Für den Skulpturen-Spezialisten Dr. Rainer Jungbauer (Straubing), derzeit wieder Aussteller bei der renommierten Münchner Kunst- und Antiquitätenmesse Highlights, konservieren und restaurieren die drei Restauratorinnen Jacqueline Tüpker, Katrin Plendl und Ariane Ohl Skulpturen aller Epochen in ihrer Schwabinger Werkstatt
Wenn Kunstmessen wie die aktuell die Highlights in München ihre Pforten öffnen, präsentieren sie Sammlern und Kunstinteressierten einwandfreie Werke. Barockschränke, Kommoden mit Intarsien und Skulpturen strahlen im Glanz des eleganten Ambientes. Doch damit die Werke – vom Gemälde bis zum Möbelstück – so edel präsentiert werden können, befassen sich vorher Restauratoren ausführlich mit den Stücken und bereiten sie auf ihren großen Auftritt vor.
Jacqueline Tüpker, Katrin Plendl und Ariane Ohl sind drei Restauratorinnen, die in ihrer Werkstatt für Holzrestaurierung und Vergoldungsarbeiten mitten im Münchner Schwabing Kunstwerke auch für Messen bearbeiten. Sie machten sich vor wenigen Jahren selbstständig und gründeten ihre Werkstatt direkt neben den Räumen von Bildhauern für Holz und Stein, Gemälderestauratoren und einem Materialimitator. Daraus entstand der Hof der Restauratoren in der Kaulbachstraße 77. Hier restaurieren sie Möbel, Skulpturen und Rahmen aller Epochen und Stilrichtungen, alles nach modernen Restaurierungsmaßstäben und unter Verwendung historischer Materialien und Techniken.
Neben Privatkunden kümmern sie sich regelmäßig auch um Werke von Kunsthändlern, wie von Rainer Jungbauer aus Straubing. Der Händler, der eigentlich Zahnarzt ist und bis vor Kurzem auch als solcher arbeitete, verkauft schon lange erlesene Objekte europäischer Bildhauerkunst von der Romanik bis ins 19. Jahr-
hundert. Sein Schwerpunkt ist die Skulptur des Barock und Rokoko. Darunter tauchen immer wieder Werke bedeutender Künstler wie von Ignaz Günther auf.
Mit dem Händler in Kontakt gekommen sind die drei Restauratorinnen über das Goering-Institut in München, der Staatlich anerkannten Fachakademie zur Restauratorenausbildung für Möbel und Holzobjekte. Hier, nicht weit entfernt von der Werkstatt, haben alle drei gemeinsam ihre Ausbildung gemacht und im Jahr 2016 abgeschlossen. Rainer Jungbauer ließ im Institut oft Objekte restaurieren. Jacqueline Tüpker, Tischlerin und staatlich geprüfte Restauratorin für Möbel und Holzobjekte, erinnert sich: „Ich habe damals die Skulptur eines spätgotischen Johannes für Herrn Jungbauer restauriert. Da haben wir sehr viel diskutiert, wie das am besten angegangen werden soll. Herr Jungbauer war sehr offen für die restauratorischen Maßnahmen, die ich vorschlug.“ Als das Projekt abgeschlossen war, besuchte der Kunsthändler aus Interesse die damals frisch gegründete Werkstatt im Hof der Restauratoren. Überhaupt empfiehlt Jungbauer, sich immer vor Ort ein Bild von der Werkstatt zu machen, wenn man auf der Suche nach einem guten Restaurator ist: „Da sieht man, wie gearbeitet wird, und kann mit den Restauratoren sprechen. Man kann dann dort mal ein Teil restaurieren lassen, dann sieht man, ob die Arbeit einem liegt.“ Es gibt viele anerkannte Werkstätten, die in Insiderkreisen unter Händlern bekannt sind. Mit welchen man am besten zusammenarbeitet, muss jeder für sich entscheiden. Nur wenige Kunsthändler haben Restauratoren selbst angestellt. Jungbauer war so zufrieden mit der Arbeit der neuen Restauratoren-Werkstatt, dass er den Restauratorinnen in Zukunft viele Objekte zur Bearbeitung überlassen sollte. Zahlreiche davon wurden auf der Messe BRAFA in Brüssel oder auf den Highlights in München zum Kauf angeboten.
Für die Restauratorinnen handelt es sich bei der Zusammenarbeit mit dem Kunsthandel um einen Glücksfall: „So arbeiten wir mit vielen unterschiedlichen Objekten auf sehr hohem Niveau.“ Außerdem hätten sie über Jungbauer auf den Messen auch weitere Kontakte zu anderen Kunden gefunden.
Darin, dass die Händler hervorragend mit ihren Objekten vertraut sind, liegen auch die Unterschiede in der Zusammenarbeit der Restauratorinnen mit Privatkunden und Kunsthändlern. Die Restauratorinnen profitieren von dem großen Wissen der Händler: „Sie können oft im Vorfeld viel zu den Stücken sagen, wo sie herkommen und wo sie gelagert wurden. Die Gespräche gehen häufig tiefer als mit Privatkunden.“ Zudem erhalten sie von Händlern immer mehr Aufträge und auch Objekte aus allen Epochen. „Die Arbeit mit den Händlern ist sehr angenehm, sie bringen uns auch viel Vertrauen entgegen.“ Der enge und häufige Kontakt ist dann besonders wichtig, wenn Probleme bei der Restaurierung auftreten. „Es kann vorkommen, dass man an einer Probestelle eine schöne untere Fassung sieht und beschließt, die obere Fassung abzunehmen. Im schlimmsten Fall stellt sich dann heraus, dass die untere Fassung aber nur an der Probestelle gut erhalten war und sonst so gut wie nichts mehr vorhanden ist“, erklärt Katrin Plendl. „Skulpturen können zudem durch giftige Holzschutzmittel kontaminiert sein. Da muss man sich überlegen, was man damit macht, und es ist wichtig, das mit dem Besitzer zu klären.“
Weil solche Probleme hin und wieder auftauchen, können die Restauratorinnen im Vorfeld nie genau sagen, wie lange die Restaurierung dauert. Rainer Jungbauer aber weiß, dass bei großen Objekten schnell 30 bis 40 Arbeitsstunden zusammenkommen. „Die muss man dann natürlich bezahlen, und dadurch werden auch die restaurierten Stücke teurer“, sagt der Händler. „Aber um die Objekte in einen guten, ansehnlichen Zustand zu versetzen, ist es unerlässlich, diese restaurieren zu lassen.“
In einem kleinen verwinkelten Hinterhof in der Münchner Kaulbachstraße 77 arbeiten Jacqueline Tüpker, Katrin Plendl und Ariane Tür an Tür mit Bildhauern für Holz und Stein, Gemälderestauratoren und einem Materialimitator.
Informationen rund um die Restauratorinnen finden Sie unter www.restaurierungs-werkstatt.de