30.05.2014

Projekte

Neue Meisterhäuser für Dessau

Repariert habe man die berühmte Meisterhaussiedlung, heißt es in Dessau. Repariert, nicht rekonstruiert. Diese Sprachregelung ist Politikern, Denkmalschützern und Architekten wichtig, denn jahrzehntelang wurde über den Umgang mit der berühmten Meisterhaus-Siedlung nahe den noch berühmteren Bauhausgebäuden in Dessau gestritten. Laut waren die Stimmen, die einen Neubau der beiden 1945 von einer Bombe getroffenen Häuser – dem Einzelhaus Gropius und der Doppelhaushälfte Moholy-Nagy – ablehnten.

Doch nachdem die bestehenden Meisterhäuser 1992 restauriert worden waren, wurden die Fehlstellen umso deutlicher. Nach mehreren Projekten der Stiftung Bauhaus Dessau zur Frage der „Aktualisierung der Moderne“ und mehreren Architekturwettbewerben bildete sich nicht nur bei der Stadt – als damaliger
Besitzerin der Siedlung – die Ansicht heraus, dass die gesamte Künstlerkolonie nur denkmalverträglich visualisiert werden kann, wenn auch die Baulinien und Kubaturen der zerstörten Gebäude wiederhergestellt werden.

Am 16. Mai eröffnete Bundespräsident Joachim Gauck die „reparierte Siedlung“, die nun wieder aus dem Haus von Direktor Walter Gropius und den drei Doppelhäusern Moholy-Nagy/Feininger, Muche/Schlemmer, Klee/Kandinsky besteht.

Foto: Stiftung Bauhaus/Christoph Rokitta
Foto: VG Bildkunst Bonn/Lucia Moholy
Foto: Bauhaus-Archiv, Berlin
Foto: Stiftung Bauhaus/Christoph Rokitta
Foto: Stiftung Bauhaus/Christoph Rokitta
Foto: Stiftung Bauhaus/Christoph Rokitta

Die beiden neuen Häuser entsprechen in ihren äußeren Abmessungen, der Anordnung der Baukörper und der Lage der Fenster exakt den alten. Allerdings mit „gebauten Unschärfen“, wie die Berliner Architekten Bruno Fioretti Marquez ihre Art der Reparatur des Gesamtkunstwerks Meisterhaussiedlung bezeichnen. Von außen betrachtet bedeutet das, dass jeder Einblick durch die grauen Fensterflächen verwehrt wird. Die Häuser wirken fast geisterhaft und ein wenig unwirklich. Im Inneren setzt sich das Prinzip der „gebauten Unschärfe“ elegant und unangestrengt fort. Dazu wurde die historische Lage von Geschossdecken, Wänden und Treppenhäusern zum Vorbild genommen, doch Teile der Decken und Wände wurden weggelassen. So entstanden in den Dimensionen der originalen Aufteilung ganz neue Durchblicke, Räume und Balkone, die weit entfernt von der Intimität der benachbarten, original erhaltenen Wohnhäuser scheinen und ihnen doch eng verwandt sind. Uta Baier
Eine ausführliche Besprechung der rekonstruierten Dessauer Meisterhäuser lesen Sie in Heft 07.2014.

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