett
Denkmalpflegerin und Innenarchitektin mit Schwerpunkt in der Kulturerbe-Vermittlung. Foto: privat
Denkmalpflegerin und Innenarchitektin mit Schwerpunkt in der Kulturerbe-Vermittlung. Foto: privat

Alexandra Lotz hat in Cottbus „Master World Heritage Studies (WHS)“ studiert. Die Welterbemangerin berichtet über das internationale Studium sowie die beruflichen Möglichkeiten, die es bietet. Ein Interview


Alexandra Lotz ist Referentin für Denkmalpflege/ Welterbe am Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie in Sachsen-Anhalt

RESTAURO: Frau Lotz, Sie haben an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg einen internationalen Master in „World Heritage Studies“ absolviert. Worum genau geht es dabei, und wie ist das Studium aufgebaut? 

Alexandra Lotz: Der internationale Master World Heritage Studies (WHS) vermittelt die praktischen Fähigkeiten und die Theorie, um Kultur- und Naturerbestätten zu identifizieren, zu schützen, zu verwalten und zu präsentieren. Die Studierenden hinterfragen, wie das Konzept Welterbe weltweit funktioniert. Das Programm verbindet Theorie und Praxis und bezieht die Disziplinen Geisteswissenschaften, Architektur, Ökologie, Management, Tourismus, Marketing usw. mit ein. Der Fokus liegt auf dem Zusammenhang zwischen Kultur und Natur, zwischen materiellem und immateriellem Kulturerbe, sowie Erhaltung und nachhaltiger Entwicklung. Ich habe meinen Masterabschluss 2007 gemacht und das zugehörige Praktikum im ICOMOS Documentation Centre in Paris absolviert. Inzwischen gibt es neben dem Präsenzstudium in Cottbus auch ein Doppelabschlussprogramm in Kooperation mit der Deakin University in Melbourne. Außerdem gibt es das WHS-Online-Programm: Es richtet sich an Studierende, die nicht nach Cottbus ziehen können.

RESTAURO: Was hat Sie an diesem Studium gereizt? Welchen Schwerpunkt haben Sie gewählt? 

Alexandra Lotz: Ursprünglich hatte ich nach einem Denkmalpflege-Aufbaustudium in den neuen Bundesländern Ausschau gehalten. An der BTU Cottbus habe ich neben dem Studiengang „Bauen und Erhalten“ das „World Heritage“ Studienprogramm entdeckt. Beide Master-Studiengänge fand ich unheimlich spannend und habe sie daher parallel absolviert – soweit ich weiß, bis heute als Einzige. Daraus ergaben sich die Schwerpunkte Denkmalpflege und Vermittlung, Kulturerbe-Management und Öffentlichkeitsarbeit. 

RESTAURO: Der Lehrplan basiert auf dem UNESCO-Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt. Das heißt, dass das Erbe aus einer Vielzahl von Perspektiven und im zeitgenössischen Kontext geschützt werden kann und sollte … Wie haben Sie im Studium diese Perspektiven-Vielfalt erlebt, z.B. die interkulturelle Schulung? 

Alexandra Lotz: Das war das Tolle am Präsenzstudium in Cottbus. World Heritage Studies war der erste Studiengang seiner Art und die Studierenden kamen aus unterschiedlichen Kulturkreisen und brachten verschiedene Grundvoraussetzungen. So wurde der Uni-Alltag zum interkulturellen Training. 

RESTAURO: Die Universität Cottbus-Senftenberg hat eine Kooperation mit Australien. Was für Erkenntnisse zum Welterbe haben Sie am anderen der Welt gewonnen?

Alexandra Lotz: Tatsächlich habe ich schon lange, bevor die aktuelle Kooperation begann, für ein Semester an der Deakin University studiert, und zwar im Rahmen eines Programmes das sich „Sharing our Heritages“ nannte. Vier europäische und vier australische Universitäten waren involviert. Wir Stipendiaten hatten die Möglichkeit, ein Semester auf dem jeweils anderen Kontinent zu studieren. Vorher und zum Abschluss gab es sogenannte Masterklassen im Welterbe-Zentrum in Paris, im Loiretal, in Darwin und im Kakadu Nationalpark.
Die hierbei gesammelten Erfahrungen gehören zu den wertvollsten, die ich im Rahmen des Welterbestudiums gesammelt habe. Es ist immer hilfreich, die Perspektive zu wechseln und von außen auf die eigene Situation zu blicken. Australien ist ein faszinierender Kontinent mit phantastischen Natur- und Kulturerbestätten. Besonders beeindruckt war ich von der indigenen Kultur und ihrer Verbundenheit zur Natur. Da können wir Europäer viel lernen.

RESTAURO: Seit kurzem sind Sie Referentin für Denkmalpflege/ Welterbe am Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie in Sachsen-Anhalt. Was genau ist dort Ihre Arbeit? An welchen Projekten arbeiten Sie?

Als Welterbe-Referentin bin ich im landesweiten Einsatz. Sachsen-Anhalt verfügt über fünf sehr unterschiedliche Welterbestätten, zum Teil an mehreren Standorten. Als Gebietsreferentin bin ich für das Gartenreich Dessau-Wörlitz und die Stadt Dessau-Roßlau zuständig, wo neben einigen Schlössern und Gärten, die zum Gartenreich gehören, auch zahlreiche Bauhaus-Stätten liegen. Hier ergänzen sich meine beiden Positionen perfekt. 

RESTAURO: Im Jahr 2016 haben Sie die Agentur „Horses & Heritage, Agentur für hippologisches Kulturerbe“ gegründet. Was genau ist das? Wie sind Sie auf diese Idee gekommen? Und an wen richten Sie sich?

„Horses & Heritage“ entstand aus meiner Arbeit für verschiedene europäische Staatsgestüte. Die Agentur für hippologische Kulturerbe richtet sich gleichermaßen an Akteure der Pferdebranche und des Kultursektors, an Pferdeliebhaber und Kulturinteressierte. Bis vor wenigen Jahrzehnten bestimmte der Hufschlag des Pferdes das Tempo in der Landwirtschaft, im Transportwesen, in der höfischen Repräsentation, im Krieg und im Frieden. Den meisten Menschen ist nicht bewusst, welch herausragende Rolle die Pferde gespielt haben. 

Lesen Sie weiter in der RESTAURO 7/2021, Schwerpunkt: Kulturerbe-Management.

Mehr zum Welterbemanagementplan zur historischen Altstadt von Wien finden Sie hier

Scroll to Top