Der Amsterdamer Kunsthistoriker und Kunsthändler Jan Six entdeckte auf einer Auktion ein bislang unbekanntes Gemälde des niederländischen Nationalkünstlers. Ab heute ist es in der Amsterdamer Hermitage ausgestellt
Der Spitzenkragen verrät schon die Handschrift von Rembrandt (1606–1669). Denn dieser gleicht stilistisch denen auf den Hochzeits-Bildnissen des jungen Marten Soolmans und seiner Braut Oopjen Coppit, die der holländische Meister – er ist damals 28 Jahre alt, lebt seit knapp drei Jahre in Amsterdam und gilt schon als Shootingstar – im Jahr 1634 malte. Den damals so populären weißen Kragen in Rembrandt-Manier entdeckte Jan Six auf einem „Porträt eines jungen Mannes“, das vor anderthalb Jahren auf einer Auktion bei Christie’s in London mit dem Vermerk „Umkreis Rembrandt“ angeboten wurde. Der niederländische Kunsthistoriker und Kunsthändler, einst Leiter der Altmeister-Abteilung bei Sotheby’s, ersteigerte das 94 mal 73 Zentimeter große Bild, da er es für einen echten Rembrandt hielt und ließ es begutachten. Fünfzehn Experten, darunter Arthur K. Wheelock Jr., Kurator der Washingtoner National Gallery of Art, Norbert Middelkoop, Kurator am Amsterdamer Museum und Volker Manuth, Professor für frühe moderne Kunst an der Radboud Universität in Nimwegen, teilen ebenfalls die Meinung von Jan Six. Auch der international anerkannte Rembrandt-Experte Ernst van de Wetering (Rembrandt Research Project, RPP) stellte die Echtheit des Gemäldes fest.
Laut Marieke van de Winkel, Spezialistin für die Kleidung bei Rembrandt, kann man eine Werkstatt-Arbeit nicht ausschließen: „Das Gemälde entstand in der Werkstatt von Uylenburgh. Rembrandt hatte dort Assistenten, die seinem Stil so nah wie möglich waren.“ Maltechnische Untersuchungen gab Jan Stix im Amsterdamer Rijksmuseums in Auftrag. Restauratoren arbeiteten dort zeitgleich am Porträt von Maarten Soolmans. „Die Fadenstruktur am ,Porträt des jungen Mannes’, erklärt Marieke van de Winkel, „war genau die gleiche wie bei Maarten Soolmans. Auch die verwendeten Pigmente und die Handschrift entsprachen der bekannten Atelierpraxis von Rembrandt. Es ist das erste unbekannte Werk des niederländischen Nationalkünstlers seit mehr als 40 Jahren. Das nicht signierte Gemälde schuf Rembrandt möglicherweise als Teil eines Doppelporträts. Ab heute ist es in der Amsterdamer Hermitage zu sehen (bis 15. Juni).
www.hermitage.nl/en/rembrandt-hermitage-amsterdam/
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