Woher sie diesen kleinen Stift, einen sogenannten Goldleistenstift, hat, weiß die Restauratorin Ulrike Weinbrenner aus Stuttgart nicht mehr genau. Wahrscheinlich habe sie ihn irgendwann einmal im Baumarkt gesehen, gekauft, in die Werkzeugkiste gelegt und vergessen. Doch dann war da das Problem mit den Gemälden ohne Firnis, besonders von Willi Baumeister, von dem sie seit Jahren immer wieder Bilder zur Restaurierung in ihrer Werkstatt hat. Wenn Weinbrenner auf diesen Werken Farbspuren beseitigen wollte, war jedes Skalpell zu groß und hinterließ Spuren.
Sie brauchte etwas sehr Feines, erinnerte sich an den kleinen Stift und schliff ihn schräg an. So entstand eine besonders scharfe Kante. Um mit dem Stift bequem und sicher arbeiten zu können, spannte sie ihn in einen „Reibahlenhalter“ aus dem Goldschmiedebedarf – und fertig war das neue Werkzeug.
Ulrike Weinbrenner, seit 1969 freiberufliche Gemälderestauratorin in Stuttgart, arbeitet schon seit einigen Jahren mit dem selbsterfundenen Skalpell. „Es ist ein ganz simples, aber äußerst praktisches Werkzeug“, sagt Weinbrenner. Aus ihrer Erfahrung weiß sie, dass die Spitze des Stifts nicht nachgeschliffen werden sollte, weil dann andere Kantenwinkel entstehen. Deshalb rät Ulrike Weinbrenner Nachahmern, einen stumpfen Stift durch einen neuen zu ersetzen. „Aber die Anschaffungskosten sind sehr gering, da sollte das kein Problem sein“, sagt die Restauratorin.