Anfang des 17. Jahrhunderts kam in Eger / Cheb in Böhmen eine ganz besondere Form der plastischen Intarsienkunst auf und wurde nur dort rund 100 Jahre lang ausgeübt: Reliefintarsien aus Eger. Jetzt zeigt das Sudetendeutsche Museum in München eine überaus sehenswerte Sonderschau zu diesen seltenen, virtuos gearbeiteten Kunstkammerstücken in historischem und politischem Kontext. Nur wenige Ausstellungsprojekte haben sich bislang mit diesem speziellen Kunsthandwerk aus Eger befasst
„Allerley kunststück“ lautet der Titel der Sonderschau zu den Reliefintarsien aus Eger, die derzeit das Sudetendeutsche Museum in München präsentiert (bis 4. Dezember 2022). „Denn damals gab es noch keinen Begriff für diese kunstvollen Objekte“, erklärt Kuratorin Eva Haupt. „Die heute übliche Bezeichnung ,Reliefintarsien‘ erhielten diese erst im 19. Jahrhundert.“ Im Buch der Stadt Eger von 1651 ist dokumentiert, dass Meister Adam Eck (1604–1664) – er ist einer der prominentesten und wohl der produktivste Vertreter dieser speziellen Technik – für „allerley kunstück“ mit 331 Florinen bezahlt wurde.
Reliefintarsien aus Eger wurden in flachem Relief dreidimensional bearbeitet
In der Münchner Schau ist als erstes eine Brettspiel-Kassette mit der Ansicht der Stadt Eger (Cheb, Böhmen) zu sehen. Nur dort pflegten ansässige Kunsthandwerker seit den 1630er Jahren rund 100 Jahre die Herstellung dieser ganz eigenen Intarsientechnik, die von keiner anderen Stadt bekannt war und großes Ansehen genoss. Denn die Intarsienbilder wurden nicht nur wie üblich aus den verschiedensten Hölzern zusammengefügt, sie wurden zudem in flachem Relief dreidimensional bearbeitet. Sie schmückten Kabinettschränke, Brettspiele und Schatullen aber auch Einzelbilder. Die heute von Museen und Sammlern gesuchten Objekte waren damals in den fürstlichen Kunstkammern Europas vertreten.