02.12.2015

Projekte

Die Venus im Studio

Folge 1

 

Das Städel Museum wagt einen Vorstoß der Kunstvermittlung über ein Tête à Tête mit der YouTube-Generation

Mit dem neuen Webfilmprojekt „Talk im Rahmen“ bringt das Frankfurter Städel Museum Ikonen der Kunstgeschichte ins Gespräch. Und zwar im doppelten Sinne. Denn einerseits schafft dieses Format über den hauseigenen YouTube-Kanal eine informelle Anbindung an eine netzaffine und jüngere Zielgruppe. Andererseits versieht jeder Film die Gemälde aus der musealen Sammlung mit ihrer eigenen Stimme: Synchronsprecher inszenieren einen imaginären Schlagabtausch der Kunstwerke zu aktuellen Themen wie etwa der Emanzipation oder der Kommunikationstrategien im Internet. Die Gesprächssituation ist dabei bewusst an das klassische Fernsehformat der Talkshow angelehnt.

Dort hat jedes Bild seinen festen Platz auf den bequemen Sofagarnituren, auch das obligatorische Wasserglas auf dem Beistelltisch darf hierbei selbstverständlich nicht fehlen. Während besagte Ikonen – beispielsweise das Bildnis des Simon George of Cornwall von Hans Holbein d. J. (um 1535–1540) oder die Venus von Lucas Cranach d. Ä. (1532) – gegen Werke aus jüngeren Epochen ihre Standpunkte verteidigen, führt der bekannte 3sat-Moderator Gert Scobel mit Witz, Charme und professionellem Einfühlungsvermögen den Gesprächsfaden zu einer runden Themendiskussion zusammen.

 

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Es stellt sich allerdings die Frage, welche Auswirkungen die Transport-, Aufstellungs- und Beleuchtungsverhältnisse in einem Filmstudio für die Gemälde haben. Tatsächlich erfolgte die Auswahl der Werke wie auch die Sicherung am Drehset nach den Angaben des Museums „stets in sehr enger Rücksprache mit der Restaurierungsabteilung des Städel“. Von vornherein entschied also der Erhaltungszustand der Werke über ihren Auftritt im Studio. So waren etwa Fotografien oder Zeichnungen auf Papier von dem Webfilmprojekt ausgeschlossen, ebenso stellte die Größe der Werke einen entscheidenden Faktor dar.

Darüber hinaus wurde das Studio für das Tête à Tête der Kunstikonen eigens konstruiert. Die Berliner Produktionsfirma Readymade-Films beriet sich dazu ebenfalls mit den Restauratoren des Museums. Ergebnis war eine für die Kamera unsichtbare Gerüstkonstruktion, an welcher die Bilder durch Drahtseile an den regulären Aufhängungen gesichert waren. Zudem kamen für die Ausleuchtung des „Talk im Rahmen“ spezielle LED-Leuchten zum Einsatz, deren Strahlkraft maximal 280 bis 300 LUX betrug.

 

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Derzeit stehen bereits weitere Projekte auf der Agenda des Städel Museums, welche auf eine digitale Erweiterung der Sammlung zielen. Neben seinem Aufgebot an Digitorial-Formaten für Sonderausstellungen wird in der Abteilung „Bildung und Vermittlung“ über einen weiteren Ausbau der Filmproduktionen diskutiert. Ab dem Frühjahr 2016 sollbeispielsweise ein kostenloser Onlinekurs mit einem Programm aus „erklärenden Videos, spielerischen Lernformaten, Textstrecken sowie einem umfangreichen Zeitstrahl zu den verschiedenen Strömungen, Künstlern, historischen Ereignissen und Schlüsselwerken der modernen Kunst von 1750 bis heute“ zu Verfügung stehen, erklärt die Pressestelle des Städel. Ein bedeutender Schritt in die digitale Zukunft: so versteht auch Max Hollein, der Direktor des Museums, den Anspruch dieser Vermittlungsinitiative als „eine vollkommen neue Art, die brisanten Themen und fortwährende Relevanz dieser Bilder für uns heute evident zu machen“.

 

Lesen Sie weiter: zur digitalen Vermittlungsstrategie des Städel Museums in der RESTAURO 08/2015.

Zum einem aktuellen Digitorial des Städel im Rahmen der laufenden Ausstellung „Dialog der Meisterwerke“ gelangen Sie hier.

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