Virtuelles Schloss Heidelberg
Ein Architekturhistoriker und Forscher des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) hat das Heidelberger Schloss virtuell rekonstruiert. Fünf Jahre arbeitete er an dem Projekt, das auch Thema seiner Habilitationsschrift ist.
1,1 Millionen Touristen zieht es jährlich nach Heidelberg, um das über der Altstadt thronende Renaissance-Bauwerk zu besichtigen. Jahrhunderte lang war es Kriegen, Bränden und Umwelteinflüssen ausgesetzt, sodass heute nur noch Überreste des prunkvollen Bauwerks von 1683 vorhanden sind. Vor 100 Jahren gab es Bestrebungen, das Heidelberger Schloss wieder aufzubauen. Der komplette Baubestand war dokumentiert und vermessen sowie hunderte Pläne gezeichnet worden.
Die Fülle von Bildquellen kam dem Forscher und Architekturhistoriker Julian Hanschke vom Institut für Kunst- und Baugeschichte am KIT gerade recht: vor fünf Jahren widmete er sich der Aufgabe, das Heidelberger Schloss virtuell zu rekonstruieren. Dass es nie zu einer Umsetzung des realen Wiederaufbaus gekommen war, provozierte die Möglichkeit, die Pracht und Originalität des Schlosses mit digitalen Mitteln wiederherzustellen und Schauplätze des Bauwerks auf virtuelle Weise erlebbar zu machen. Anhand historischer Pläne, Ansichten und Zeichnungen modellierte Hanschke jedes Detail des Schlosses am Computer nach. Die Arbeit ist vergleichbar mit der eines Spieleprogrammierers virtueller Welten. Der einzige Unterschied ist, dass seine Rekonstruktion keine Fantasiewelt sei, wie Hanschke schildert, sondern ein wissenschaftlich akkurater Nachbau, der bis in die kleinste Einzelheit auf historischen Quellen basiere.