03.05.2018

Beruf

Leitfaden zur Restaurierung von Federschmuck

Die Restaurierung und Konservierung von ethnografischem Federschmuck ist eine komplexe Angelegenheit. Über die fachgerechte Vorgehensweise bei Federschmuck aus Mittel- und Südamerika informiert ein jüngst erschienenes Handbuch. Zahlreiche Praxisbeispiele, Tipps und Dokumentationsvorlagen machen das Werk auch für Museologen, Ethnologen, Archäologen und Historiker interessant und lesenswert.

Federkopfschmuck: vor der Restaurierung. Foto: Archetype Publications / Betsy Burr
Zusammenfassung des Federzustands und Nummerierungssystems, auf das im gesamten Behandlungsbericht Bezug genommen wird (eine Zusammenfassung der Zustandsinformationen ist in den Tabellen 1 und 2 enthalten). Foto: Archetype Publications / Betsy Burr
Ein Federkopfschmuck nach der Restaurierung. Foto: Archetype Publications / Betsy Burr
Aufnahmen eines Federkopfschmucks während der Reinigung und Pflege mit entionisiertem Wasser. Foto: Archetype Publications / Betsy Burr

Ellen Pearlstein hat mit The Conservation of Featherwork from Central and South America ein Handbuch über die Konservierung/Restaurierung von Vogelfedern veröffentlicht, das den aktuellen Forschungsstand anhand von zahlreichen Beispielen aus der Praxis anschaulich darstellt. Darüber hinaus diskutiert sie Defizite der aktuellen Konservierungspraxis, insbesondere im Bereich der Dokumentation und präsentiert Vorschläge für Verbesserungen. Für Restauratoren, Museologen, Ethnologen, Archäologen und Historiker, die mit ethnologischen oder archäologischen Federarbeiten zu tun haben, ist diese umfassende Publikation eine ungeheure Bereicherung.

In der Einführung werden Untersuchung, Dokumentation, präventive Konservierung und Restaurierungsmaßnahmen (Reinigen, Neuausrichten, Kleben, Sichern und Ergänzen von Fehlstellen) an Vogelfedern thematisiert. Dabei greift die Autorin aktuelle Diskussionen zwischen Restauratoren und Kuratoren bezüglich der Präsentation und Konservierung/ Restaurierung von Federn auf. Das Thema der Repatriierung und rechtliche Aspekte, die im Rahmen des CITES Artenschutzübereinkommen den Umgang mit Federobjekten beeinflussen, werden vorgestellt.

Die Autorin gibt in ihrer Publikation zahlreiche hilfreiche Tipps zur Untersuchung, Dokumentation und Konservierung/Restaurierung von Vogelfedern. Sie zeigt zum Beispiel, dass Untersuchungen im UV-Licht (365 nm) eine bedeutende Hilfe bei der Identifikation von Vogelfedern bieten können, da nur einige der an der Farbgebung beteiligten Bio-Pigmente fluoreszieren.

Es wird eine von der Autorin entwickelte Dokumentationsvorlage vorgestellt, die erstmals eine exakte, vereinheitlichte Beschreibung und Dokumentation von Federn ermöglicht. Dabei können sowohl ihre charakteristischen Merkmale, Verarbeitungs- und Modifikations-techniken als auch ihr Erhaltungszustand systematisch erfasst werden. Diese technischen Detailinformationen geben Aufschluss über die kulturelle Bedeutung von Federarbeiten. Dank des vorgestellten Leitfadens zur Dokumentation können Aufzeichnungen zukünftig in standardisierter Form erfolgen. Dadurch werden signifikante Unterschiede bzw. Übereinstimmungen in Materialwahl und Technik erkennbar und vergleichbar.

Im zweiten Teil der Publikation werden insgesamt sechs Fallstudien zur Untersuchung und Konservierung/Restaurierung von Federobjekten vorgestellt. Die Beiträge stammen von Studentinnen und Studenten des Getty Programs der University of California Los Angeles (UCLA), die Artefakte aus den Sammlungen des Fowler Museums bearbeitet und anhand der neu vorgestellten Richtlinie dokumentiert haben.

Ellen Perlsteins Publikation ist ein wichtiger Leitfaden für alle, die mit Federobjekten aus ethnologischen und archäologischen Sammlungen arbeiten; ihr Beitrag wird ohne Zweifel einen nachhaltigen interdisziplinären Einfluss auf Umgang, Ausstellung und Konservierung/ Restaurierung von Federobjekten haben. Ihrer Arbeit ist uneingeschränkt ein breiter Leserkreis zu wünschen, denn die Komplexität von Federarbeiten wird oft verkannt und erst anhand von Detailinformationen deutlich. Es ist zu hoffen, dass durch eine detailliertere, vereinheitlichte Dokumentation von Federobjekten künftig eine gesteigerte Wertschätzung hervorrufen wird, so dass Federn besser konserviert werden.

Informationen zum Buch: The Conservation of Featherwork from Central and South America; Ellen Pearlstein (Hrsg.); Verlag: London, Archetype Publications Ltd. 2017; 106 Seiten, 205 Farbabbildungen; ISBN: 978-1-909492-39-4

Noch ein Hinweis: Demnächst erscheint auch eine englische Version der Buchrezension in der IIC (International Institute for Conservation of Historic and Artistic Works) News in Conservation.

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