Antikisierende Interieurs als Spiegel der Lebenskultur
Bauforscher und Restauratoren entdeckten ein wertvolles Stück Geschichte in Bützow: Auf einer hölzernen Trennwand wurden qualitätvolle Malereien aus der Zeit zwischen 1810 und 1830 freigelegt.
Bützow, eine Kleinstadt im Landkreis Rostock, birgt einen kulturhistorischen Schatz. Bei der Sanierung eines Gebäudes, das kurz nach 1730 mitten in der Altstadt errichtet wurde, sind jetzt Malereien aus der Zeit zwischen 1810 und 1830 freigelegt worden.
Der Greifswalder Bauforscher Torsten Rütz hatte in dem Fachwerkbau auf einer hölzernen Trennwand mit zwei Durchgängen die gemalten, klassizistische Türumrahmungen entdeckt, die aus mehreren Bändern mit Schattenstrichen und gebogenen Schatten in den oberen Eckbereichen auf weißer Grundierung, Weinblattfriese und je eine Supraporte einschließlich Rahmung bestehen.
Nach Einschätzung unseres Autors und Diplom-Restaurators Boris Frohberg, der beauftragt wurde, sich mit dem Befund zu beschäftigen, ist die polychrome Malerei der Supraportenfelder sehr qualitätvoll ausgeführt und zeigt plastische Obstschalen (Weintrauben und Birnen mit Blätterranke) auf steinimitierender Standfläche in gemalter bogenförmigen Nische mit einer Marmorimitation als Hintergrund. „Solche gemalten antikisierenden Interieurs in aufgeklärten stadtbürgerlichen Wohnmilieus als Spiegel der Lebenskultur sind schon zu Raritäten geworden, so dass Fragmente davon, wie etwa die in Bützow, bereits Seltenheitswert haben“, erklärt der BerlinerDiplom-Restaurator. „Es gibt dennoch in Güstrow, Burg Schlitz, Bad Doberan, Wismar und Ludwigslust zeitgleiche Gestaltungen.
Weitere Untersuchung der wertvollen Befunde sinnvoll
Über der ersten Fassung sind im Raumbereich bis zu acht Fassungen, im Alkoven dagegen bis zu zwanzig gefasste, oder bedruckte Papierschichten bis zum erneuten Umbau um 1910, nachgewiesen worden.“ Die Trennwand, auf der sich die Malereien befinden, wurde erst um 1810 eingefügt. Das Kämmerchen dahinter besitzt keine Fenster. Was darin aufbewahrt wurde oder wie diese genutzt wurde, bleibt vorerst ein Rätsel. Boris Frohberg hält in jedem Fall eine weitere Untersuchung der wertvollen Befunde für sinnvoll, aber ohne ein Konservierungs- und Finanzierungskonzept für problematisch, da jede Freilegung eine größere Finanzierungslücke bei der Untersuchung, Dokumentation und Konservierung eröffnet. Nachtragsangebote wurden vom Bauherrn mit Verweis auf den Kostenrahmen abgelehnt.
„Jetzt sollten alle Möglichkeiten der Finanzierung mit Vertretern der Stadt Bützow ausgelotet werden“, betont der Restaurator. „Im Hinblick auf eine Dokumentation dieses stadtgeschichtlich und kulturgeschichtlich herausragenden Befundes sieht Herr Dr. Schirmer vom zuständigen Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern, aus fachlich-denkmalpflegerischer Sicht eine entsprechend öffentlichkeitswirksame Aufbereitung neben der Konservierung als notwendig an.“