Zwischen 1994 und 1999 fanden am Grünen Gewölbe Dresden zwei Konservierungsprojekte statt, die der Erhaltung der prunkvollen emailverzierten Goldschmiedearbeiten aus der Zeit August des Starken dienten. Die Arbeiten führte das Fraunhofer ISC durch. Rund 20 Jahre später überprüfen Wissenschaftler nun, ob ihre Methoden erfolgreich waren.
Das Ergebnis nach rund 20 Jahren
Das Grüne Gewölbe in Dresden ist eine der kostbarsten und umfangreichsten Schatzkammern Europas. Besonders prunkvoll sind emailverzierte Goldschmiedearbeiten aus der Zeit August des Starken von Sachsen (1670–1733). Der Erhalt des empfindlichen Emails war jedoch durch Korrosion und Schadstoffweinwirkung in Gefahr. Vor rund 20 Jahren entwickelte das Fraunhofer ISC daher ein spezielles Hybridpolymer, um feine Rissmuster aufzufüllen, Abplatzungen zu verkleben und das geschädigte Email wieder besser auf dem rauen Golduntergrund zu fixieren. Damit sollte ein Fortschreiten des Zerfalls verhindert werden.
Neue Untersuchungen bestätigen nun den Langzeiterfolg der damaligen Maßnahmen. Das verwendete anorganisch-organische Hybridpolymer, dessen Eigenschaften gezielt auf die Restaurierung geschädigter Emails zugeschnitten waren, konnte langfristig weitere Degradationserscheinungen verhindern und gleichzeitig eine unveränderte Erscheinung der Goldschmiedearbeiten ermöglichen. Aufgrund dieses Erfolges sollen jetzt weitere Objekte aus dem Grünen Gewölbe – darunter hochempfindliche Elfenbein- und Bergkristallschätze – restauriert werden. Wie bei den Emails auf Goldoberflächen müssen Elfenbein und Bergkristall durch Infiltrationsklebungen gefestigt werden. Die Brillanz und der ursprüngliche Farbeindruck der Schätze müssen dabei erhalten bleiben.
Dafür erarbeiten die Forscher des Internationalen Zentrums für Kulturgüterschutz und Konservierungsforschung IZKK ein nach aktuellen REACH-Verordnungen modifiziertes, umweltverträgliches Material. Bevor das neue Hybridpolymer an den wertvollen Emailkunstwerken zum Einsatz kommt, erfolgen zur Sicherheit Tests anhand von Modellproben, die zur Simulation des vorhandenen Schadensbildes beschleunigt gealtert und gezielt geschädigt werden.
Auch international gefragt
In enger Zusammenarbeit mit der Restaurierungswerkstatt des Grünen Gewölbes werden neben der Syntheseentwicklung Empfehlungen zur praktischen Anwendung und zur Aufbewahrung erarbeitet. Da das Restaurierungsmaterial mittlerweile europaweit nachgefragt wird, sollen die gemeinsamen Erfahrungen an die interessierten Fachkreise weitergegeben werden. Zukünftig wird das Internationale Zentrum für Kulturgüterschutz und Konservierungsforschung IZKK des Fraunhofer ISC dafür nationale und internationale Kurse anbieten.