In Bowhill House, einem schottischen Herrenhaus aus dem 19. Jahrhundert, restaurierten die Papier- und Lederrestauratoren Mark Sandiford und Louise Drover eine seltene chinesische Tapete aus dem Jahr 1834.
Neuer Futterstoff aus handgemachten Japanpapier
Eingebettet in die sanften grünen Hügel Süd-Schottlands, nahe der Grenze zu England, liegt Bowhill House – ein prächtiges Herrenhaus, das in seinen Grundzügen um 1812 erbaut und im 19. Jahrhundert stark erweitert wurde. Zu den prunkvoll ausgestatteten Räumlichkeiten gehört auch das Boudoir mit seiner originalen Inneneinrichtung von 1834. In dem schmucken Damenzimmer ist es vor allem die seltene, handbemalte chinesische Tapete, die dem Raum seinen Zauber verleiht. Sie gilt als eine von nur zwei erhaltenen Beispielen in ganz Großbritannien. Über die Jahre wurde die kunstvoll verzierte Wandverkleidung durch den Befall von Silberfischchen jedoch stark in Mitleidenschaft gezogen und beschädigt. In einem umfangreichen Projekt restaurierten die Papier- und Lederrestauratoren Mark Sandiford und Louise Drover die Tapete, um den Charme einer vergangenen Epoche für die Besucher von Bowhill House zu erhalten.
Gearbeitet wurde vor Ort, im historischen Anwesen des Herzogs von Buccleuch. Die beiden erfahrenen Restauratoren lösten die Tapetenbahnen in ihren individuellen Längen sorgfältig von der Wand, um sie zu behandeln. Mark Sandiford und Louise Drover reinigten Streifen für Streifen, insgesamt 17 Stück, entfernten alte Ablagerungen und besserten Risse sowie Löcher mit neuem Futterstoff aus handgemachtem Japanpapier aus. Bei den verwendeten Materialien legten sie besonderen Wert auf Nachhaltigkeit. Anschließend brachten die beiden Experten die restaurierte Tapete wieder in ihrer ursprünglichen Position an der Wand an und übermalten eventuelle Farbverluste sorgfältig.
Optische Ausbesserungen kamen an zweiter Stelle
Dass Mark Sandiford im Boudoir, einem der historisch intaktesten Räume des Hauses, Restaurierungs- und Konservierungsarbeiten durchführte, begeisterte den Spezialisten. „Der Raum spiegelt die Zeit wider, in der das Haus gebaut wurde“, freut sich der Restaurator. „Es ist ungewöhnlich, dass Originalbestandteile so gut erhalten geblieben sind, und ich bin begeistert, dass wir diese wunderschöne chinesische Tapete konservieren konnten. Hauptsächlich ging es darum, die physikalische und chemische Stabilität der Tapete zu gewährleisten. Optische Verbesserungen kamen zwar erst an zweiter Stelle, sind aber sehr zu begrüßen. Weil sie bereits seit 1834 an den Wänden hing, war sie stark verunreinigt. Mit diesem Projekt soll sichergestellt werden, dass die Menschen auf absehbare Zeit weiterhin Freude an der Tapete haben.“
Schädlingsbefall und -prävention wird auch Thema unserer kommenden RESTAURO-Ausgabe 2/2018 sein. Lesen Sie mehr über IPM-Maßnahmen und Möglichkeiten der Schädlingsbekämpfung ab dem 12. März 2018.