Verzierungen und Metallstücke. Foto: V. Minkus
Verzierungen und Metallstücke. Foto: V. Minkus

Archäologen entdeckten an der Tollense in Mecklenburg-Vorpommern rätselhafte Artefakte auf Europas ältestem Schlachtfeld. Ein neuer Fund wirft weitere Fragen auf


Unter den Bronzeobjekten befanden sich 3.000 Jahre alte Werkzeuge, Verzierungen und Metallstücke. Foto: V. Minkus
Unter den Bronzeobjekten befanden sich 3.000 Jahre alte Werkzeuge, Verzierungen und Metallstücke. Foto: V. Minkus

Bereits seit 1977 graben Archäologen an der Tollense in Mecklenburg-Vorpommern auf mehreren hundert Quadratmetern Waffen und Skelettfragmente hunderter Männer aus, die um das Jahr 1200 v. Chr. an den Ufern des kleinen Flusses kämpften. Das Schlachtfeld im Tollensetal gilt als Europas ältestes Schlachtfeld.

Nach wie vor beschäftigen sich Forscher damit, Hinweise an den gefundenen Knochen und Waffen von der Ausgrabungsstätte auszuwerten. Sie möchten herausfinden, was der Grund für die Schlacht am Tollense war. Wer genau kämpfte dort und warum? Denn eine Studie, die im Fachmagazin „Antiquity“ veröffentlicht wurde, rückt nun eine ungewöhnliche Sammlung von Artefakten in den Fokus.

Laut der Studie fanden Archäologen 31 Bronzegegenstände im Flusssediment, knapp 300 Meter von einem alten Dammweg entfernt, der vermutlich Ausgangspunkt des einstigen Gefechts war. Die Schlacht spielte sich womöglich auf beiden Seiten der Tollense ab. Die Kämpfer, die sich flussabwärts bewegten, verloren die Schlacht, wovon noch heute ihre Knochen und Habseligkeiten zeugen.

Die gefundenen Bronzegegenstände lagen nah beieinander. Die Forscher glauben, dass sie sich einst in einem organischen Behältnis, zum Beispiel einem Lederbeutel oder einer Holzkiste befanden, das über all die Zeit verrottet ist. Unter den Gegenständen befanden sich diverse Werkzeuge wie eine bronzene Ahle, ein Meißel und ein Messer. Darüber hinaus fanden die Forscher Bronzestücke und eine kleine zylindrische Gürteltasche aus Bronze. Die Archäologen entdeckten auch menschliche Überreste in der Sedimentschicht, die belegen, dass dieser Bereich ebenfalls zum bronzezeitlichen Schlachtfeld gehörte.

Seit 2011 publiziert die Forschergruppe Ergebnisse ihrer Arbeit am Schlachtfeld. Sie bestätigten anhand von Knochenläsionen der Opfer, dass es sich tatsächlich um ein Schlachtfeld handelte und identifizierten den Dammweg als möglichen Ausgangspunkt der Schlacht. Mit der Zeit war das Team zunehmend überzeugt davon, dass dort zwei Gruppen von Kriegern gegeneinander kämpften. DNA-Analysen stützten diese Kategorie und konnten ausschließen, dass es sich um eine Auseinandersetzung zwischen Familienmitgliedern handelte.

Unklar ist weiterhin, wem die Metallgegenstände einst gehörten. Bronzezeitliche Krieger verfügten über einen kleinen Vorrat an Metallbruchstücken, die sie in ihren Axtköpfen aufbewahrten. Bei diesen versteckten Reserven handelte es sich vermutlich um kultische Sammlungen, verkündet Oliver Dietrich, ein Archäologe des Deutschen Archäologischen Instituts. „Bei dieser Sammlung handelt es sich nicht um einen Haufen zufälliger Fragmente“, sagt Dietrich. Zeit, Ort und die vermeintliche Aufbewahrungsweise unterscheiden sich in ausreichendem Maß von den typischen bronzezeitlichen Hortfunden, um einen spirituellen Verwendungszweck ausschließen zu können, erklärt er. Er vermutet, dass es sich um persönliche Gegenstände einer Person handelt, die irgendwie mit der Schlacht zu tun hatte. Ihm zufolge sei es aber unklar, ob es sich um einen Krieger handelte. „Die Bronzeobjekte lassen keine eindeutigen Schlüsse auf die Identität ihrer Besitzer zu.“ Da die Fundstätte bisher einzigartig ist, gibt es keine Parallelen.

Für Martin J. Smith, Dozent für forensische Anthropologie an der britischen Bournemouth University – er selbst war nicht an der Erforschung des Schlachtfelds beteiligt – verdeutlicht das Ausmaß der Schlacht, zu welcher Gewalt bronzezeitliche Krieger fähig waren.

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