23.01.2017

Beruf

Die Vermarktung von Baudenkmalen

Potsdamer Schlössernacht

Lassen sich Denkmalpflege und Eventnutzung vereinbaren?

 

Wenn Baudenkmale als Veranstaltungsort benutzt und als Sehenswürdigkeit zum Publikumsmagnet werden, erheben sich die Stimmen der Denkmalpfleger und Restauratoren und fragen nach der Notwendigkeit einer derartigen Vermarktung. So auch Diplom-Restaurator Boris Frohberg in seinem Kommentar.

 

Der Konflikt begann ursprünglich mit der Umnutzung der Baudenkmale. Neue Anforderungen sollten erfüllt, Lösungen gesucht und – teils zu Lasten des Denkmals – auch gefunden werden. Diverse Altstadt-, Burg-, oder Schlossfeste, auch Schlossparkfeste wie zum Beispiel in Potsdam-Sanssouci, Dresden-Pillnitz oder Ludwigsburg laden Tausende, wenn nicht gleich Zehntausende ein – dem Kommerz sei Dank – alles Gehegte platt zu trampeln.

Spricht die Bespielung von Baudenkmalen ein medial interessiertes Publikum an, das mit klassischen Präsentationen seine Probleme hat, oder huldigen wir hier der grenzenlose Vermarktungsstrategie? Ohne die Eventnutzung können die finanziellen Vorgaben der Politik und Verwaltung nicht erfüllt werden. Alle leiden in einem der reichsten Länder der Welt unter den Kürzungen der Zuschüsse. Es bleibt die Frage nach der Notwendigkeit einer solchen Vermarktung der Sehenswürdigkeiten. Diese führt zu Ab- und Übernutzung, Substanzverlusten, Vandalismus sowie gar zu Ein- und Umbauten. Die Baudenkmale können breiteren Besucherschichten zugänglich gemacht werden und auch ungeahnte Perspektiven eröffnen.

Die Vereinbarkeit von Festivalnutzung und Denkmalpflege hat ihre Grenzen. Jede extensive Nutzung birgt ihre Probleme für die Restauratoren. Wir wissen, dass es Grenzen gibt und Stress, dem die Originale ausgesetzt sind, ganz abgesehen von Brandschäden durch offenes Feuer (zum Beispiel im historischen Stallhof am Residenzschloss zu Dresden), und wir fordern, die Besucherzahlen zusätzlich zu beschränken. Beim Weltmusikfestival in der ehemaligen thüringischen Residenz Rudolstadt dagegen bleiben die Museen leer, der Festivalbesucher ist nicht mit dem klassischen Museumsbesucher gleichzusetzen. Das freut die Restauratoren, aber kann nicht im Interesse der Veranstalter sein. Die Besucher sind für das Kulturerbe zu interessieren und für deren Schutz zu sensibilisieren.

Der Preis für den Gewinn durch Baudenkmale

Doch nicht nur das Festival als solches, sondern auch die technischen Vorbereitungen wie Bühnenaufbau und Herstellung von technischen Anlagen für Veranstalter und Besucher zollen ihren Tribut. Lastkraftwagen rollen über Burghöfe und durch Schlossgärten, Kabel und Wasserleitungen werden verlegt, Verkaufs- und Imbissbuden nebst WC-Anlagen in die historischen Bereiche gestellt. Jedes Denkmal könnte sich für eine Bespielung eignen, ist aber nicht dafür errichtet worden. Die denkmalgeschützen Anlagen werden für die Belastungen des 21. Jahrhunderts meist mit Stahl und Beton ertüchtigt (Residenzschloss Dresden, Landtagsschloss zu Schwerin), wichtige archäologische Befunde dafür gnadenlos geopfert, ganz zu schweigen von Tiefgaragen unter zentralen historischen Plätzen (Opernplatz in Berlin, Neumarkt in Dresden, Augustusplatz Leipzig). Zudem sind die Schallbelastungen und daraus resultierende Schäden für historische Oberflächen durch Open-Air-Konzerte vor historischer Kulisse, wie zum Beispiel auf einer schwimmenden Bühne vor dem Dogenpalast in Venedig, zwischen der Residenz und dem Dom in Bamberg, am Schloss in Ludwigslust, direkt hinter dem Brandenburger Tor in Berlin oder der Heidecksburg zu Rudolstadt nicht zu unterschätzen. Konzerte im kleinen Rahmen haben sich bewährt, sind aber nur selten gewinnbringend. Diese Themen werden auch künftig für Diskussionen sorgen, die Bandbreite der Möglichkeiten ist groß genug.

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