Gruftarchäolgie? Noch eine Archäologie im Rahmen einer sich immer weiter differenzierenden und spezialisierenden Disziplin?
Noch googlet sich Gruftarchäologie nur schwer, und einen Wikipedia-Artikel gibt es auch nicht. Vermutlich tauchte der Begriff erstmals 2011 auf der „Transmortale“ genannten Tagung auf, die gemeinsam von der Universität Hamburg und dem Museum für Sepulkralkultur in Kassel veranstaltet wurde. Die Protagonisten, die das Thema vorgestellt hatten, sind dieselben, die jetzt auch für das anzuzeigende Buch verantwortlich sind. Sie arbeiten teilweise schon viel länger unter der Erde, dokumentieren Grüfte, kämpfen mit Pilz- und Schimmelbefall und oft genug nicht nur mit den natürlichen Erscheinungen von Vergänglichkeit, sondern auch mit den Folgen falscher Maßnahmen in der Vergangenheit oder sogar mit purem Vandalismus. Und was kann man tun, wenn sich in der Gruft verbogene Särge übereinander stapeln? Wohin mit den oftmals mumifizierten sterblichen Überresten, ihren Kleidungsstücken und Grabbeigaben? Was kann wie, mit welchem Aufwand und mit welchem Ergebnis gerettet, restauriert und vielleicht einer Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden? Wobei sich das Autorenkollektiv ganz dezidiert auch mit ethischen Fragestellungen konfrontiert weiß. Was darf man mit diesen Leibern tun, die vor geraumer Zeit hier zur letzten und ewigen Ruhe gebettet worden sind? Und sie lassen es beileibe nicht mit der Pietät bewenden, sondern beleuchten auch die juristischen Hintergründe, wenn es um das Eigentum an den Leichnamen oder den Grabbeigaben geht.