Entgegen deren Konzept hat die Regierung ganz andere Wiederaufbaupläne: Ein Gerüst aus Stahl, finanziert durch ausländische Investoren. Binita Magaiya, verantwortliche Architektin von Rebuild Kasthamandap, erklärt: „Das Gebäude gab Kathmandu seinen Namen. Es von einem ausländischen Investor wieder aufbauen zu lassen – was für eine Ideologie wäre das?“ Und es geht auch um den Erhalt des Knowhows im Land: „Wir wollen unser Handwerk bewahren. Das ist unsere letzte Chance – an anderen Projekten hängen schon die Flaggen der Investoren.“
Das Kasthamandap befand sich am Durbar Square, dem Zentrum von Kathmandu – und war eines der ältesten Holzgebäude der Welt. Dass es sich bei diesem Konflikt auch um einen emotionalen handelt liegt daran, dass es ein Gebäude für das Volks war, während Paläste für die Könige und Tempel für die Götter errichtet wurden. Der offene, pagodenartige Pavillon („Mandap“) entstand vermutlich im späten 12. Jahrhundert an der Kreuzung der Handelswege nach Tibet und Indien. Händler nutzen ihn zur Akklimatisierung und zur Lagerung ihrer Waren.
Bis 2015 überstand die traditionelle Holzkonstruktion alle Erdbeben in der Geschichte des Landes und wurde für unterschiedliche Zwecke wie auch als Unterkunft für Bedürftige genutzt. Zuletzt fand dort eine Blutspendenaktion statt – mehrere Menschen kamen beim Einsturz ums Leben. Dass die Konstruktion kollabierte, lag an einer unzureichenden Restaurierung in den 1960ern: Zum Anlass von Queen Elizabeth II. Besuch in Nepal wurde der Bau zwar piekfein hergerichtet. In Sachen Erdbebensicherheit wurde aber gepfuscht. So wurde eine der vier Stützen ohne Balkenschuh am Boden befestigt – diese rutschte beim Beben weg und brachte das Kasthamandap zum Einsturz.
Mehr zum Thema gibt es in der RESTAURO-Ausgabe 1/2018, die am 8. Januar 2018 erscheint.