Die Fußball-Europameisterschaft 2016 ist vorbei, doch wer nicht genug von dem liebsten Mannschaftssport der Deutschen hat, dem empfiehlt sich ein Besuch im Fußballmuseum in Dortmund. In der Dauer- und den wechselnden Sonderausstellungen inszenieren Originalobjekte der deutschen Fußballgeschichte seine Hochphasen, Spielerlegenden und Turniererfolge. So wird ein Sport zum Mittelpunkt, der eine ganze Nation und deren Kultur prägt. RESTAURO sprach mit Museumsdirektor Manuel Neukirchner über die Exponate und welche konservatorischen Maßnahmen für die Ausstellung an ihnen durchgeführt werden mussten.
Herr Neukirchner, das Museum wurde 2015 eröffnet, nach drei Jahren Bauzeit, langwieriger Planung und 10.220 recherchierten Objekten: Wie kamen Sie an die Objekte, von denen sich ein Teil sicherlich in privatem Besitz befand?
Grundlage war eine umfassende Recherche zum Thema Fußballgeschichte. Dadurch ergaben sich vielfältige Kontakte zu Archiven, Museen und privaten Leihgebern, die neben dem Bestand des DFB-Archivs in Frankfurt den überwiegenden Anteil der ausgestellten Exponate zur Verfügung stellen. Wir sind kein wissenschaftlich arbeitendes Museum und besitzen kein museales Sammlungskonzept im herkömmlichen Sinne. Wir haben vielmehr nur Exponate überführt, die wir in unserer Ausstellung tatsächlich zeigen. Das Deutsche Fußballmuseum versteht sich als ein erlebnisorientiertes und sehr mediales Ausstellungshaus. Die gezeigten Exponate erfüllen szenografische Zwecke, immer unter der Maßgabe, die Fußballgeschichte in Deutschland generationsübergreifend erlebbar zu machen.
Zu den Ausstellungsobjekten gehören unter anderem Textilien, wie das Trikot von Oliver Bierhoff, Mario Götzes Schuhe, mit denen er das WM-Tor 2014 schoss, die vier Pokale der bisher gewonnen WMs sowie der originale Endspielball von 1954: Wie gehen Sie mit diesen verschiedenen Materialien konservatorisch um?
Das Haus verfügt über eine Lüftungsanlage, sodass die Temperatur und die Frischluftzufuhr im Inneren reguliert werden kann. Für die Klimaherstellung in den Vitrinen arbeiten wir mit externen Fachkräften aus dem Bereich der Restaurierung und Konservierung zusammen, da wir für diese Bereiche, entsprechend unseres Gesamtkonzepts, keine eigenen Planstellen vorhalten. In regelmäßigen Abständen werden mit digitalen Datenloggern die Werte in den Vitrinen kontrolliert. Jede Vitrine ist individuell für die einzelnen Ausstellungsbereiche angefertigt worden und auch die Beleuchtung der Exponate ist individuell nach deren konservatorischen Anforderungen eingestellt. Zur Anwendung kommen ausschließlich LEDs, die innerhalb der Vitrinen einen Wert von unter 50 Lux betragen.
In welchem Zustand befanden sich die Objekte ursprünglich?
Einige Exponate wurden von Restauratoren aufbereitet oder gereinigt. Es gab zum Beispiel angelaufenes Metall mit Korrosionsspuren, löchrige oder verfärbte Textilien, verschmutztes Leder und gerissenes und/oder verfärbtes Papier. Andere Exponate wurden schon vor der Einbringung durch die jeweiligen Besitzer konservatorisch vorbereitet, beispielsweise das Trikotemblem der Nationalelf von 1909 (Stadtgeschichtliche Museum Leipzig). Es wurde in einem flachen Neigungswinkel aufgebunden und in eine extra gefertigte Vitrine mit eigenem Klima eingerichtet.
Ein anderes Beispiel ist ein Baumwoll-Trikot von Günter Netzer, das restauratorisch aufbereitet wurde. Mit der Textilrestauratorin ist besprochen worden, dass die originalen Verschmutzungen aus den 1970er Jahren erhalten bleiben und die einzelnen Fehlstellen im Gewebe verschlossen werden, um einen weiteren Gewebezerfall vorzubeugen.
Und in welchen Abständen halten Sie eine Restaurierung notwendig?
Durch unsere regelmäßigen Vitrinenkontrollen haben wir mögliche Veränderungen der Materialbeschaffenheit der Exponate im Blick. Bei Bedarf werden Abweichungen dokumentiert, an den jeweiligen Leihgeber weitergegeben und nach deren Einverständnis restauriert.
Was ist bei so „jungen“ Materialien wie dem Stoff eines Fußballtrikots aus dem 20. Jahrhundert zu beachten, wenn es aus seiner ursprünglichen Gebrauchsfunktion zu einem Ausstellungsobjekt umfunktioniert wird?
Auch bei diesem Thema greifen wir auf externe Fachkräfte zur Restaurierung und Konservierung zurück. Grundsätzlich achten wir bei der Präsentation der Trikots darauf, dass diese keinen Schaden nehmen. Die meisten Trikots werden auf gepolsterten Figurinen gezeigt. Die wenigen Trikots, die aus szenografischen Gründen gefaltet werden mussten, sind ebenfalls mit Vlies ausgepolstert und zusätzlich mit Molton unterfüttert.