Pokal aus Dresden
Es klingt wie ein Krimi. Als im Frühjahr 2016 Bundeskriminalbeamte über die TEFAF, der weltweit führenden Messe für Kunst und Antiquitäten in Maastricht, liefen, entdeckten Sie einen äußerst prunkvollen Schiffspokal. Nach einem Blick auf die Lost-Art-Datenbank stellten die Beamten fest, dass der Pokal seit 71 Jahren als verschollen gilt. Ein Verkauf wurde damit zunächst verhindert.
Das Kunstwerk gehörte zu dem Ratsschatz des Dresdner Stadtmuseums und befand sich zum Ende des Zweiten Weltkriegs hinter sicheren Brandschutztüren in den Kellern des Rathauses in Dresden. Den Krieg überstand der Schatz unbeschadet. Am 8. Mai 1945 wurde das Rathaus jedoch Kommandozentrale der Roten Armee. Deutschen Zivilisten blieb der Eintritt verwehrt. Als der Magazinverwalter Paul König erstmals im Februar 1946 wieder die Räume betritt, steht er vor leeren Kellerräumen. Wo die Kunst war, weiß zu dem Zeitpunkt niemand.
„Guter Zustand“ trotz jahrzehntelanger Reise
Zu dem Ratsschatz gehörten jahrhundertalte Leuchter, Krüge, Kelche und Ketten. Nur wenige sind wieder aufgetaucht. So nun auch der Schiffspokal. Ende März 2016 stellten die Museen der Stadt Dresden Strafanzeige wegen Diebstahls und des Verdachts auf Hehlerei. Kurze Zeit später beschlagnahmte die Staatsanwaltschaft Bremen den Schiffpokal in der Kunsthandlung Neuse. Seitdem befindet sich das Meisterwerk des Nürnberger Goldschmiedemeisters Tobias Wolff in der Verwahrung des Staatsanwaltschaft. „Der Schiffspokal befindet sich nach Aussage des Gutachters, der ihn bei der Staatsanwaltschaft Bremen in Augenschein nehmen durfte, in gutem Zustand“, so die Direktorin des Stadtmuseums Dresden Dr. Erika Eschebach. Die Restauratoren des Stadtmuseums Dresden hätten bisher noch keine Gelegenheit gehabt, sich den Schiffspokal anzusehen.
Die Bremer Kunsthandlung Neuse, die den Pokal auf der Kunstmesse in Maastricht zum Verkauf anbot, hatte das seltene Stück im Jahr 2015 im Londoner Auktionshaus Christie’s im Nachverkauf einer Auktion erworben. Es gehörte zur beachtlichen Sammlung eines „distinguished Swiss gentlemen“, so die Provenienzangabe des Auktionshauses. Durch Aussage des Schweizer Verkäufers konnte ermittelt werden, dass der Pokal am 9./10. Dezember 1960 aus der Sammlung Otto Bernheimer im Münchner Auktionshaus Weinmüller erworben wurde. Dann verliert sich aber die Spur.
Gerichtsbeschluss im Jahr 2017
Der Vorwurf der Hehlerei seitens der Stadt Dresden war nicht haltbar. Damit hat Dresden das Strafverfahren zunächst verloren. Beschwerde wurde aber eingelegt. Mit einer endgültigen gerichtlichen Entscheidung ist wahrscheinlich erst 2017 zu rechnen.