25.09.2020

Kunststück Museum

Pracht antiker Metallgefäße

um 400 v. Chr.
um 400 v. Chr.

Die neue Sonderausstellung „Schimmernde Krüge von Erz“ der Staatlichen Antikensammlungen und Glyptothek München zeigt in Kooperation mit der Bayerischen Schlösserverwaltung im Pompejanum in Aschaffenburg antike Gefäße aus Bronze und Silber. Hagen Schaaff, Metallrestaurator an den Staatlichen Antikensammlungen und Glyptothek München gibt einen Einblick in seine Arbeit vor Ausstellungsbeginn


Bronzeklylix, um 400 v. Chr., griechisch: Für die Sonderausstellung wurden die antiken Oberflächen der einzelnen Bestandteile der Schale freigelegt sowie die beiden gegossenen Henkel und der gegossene Ringfuß wieder angesetzt. Foto: Staatliche Antikensammlungen und Glyptothek München
Bronzeklylix, um 400 v. Chr., griechisch: Für die Sonderausstellung wurden die antiken Oberflächen der einzelnen Bestandteile der Schale freigelegt sowie die beiden gegossenen Henkel und der gegossene Ringfuß wieder angesetzt. Foto: Staatliche Antikensammlungen und Glyptothek München

Am 30. Mai eröffnete die alljährliche Sonderausstellung der Staatlichen Antikensammlung und Glyptothek München im Pompejanum in Aschaffenburg. Ursprünglich sollte die Schau bereits Ende März präsentiert werden. Um so größer ist die Freude, dass Besucher die Ausstellung „Schimmernde Krüge von Erz“ nun besuchen können. Die Sonderausstellung zeigt bis Ende Oktober die unterschiedlichen Funktionen, die Vielgestaltigkeit und das zeitlose Design antiker Bronzegefäße aus dem griechisch-römischen, aber auch achämenidischen und etruskischen Kulturraum vom 8. Jh. v. Chr. bis zum 3. Jh. n. Chr. Darüber hinaus wird verdeutlicht, wie prachtvoll diese antiken Metallgefäße gestaltet und mit welch technischer Meisterschaft sie gearbeitet worden sind.

Bei antiken Gebrauchsgefäßen, aber auch beim Tafelluxus der Griechen, Etrusker und Römer schweifen Gedanken zuerst zu bemalte Vasen aus Ton. Doch die wohlhabende Gesellschaft dieser Zeit benutzte zu religiösen Anlässen, bei vornehmen Gelagen und auch beim Wasserholen „Schimmernde Krüge von Erz“. Diese trugen oft figürlichen Dekor, eingeritzt oder als Reliefschmuck. Schon seit der späten Jungsteinzeit verarbeiteten die frühen Toreuten – auf Metall spezialisierte Handwerker – Metallgefäße aus natürlichen Vorkommen von gediegenem Gold, Silber oder Kupfer. Mit der Erfindung der Bronze, einer Legierung aus Kupfer und Zinn, setzte im 4. Jahrtausend v. Chr. eine rasante technologische Entwicklung ein: Der Schmelzpunkt des Materials verringerte sich erheblich, doch das Endprodukt war härter als die beiden Ausgangsstoffe. Die Entwicklung des Werkstoffs Bronze hat vermutlich im vorderen Orient ihren Ausgang genommen. Glänzende Metallgefäße aus goldfarbener Bronze waren in der Antike ein Zeichen von Wohlstand, den jeder erreichen konnte. Luxusbehälter aus Bronze und Gold konnte sich dagegen nur eine sehr kleine elitäre Gruppe leisten. Im Laufe der Zeit wurden Bronzegefäße zu begehrten Prestigeobjeken, die über weite Strecken gehandelt wurden. Griechische und etruskische Toreuten belieferten den gesamten Mittelmeerraum mit ihren Produkten. Als die Römer Griechenland eroberten und ausplünderten, waren alte griechische Bronzegefäße so begehrt, dass sogar Grabanlagen der großen Nekropolen durchwühlt wurden, um den Bedarf decken zu können. Während die antiken Bronzen nach Jahrhunderten oder Jahrtausenden der Lagerung im Erdboden von einer grünen oder braunen Patina überzogen sind, strebten die antiken Toreuten den frischen, metallischen Glanz an. Entsprechend wurden die Stücke in der Zeit ihres Gebrauchs regelmäßig geputzt und von Alterungsspuren befreit. Der schimmernde Glanz war ein wesentlicher Teil der Wirkung solch wertvoller Objekte.

Heute weisen die antiken Bronzeobjekte ganz unterschiedliche Oberflächenzustände auf. „Doch fast alle ausgestellten Gefäße sind aktuell in einem restauratorisch-konservatorisch guten Zustand, so dass im Zuge der Ausstellungsvorbereitung, abgesehen von Sockelungen, nur wenige Maßnahmen durchgeführt werden mussten“, erklärt Hagen Schaaff, Metallrestaurator an den Staatlichen Antikensammlungen und Glyptothek München. Ursache für die abweichende Oberflächenbeschaffenheit ist der durch Korrosion natürlich veränderte Erhaltungszustand der Bronzen. Die Farbbilder und Erhaltungszustände basieren auf den unterschiedlichen Kupferverbindungen, die sich nach der Reaktion des Metalls mit der Umgebungsatmosphäre des jeweiligen Fundortes gebildet haben. Hier wird zwischen Meeresfunden, Bodenfunden und freibewitterten Bronzen differenziert. Auch historische sowie aktuelle Restaurierungs- und Konservierungsmaßnahmen prägen das Oberflächenbild der Gefäße. Viele der im Pompejanum ausgestellten Objekte wurden in den 1970er Jahren elektrolytisch-chemisch gereinigt. Diesem Vorgang folgt in der Regel eine metallisch blanke, zernarbte Oberläche. Doch nasschemische Verfahren sowie Reduktionsverfahren zerstören die Patina und scheiden aufgrund eines unkontrollierbaren Einsatzes heute nahezu vollkommen aus. Auch das bis Anfang des 20. Jahrhunderts praktizierte Ausglühen der Bronzen wird nicht mehr angewandt, da auch hier Oberflächen zerstört werden. „Heute werden“, so Hagen Schaaff, „Restaurierungsarbeiten in aller Regel nur mechanisch durchgeführt. Dazu dienen nicht nur Skalpell und Schabwerkzeuge, sondern auch spezielle Geräte aus der Dentaltechnik und Feinmechanik wie Ultraschallgeräte und Feinstdruckstrahleinrichtungen.“

Für die Sonderausstellung im Pompejanum wurde zum Bespiel die antike Oberfläche der einzelnen Bestandteile der griechischen Brozeklylix, um 400 v. Chr.  freigelegt sowie die beiden gegossenen Henkel und der gegossene Ringfuß wieder angesetzt. Nach der Restaurierung weist die getriebene Schale aus Bronze nun eine blaugrüne Patina auf. In der Antike wurde der Körper der Schale innen und außen auf der Drehbank mit konzentrischen Kreisen versehen. Im Inneren wurden von Hand Ornamente wie eine Mittelrosette, Zungenmuster und Palmetten eingraviert. Bei der griechischen Statuette einer Kuh, Ende 6. Jh. v. Chr., zeigt sich der unrestaurierte Zustand der Oberfläche sehr gut. Nach der Restaurierung für die Sonderausstellung erscheint die Oberfläche der Vorderseite nun rötlich dunkelbraun. Eine Besonderheit zeigen drei Henkel einer Bronzehydria, 2. Hälfte des 6. Jh. v. Chr., aus der Sammlung von James Loeb, die Attaschen in Form von Efeublättern aufweisen. Hier sind auf zwei Attaschen mineralisierte Gewebereste erhalten. Das sind Spuren des Stoffes, in den das Wassergefäß zum Schutz eingehüllt war. Es diente wahrscheinlich in Zweitverwendung als Aschenurne in einem Grab.

Die Sonderausstellung „Schimmernde Krüge von Erz“ ist noch bis Ende Oktober im Pompejanum in Aschaffenburg zu sehen.

Lesen Sie mehr in der aktuellen RESTAURO 6/20.

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