14.09.2017

Beruf

Knapper Kulturetat und mehr

Seine Tätigkeitsschwerpunkte liegen im Bereich Steinrestaurierung

Restauratoren balancieren häufig zwischen dem wissenschaftlichen Anspruch und der Wirtschaftlichkeit ihrer Arbeit. Dass besonders im Kultursektor der Etat immer knapp bemessen ist, erschwert den Wettbewerb zusätzlich. Und auch mit dem fehlenden Schutz der Berufsbezeichnung sieht sich der Berufsstand konfrontiert.

 

 

Der Weg der Seine, die Spur der Steine, der Stolpersteine, der Feldsteine oder Findlinge: Steinrestaurierung ist kein leichtes Unterfangen. Steinhart aber ist der Naturstein selten, gelegentlich ist er der Stein des Anstoßes. Der Spagat zwischen wissenschaftlichem Anspruch und der Wirtschaftlichkeit ist ein Balanceakt. Die durchaus berechtigten Anforderungen der Denkmalämter an die Qualität der Restaurierungsdokumentationen sind im Wettbewerb leider kaum bezahlbar. Daran sind wir aber auch selbst Schuld, wenn wir die Leistung nicht Kostendeckend anbieten, um uns eine Chance auf die Auftragsvergabe zu bewahren und nicht das Kulturdenkmal.

Es beschäftigt uns auch der knappe Kulturetat. Gespart wird, koste es was es wolle, meistens zu Lasten des Denkmals. Der Konkurrenzkampf wirkt zudem kontraproduktiv. Denn nicht nur der Steinmetz kann einen Stein in den Weg legen beim Problem der Abgrenzung von Handwerk und Restaurierung. Sind wir Konservatoren oder Master-, Diplomrestauratoren? Wie verhält es sich mit Bachelorrestauratoren? Dürfen sie so viel oder so wenig restaurieren wie Restauratoren im Handwerk? Wer legt die Zuständigkeiten fest, und wer kontrolliert sie? Hier könnte die oft gewünschte Verklammerung der studierten Restauratorenschaft eine Klarheit schaffen.

Diese Möglichkeit des Berufsschutzes steht aber in weiter Ferne. Nur in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt sorgen Landesrestauratorengesetze für etwas Klarheit. Wer hier in seinem nachgewiesenen Fachgebiet (oder auch Fachgebieten) gelistet wurde, hat die Befähigung nachgewiesen, sich Restaurator nennen zu dürfen – eine Art Güte- und Qualitätssiegel, das durchaus dem Präqualifikationslabel gegenübersteht. Die Eintragung schafft damit auch Klarheit in der Abgrenzung der Tätigkeitsbereiche gegenüber dem Handwerk. Der Bauherr kann sehen, wer geeignet sein könnte und hat die Gewissheit, eine Fachkraft im Bereich der Konservierung und Restaurierung zu finden – und nicht in der Restaurierung. Der Restaurator ist hier zudem nicht mehr von den örtlichen Denkmalbehörden und ihrer Listen abhängig, wo öfters persönliche Befindlichkeiten über die Auftragslage entscheiden als mühsam erworbene Qualifikationen.

Eine bundeseinheitliche Regelung ist unabsehbar, denn bei der Kultur gilt Länderhoheit. Die Einführung eines Restauratorengesetzes in weiteren Bundesländern scheiterte bislang an politischen Machtspielen. Hier ist entscheidend, wer den Gesetzentwurf einbringt, aber eine Änderung der Machtverhältnisse kann schnell den langen und steinigen Weg beenden. Es gehört viel Enthusiasmus und auch uneigennütziges Engagement zum Beruf, das sollte man wissen. Der Beruf ist Berufung und nicht notwendiges Übel zum Broterwerb. Steinreich werden wir Restauratoren bestimmt nicht. Es ist genau abzuwägen welche Vorgehensweise, welche Verfahren und welche Materialien unter welchen Rahmenbedingungen angewendet werden sollten. Dieses zeigt die Komplexität des Themas, bei dem unterschiedliche Einflüsse mitspielen.

Viele denkmalpflegerische Prozesse können nicht katalogisiert werden, nicht in DIN-Normen gepresst werden. Manche Leistungen sind überhaupt nicht beschreibbar, und sollen doch ausgeschrieben werden. Da stehen einem die Haare zu Berge, oder man bekommt zu allem Überdruss gleich graue. In der Fachpresse ist schon mal die Rede von Sanierung, Renovierung oder Restaurierung, alles kunterbunt durchgemischt. Die Rekonstruktion kann als Widerherstellung eines verlorenen Zustandes bezeichnet werden, aber hierzulande nicht als Restaurierung, wobei wir beim selben Wortstamm sind. Dies macht die feinen Unterschiede in diesem Fachgebiet aus, hier kommt es auf das Feingefühl an wie in der alltäglichen Umsetzung der Berufsaufgaben. Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung sind ein gangbarer Weg. Den Stein der Weisen werden wir nicht finden, aber bessere Lösungen zur Erhaltung unserer Denkmale und Denkmäler.

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