09.06.2023

Denkmalpflege Kulturerbe Nachhaltigkeit

Online-Serie: Zukunft Baukultur – Statement Markus Harzenetter

Prof. Dr. Markus Harzenetter, Vorsitzender der Vereinigung der Denkmalfachämter in den Ländern (VDL). Foto: © J. Voß / Wiesbaden
Prof. Dr. Markus Harzenetter, Vorsitzender der Vereinigung der Denkmalfachämter in den Ländern (VDL). Foto: © J. Voß / Wiesbaden

Zukunft Baukultur – die neue RESTAURO-Online-Serie

Welchen Beitrag können die Denkmalpflege und die Restaurierungswissenschaften angesichts der sich verschärfenden Klimalage, der Ressourcenknappheit und der Energiekrise leisten? Dazu haben wir Expert:innen aus unterschiedlichen Disziplinen um Statements gebeten. Lesen Sie hier das Statement von Prof. Dr. Markus Harzenetter, Vorsitzender der Vereinigung der Denkmalfachämter in den Ländern (VDL)

Multiple Krisen zwingen aktuell zum Umdenken. Da sind Pandemie, Überschwemmungen, Waldbrände, Krieg. Wie wollen wir in Zukunft leben und bauen? Viele neue Herausforderungen kommen auf uns zu, die komplexe Betrachtungen und Lösungen erfordern. Und gerade hier ist das Wissen und Können des vielfältigen und interdisziplinären Berufsfeldes der Denkmalpflege gefragt. Welchen Beitrag können die Denkmalpflege und die Restaurierungswissenschaften angesichts der sich verschärfenden Klimalage, der Ressourcenknappheit und der Energiekrise leisten? Dazu haben wir Expert:innen aus unterschiedlichen Disziplinen befragt. Die Antworten lesen Sie in künftig in unserer neuen Online-Serie Zukunft Baukultur. Jede Woche veröffentlichen wir auf www.restauro.de ein Spezialist:innen-Statement. Wir beginnen unsere Reihe mit Prof. Dr. Markus Harzenetter, Vorsitzender der Vereinigung der Denkmalfachämter in den Ländern (VDL).


„Denkmalschutz ist Klimaschutz“

Wie auch immer sich das Leben in der nahen oder fernen Zukunft abspielt, es wird sich baulich weitgehend im Bestand abspielen. Denn was auch immer in den nächsten Jahren an neuen Planungen entstehen wird und wie ehrgeizig die Neubauziele einer Bundesregierung auch sein werden: Weit über 90% der Wohnungen und Stadtquartiere, in denen wir uns 2040 aufhalten werden, ist heute bereits gebaut. Von existentieller und entscheidender Bedeutung für unsere künftige Lebenssituation wird es also sein, wie und auf welchem Niveau wir uns um die Erhaltung, Qualifizierung und angemessene Entwicklung unserer bestehenden Häuser, Quartiere und Städte kümmern werden. Bereits im Zusammenhang mit den Verhandlungen zum Koalitionsvertrag der aktuellen sog. Ampelkoalition hat sich die Vereinigung der Denkmalfachämter in den Ländern (VDL) mit dem klaren Statement „Denkmalschutz ist Klimaschutz“ positioniert und als Avantgarde einer ressourcenschonenden Reparaturgesellschaft definiert.

Maßnahmen an Denkmälern liefern ein breites Spektrum an Lösungen für einen wirksamen Klimaschutz im gesamten Baubestand und darüber hinaus: Verlängerung der Nutzungsdauer, Eingriffsminimierung und Identitätsstiftung als Grundsätze der Denkmalpflege erweitern als erprobte Kulturtechniken die Lösungsmöglichkeiten, mit denen wir unsere gestaltete Umwelt bewahren und weiterentwickeln können. Kulturdenkmäler sind langlebig, nachnutzbar, reparierbar und bestehen aus dauerhaften Materialien und Konstruktionen. So sind Denkmäler und Denkmalpflege perfekte Beispiele für Green Culture.


„Kultur der Umsicht“

Denkmalpflegerisches Denken und Handeln meint, die gebaute Umwelt als gegeben zu nehmen, diese sorgfältig zu bewerten und Leitlinien zu einem behutsamen Umgang zu entwickeln. Die dahinterstehende Haltung lässt sich als eine „Kultur der Umsicht“ beschreiben.

Das spezifische Angebot der Denkmalpflege ist ein historisches Wissen über ressourcenschonendes und werterhaltendes Bauen. Diese Kenntnisse können, ganz im Sinne der „Deklaration von Davos: Eine hohe Baukultur für Europa (2018)“, dialogisch genutzt werden gerade bei der Entwicklung von Leitbildern für zeitgenössisches, zukunftsweisendes Planen und Bauen: (Art.9) „Das Kulturerbe ist ein zentrales Element hoher Baukultur. Die Art, wie wir das Kulturerbe heute nutzen, pflegen und schützen, wird entscheidend sein für die zukünftige Entwicklung einer gebauten Umwelt von hoher Qualität.“

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