Architektin Regine Hartkopf ist seit zehn Jahren Dombaumeisterin des Naumburger Doms und des Doms zu Merseburg. Ein Porträt
„Dome und Kirchen sind meine Leidenschaft. Ich liebe diese Bauten. Ich finde sie wichtig für unsere Gesellschaft. Sie sind nicht nur religiöse Orte. Sie waren und sind unsere Identitäts- und Kulturpunkte.“ Die Frau, die diese Sätze mit großer Selbstverständlichkeit und aus tiefstem Herzen sagt, ist Dombaumeisterin Regine Hartkopf. „Ihre“ Dome sind der Naumburger Dom, der seit 2018 als UNESCO-Welterbestätte anerkannt wurde und der Dom zu Merseburg, der vor allem wegen der dort aufbewahrten Merseburger Zaubersprüche bekannt ist. Außerdem kümmert sich die 1974 in Sangerhausen geborene Dombaumeisterin um das Kollegiatstift Zeitz. Zu ihrem Aufgabenbereich gehören neben den Domen 38 Kuriengebäude, zwei Kirchen, mehrere Friedhöfe und viele historische Mauern. Gerade wurde sie erneut für fünf Jahre zur Dombaumeisterin der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollogiatstifts Zeitz berufen.
Das Büro von Regine Hartkopf arbeitet vor allem auf dem Gebiet der Denkmalpflege
Doch das ist nur ein Teil ihrer Arbeit. Regine Hartkopf führt ein Architekturbüro mit zwölf Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, das vor allem auf dem Gebiet der Denkmalpflege arbeitet. Im Architekturbüro wird das Geld verdient, die Arbeit als Dombaumeisterin kommt dazu. Für Regine Hartkopf ist das die ideale Mischung: „Die Aufgaben befruchten sich gegenseitig, und meine Expertise als Dombaumeisterin profitiert von der Vielfalt der Projekte, an denen ich als Architektin arbeite. Und umgekehrt.“ Die Beschäftigung mit dem Weltkulturerbe, mit den Skulpturen des Naumburger Meisters, mit mittelalterlichen Glasfenstern, mit Malerei, Textilien, Büchern erweitere den eigenen Blick. „Ich liebe die Herausforderung“, sagt Regine Hartkopf.
„Mich interessiert, wie leben wir? Was ist uns etwas wert?“
Dass sie Teilzeitdombaumeisterin ist, stört sie daher nicht. Nur dass die Erhaltung des kulturellen Erbes vor allem mit Fördermitteln finanziert wird, sei nicht ideal. Jedes größere Projekt müsse in ein Förderprogramm passen, um möglich zu werden. Das Ringen um Finanzierungen sei mühsam, deshalb wünscht sich Regine Hartkopf eine „Mini-Bauhütte mit einer Grundfinanzierung“ für ihre Aufgabe, die sie sehr umfassend begreift. Nicht nur die Gebäude seien ihr wichtig. „Mich interessiert, wie leben wir, was ist uns etwas wert, wofür setzen wir unsere Kraft, unsere Energie und unser Geld ein? Und wie schaffen wir es, auch die nächsten Generationen für diese Aufgaben zu begeistern?“ Denn nur wenn auch die nächsten Generationen das Kulturerbe interessant und attraktiv fänden, werden sie in Zukunft dafür Geld ausgeben wollen.
Kommunikation und Vernetzung mitdenken
„Mein Ziel ist es, die Objekte zu beleben“, sagt Regine Hartkopf. Daher arbeite sie auch beim Bau des Welterbezentrums am Naumburger Dom eng mit den anderen Abteilungen wie der Öffentlichkeitsarbeit zusammen. Aber nicht nur das: Regine Hartkopf denkt immer an Kommunikation und Vernetzung zum Wohle „ihrer“ Kirchen. So verwundert es nicht, dass sie nicht nur im Europäischen Verein der Dom- und Hüttenbaumeister Mitglied ist, sie arbeitet dort im Vorstand und beginnt jetzt wieder, an der Bauhaus-Hochschule in Dessau als Dozentin Sakralarchitektur zu unterrichten. Ihr Ziel: Sie will den Studentinnen und Studenten aus der ganzen Welt Toleranz und Respekt gegenüber dem christlichen Abendland vermitteln. Sie wünsche sich zwar immer, mehr Zeit zu haben, aber zu viel Verantwortung kann es für Regine Hartkopf nicht geben. Denn: „Ich finde die Vorstellung großartig, in der langen Kette von Denkmalschützern vieler Jahrhunderte ein Glied zu sein.“
Tipp: Es ist weltweit das größte Museum, das einem einzigen Künstler gewidmet ist: Das Munch-Museum. Am 22. Oktober öffnete das markante Gebäude am Osloer Hafen seine Türen für die Öffentlichkeit. Dort werden jetzt die Monumental-Gemälde von Edvard Munch adäquat präsentiert. Lesen hier mehr.