23.05.2018

Kunststück

Porzellankunst aus dem Land des Lächelns

um 1700

Den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden gehören mit neun japanischen Vogelbauervasen – asiatische Exporte um 1700 – exotische Kuriositäten an. Jetzt wurde die erste Porzellanvase umfangreich restauriert. Eine Maßnahme, bei der es östliche und westliche Herangehensweisen zu vereinbaren galt.

Vogelbauervase aus Japan, um 1700, nach der Restaurierung. Foto: SKD
Die Dresdner Restauratorin Magdalena Kozar während der Arbeiten: Die Restaurierung der Stellen, die sich hinter dem Käfig befinden, war besonders anspruchsvoll, weil der Zugang nur durch die schmalen Zwischenräume der Gitterstäbe möglich war. Foto: SKD

Eine große Materialvielfalt – eine große Herausforderung

Das Wort „Vogelbauervase“ bezeichnet sehr präzise einen ziemlich kuriosen Bestandteil der Porzellansammlung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Neun dieser trompetenförmigen Vasen, um deren Schaft ein Vogelbauer mit Landschaftselementen und Porzellanvögeln montiert wurde, besitzt die Dresdner Sammlung. Sie alle stammen aus Japan, wo sie um 1700 für den Export nach Europa entstanden, und alle sind dringend restaurierungsbedürftig. Denn der originale Urushi-Lack ist teilweise abgefallen. Da das Wissen um Herstellung und Erhaltung der Vasen im Ursprungsland am größten ist, reiste die Dresdner Restauratorin Magdalena Kozar mit einer der neun Vasen für vier Monate nach Tokyo. Dort restaurierte sie gemeinsam mit den japanischen Spezialisten vom Tokyo National Research Institute for Cultural Properties TOBUNKEN das Vasenobjekt.

Materialvielfalt und Vielteiligkeit machen diese Vasen besonders, aber ihre Restaurierung kompliziert. Denn der Gefäßkörper besteht aus unterglasurbemaltem Porzellan, die Käfigkonstruktion aus vergoldetem Metall, der Wolkenkragen darüber aus vergoldetem Papiermaché, die Landschaft wurde aus Holz gefertigt, die Vögel aus Porzellan, mehrere Felder sind mit goldfarbenem Urushi-Lack verziert. Während Porzellan, Metall und Holz ziemlich beständig sind, hatte der Urushi-Lack die Haftung auf der Porzellanoberfläche verloren, sodass sich Auflagen lösten und abfielen. „Es war deshalb notwendig, geeignete Klebestoffe zu finden, um diese beiden Materialien dauerhaft miteinander zu verbinden“, schreibt Magdalena Kozar in ihrem Forschungsbericht auf der Internetseite der Kunstsammlungen.

Die Vereinbarkeit von östlichen und westlichen Herangehensweisen

Doch das war nicht das Hauptproblem. Kozar: „Die wichtigste Frage, die sich während der Restaurierungsmaßnahmen zwischen Dezember 2016 und März 2017 stellte, war diejenige nach der Vereinbarkeit östlicher und westlicher Herangehensweisen.“ Während westliche Restauratoren reversible Maßnahmen bevorzugen, gilt in der japanischen Restaurierungsethik die Devise, bevorzugt das Material zu benutzen, das bei der Herstellung des jeweiligen Objektes verwendet wurde. Im Falle der Vogelkäfigvasen wurde jetzt die japanische Vorstellung umgesetzt und erneut Urushi-Lack verwendet. Auch die Entscheidung, fehlende Urushi-Applikationen nicht zu ergänzen, obwohl die anderen Dresdener Vasen durchaus Vorlagen für zerstörte Applikationen geboten hätten, folgt in diesem Fall der japanischen Ansicht, dass nicht ergänzt, sondern nur die erhaltene Substanz konserviert wird. Kozar beschreibt die praktische Arbeit als sehr langwierig und äußerst aufwändig, denn es musste durch die lediglich zwei Zentimeter auseinanderstehenden Gitterstäbe gearbeitet werden. Ein perfekt angepasster Holzkäfig ermöglichte den Restauratoren einen ungehinderten Zugang zu allen Flächen. Flexible Stäbchen halfen bei der Befestigung der zerbrechlichen Lackauflagen. Die Vase wird nun in der aktuellen Dauerausstellung der Porzellansammlung präsentiert. Die acht anderen Vasen sollen in den kommenden Jahren restauriert und dann ebenfalls wieder ausgestellt werden.

Mehr Infos unter: https://porzellansammlung.skd.museum/forschung/vogelbauervase/

Scroll to Top