08.08.2018

Museum

Nürnbergs Depotschätze neu inszeniert

Museum of the City of New York) kann man als eines der ersten Selfies überhaupt bezeichnen. Foto: Germanisches Nationalmuseum Nürnberg

Wie sich die Fotografie zu einem eigenständigen Kunstzweig entwickelte, zeigt aktuell die Ausstellung „Licht und Leinwand – Fotografie und Malerei im 19. Jahrhundert“ im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg. Bestückt wurde die sehenswerte Schau mit Werken aus dem hauseigenen Depot. Die hauptsächliche Aufgabe bestand darin, für viele der Bilder einen zeittypischen Rahmen zu finden und die bestehenden zu restaurieren, wie Restaurator Martin Tischler berichtet.

Es gibt Fälle, da kann ein kleiner Schwindel in etwas Großartigem münden. Als Franz von Lenbach, bedeutender deutscher Maler des 19. Jahrhunderts, auf der Rückseite eines seiner Otto-von-Bismarck-Porträts dem Käufer schriftlich bestätigte, dass das Gemälde ohne fotografische Vorlage entstanden sei, entsprach das nicht ganz der Wahrheit. Denn Aufnahmen von Bismarck, die in Lenbachs Atelier entstanden waren und dem Münchner Malerfürsten als Arbeitsmaterialien dienten, zeigen eine auffällig ähnliche Pose. Dieses kleine Briefchen nahm Dr. Leonie Beiersdorf, die Leiterin der Sammlung Kunst und Kunsthandwerk 19. bis 21. Jahrhundert im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg, mit zum Anlass, eine Ausstellung über den Dialog von Malerei und Fotografie zu konzipieren. Noch bis 9. September 2018 läuft die sehr sehenswerte Schau „Licht und Leinwand – Fotografie und Malerei im 19. Jahrhundert“. Mit rund 260 Exponaten, etwa ein Drittel Gemäldebestand und zwei Drittel Fotografien, führt die Ausstellung vom anfangs sachten Umgang mit einer neuen bildnerischen Ausdrucksform, hin zur Entwicklung und Anerkennung der Fotografie als eigenständigen Kunstzweig.

In chronologischer Folge gibt die Schau einen Überblick über die thematisch unterschiedlichen Sparten der Malerei und zeigt, wie sich das Verhältnis der beiden Bildmedien im Laufe des 19. Jahrhunderts ändert, sie aufeinander reagieren, sich gegenseitig beeinflussen, aber auch miteinander konkurrieren. Dabei wird die optische Trennung von Malerei und Fotografie weitestgehend beibehalten.

„Die Ausstellung stellten wir innerhalb eines Jahres auf die Beine. Und das mit Objekten, die überwiegend bei uns im Depot lagern“, berichtet Martin Tischler, Restaurator für Gemälde und Skulpturen im GNM. Zusammen mit drei freiberuflichen Restauratorinnen und einer Volontärin machte er die Gemälde, von denen viele erstmals gezeigt werden, in kürzester Zeit ausstellungsfähig. Gefördert wurde die Arbeit durch die Staedtler Stiftung. „Die Gemälde wurden gereinigt, Verschmutzungen entfernt und kleinere Schäden behoben“, sagt der Restaurator. „Die hauptsächliche Aufgabe bestand darin, für viele der Bilder einen zeittypischen Rahmen zu finden und die bestehenden zu restaurieren. Denn im Zweiten Weltkrieg wurden unsere Sammlungen zum Schutz ausgelagert, wozu man die Rahmen von den Bildern trennte. Erstere wurden nicht eingelagert. Daher waren sie in sehr schlechtem Zustand“. Fehlende Ornamente wurden so etwa in Gips nachgegossen und vergoldet, um die Gesamtkonzepte aus Bild und Rahmen der jeweiligen Zeit wieder sichtbar zu machen. „All das hat unserer Sammlung 19. Jahrhundert natürlich einen großen Schub gegeben“, resümmiert Martin Tischler.

Lesen Sie weiter in der RESTAURO 5/2018, www.shop.de

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